Streitbare Politikerin: Hanna-Renate Laurien soll mit einem Platz in Lankwitz geehrt werden. Foto: Bundesarchiv, B 145 Bild-F082417-0021 / Schaack, Lothar / CC-BY-SA

Der bisher namenlose Platz vor dem Rathaus Lankwitz wird nach der früheren Schulsenatorin und Präsidentin des Abgeordnetenhauses Hanna-Renate Laurin benannt. Dafür stimmte die Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf am Mittwochabend. „Der bislang unbenannte Ort – als Marktplatz hochfrequentiert – bietet einen würdigen Rahmen für das Andenken an eine allseits geschätzte Persönlichkeit, die in Lankwitz lebte und nunmehr im Herzen von Lankwitz in die Erinnerungskultur der Stadt und des Bezirks aufgenommen werden soll“, begründet die CDU-Fraktion ihren Antrag.

Laurin wurde am 15. April 1928 in Danzig geboren. Die studierte Germanistin war unter anderem Gründungsmitglied der Freien Universität, hinterließ ihre Spuren als Pädagogin in Nordrhein-Westfalen, als Kultusministerin in Rheinland-Pfalz und als Schulsenatorin in Berlin. 1991 wurde sie die erste Präsidentin des Berliner Abgeordnetenhauses. Ihre streitbare Persönlichkeit brachte der Wahl-Berlinerin schon früh den Spitznamen „Hanna-Granata“ ein.

„Laurien prägte die Berliner Schulpolitik über fast ein Jahrzehnt; schon vor ihrem Berliner Engagement hatte sie durchgesetzt, dass eine schwangere Schülerin – entgegen den damals geltenden Vorschriften – ihr Abitur ablegen konnte. Ebenso couragiert unterband sie die gängige Praxis, dass unehelich schwangere Lehrerinnen disziplinarisch zur Rechenschaft gezogen werden konnten („Zölibatsklausel“). Die einsetzende didaktisch-curriculare Planungshysterie lehnte die promovierte Altphilologin aber ebenso entschieden ab wie eine Politisierung der Schule im Sinne universitärer Seminarfolklore der 1970er Jahre“, schreibt die CDU-Fraktion in ihrem Antrag.

Seit 1981 lebte Laurien in Lankwitz, erst kurz vor ihrem Tod musste sie ihre Wohnung aufgeben und zog in eine katholische Senioreneinrichtung in Lichterfelde. Im Bezirk ansässig ist ebenfalls ihre Lankwitzer Heimatgemeinde Mater Dolorosa.

Als eine „prägende politische Persönlichkeit der letzten Jahrzehnte“ würdigte Bundeskanzler Angela Merkel Laurin, als diese 2010 verstarb.

Nach fünf Jahren sei es nun angemessen, „eine der wenigen herausragenden Berliner Landespolitiker jüngerer Zeit in die Erinnerungskultur ihres Heimatbezirkes Steglitz-Zehlendorf in Form einer Platzwidmung aufzunehmen“, so die CDU.

(go)