Ein Gewusel aus bunten Farben: Das Lager der Occupy-Bewegung hielt Erik Scxhmidt in seinen Bildern fest. Fotos: Gogol

Ungeplant und zufällig – das gilt gleich für zwei Aspekte der neuen Ausstellung im Haus am Waldsee. Zum einen eröffnet Erik Schmidt seine Schau „Downtown“ zwei Monate früher als eigentlich geplant – Grund dafür ist die abgebrochenen Ausstellung der Künstlerin Elke Silvia Krystufek. Zum anderen sind die Bilder zur Occupy-Bewegung im unteren Teil der Ausstellung durch einen Zufall entstanden. Er sei im vergangenen Jahr für zweieinhalb Monate nach New York geflogen, um neue Ideen, neue Motive zu sammeln, erzählte der Künstler am Donnerstag. Zufällig bezog er eine Wohnung direkt an der Wallstreet, wo zwei Tage später die Demonstrationen gegen die Banken begannen. Jeden Tag hatte er die Bewegung vor Augen. Er machte Fotos, aus denen dann später diese Schau entstehen sollte.

Entscheidend bei diesen Bildern sei der Blick des Künstlers, erläuterte Dr. Katja Blomberg, Leiterin der Galerie für moderne Gegenwartskunst. Sie zeigen schlafende Menschen, diskutierende Menschen, Menschen, die mit sich beschäftigt sind. Schmidt zeige nicht Spektakuläres, sondern das Alltäglich. Und das unterscheide sich deutlich von den Bildern, die die Medien lieferten. Allerdings basiert eines der Bilder Schmidts auf einem solchen Bild aus den Medien. Es zeigt die Verhaftung einer jungen Frau, die sich dagegen wehrt. In seiner Aktion und Bewegung unterscheidet es sich deutlich von den anderen, eher ruhigen Bildern.

Er habe die Menschen zeigen wollen, wie sie nichts tun und das in einer Stadt wie New York, in der alle immer beschäftigt und in Eile sind. Das sei die eigentliche Provokation gewesen, so Schmidt.

Schmidt zeigt in seinen Bildern den Alltag der Demonstranten, nichts Spektakuläres.

Ihn habe vor allem fasziniert, wie sich das Bild auf der Straße veränderte, wie es sich verdichtete, wie es bunt wurde durch die Schlafsäcke und Plastiktüten oder blau, wenn die Menschen bei Regen ihre Habseligkeiten mit Plastiktüten abdeckten.

Das sei das Besondere an den Bildern, findet auch Blomberg: Dass Schmidt mit einer künstlerischen Intention an die Arbeit ging, die Betrachter aber damit zur politischen Reflexion animiere.

Doch nicht nur gemalt hat Schmidt. Für ihn gehört das Er- und Durchleben zur Kunst dazu. Und so erwartet die Besucher gleich im ersten Ausstellungsraum eine Videoinstallation. Auf drei Bildschirmen kann man sehen, wie Schmidt die Occupy-Bewegung in Gestalt dreier Demonstranten noch einmal nachempfindet. Gedreht wurden die Sequenzen im vergangenen Frühjahr in New York.

Gleich daneben zeigt ein Bild einen New Yorker Businessman beim Spaziergang. Dieses Bild leitet über zum Ausstellungsteil in der oberen Etage. Dort werden Arbeiten des Künstlers der vergangenen zehn Jahre gezeigt. Einzelne Bilder stehen für die Serien, in denen Schmidt meistens arbeitet. Etwa die Fronten der Häuser, in denen er einst lebte. Es gibt Bilder von Autos, mit denen der Hamburger versuchte, sich seinem neuen Lebensraum Berlin zu nähern. Dazu gehört auch eine Videoperformance mit dem Titel „Parking“.

Weitere Serien, die in Bildern und Videos angerissen werden sind die New York Businessman, Schmidts Israel-Besuch 2008 und seine viel gezeigte Jagdserie. Das Ende der Jagd- und zugleich der Beginn der „Downtown“-Serie ist das Wald-Bild. Dieses „gigantisch tolle Bild“ wie Blomberg findet, ist ein würdiger Abschluss der Ausstellung im oberen Teil des Hauses.

(go)

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Eröffnet wird die Ausstellung am Freitag, 5. Oktober. Anschließend ist sie bis 30. Dezember zu sehen. Geöffnet ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet sieben, ermäßigt fünf Euro. Zur Ausstellung gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm mit Künstlergesprächen, Führung und Konzert.