Badende Hunde im Schlachtensee werden bald der Vergangenheit angehören. Archiv-Foto: Gogol

Dass der Informationsabend zum Hundeverbot an Schlachtensee und Krumme Lanke hitzig werden würde, war wohl jedem klar, der am Mittwochabend den Weg in den Henry-Ford-Bau antrat. Nur wer würde kommen – nur Gegner des Verbotes oder auch Befürworter? Die Reaktion auf die Begrüßung der Gäste von Bezirksstadträtin Christa Markl-Vieto (Grüne) gab die Antwort. Auf ihre Aussage, sie wolle keinen Kompromiss, sondern die beiden Seen den Badenden und Erholungssuchenden zur Verfügung stellen, folgte lauter Applaus durchmischt mit Buhrufen. Diese – scheinbare – Zweiteilung des Publikums konnte auch währen des Abends nicht aufgelöst werden. Auch die noch vor Beginn der Ausführungen, warum es eigentlich zum Verbot gekommen war und wie die Neuregelung an den beiden Gewässern ab 15. Mai aussehen soll, gestellte Frage nach der Sinnhaftigkeit des Abends, wenn doch schon alles entschieden sei, zeigte die Richtung an, die der Abend nehmen würde. „Alibiveranstaltung“ und „Rechtfertigungsveranstaltung“ schallte es durch den Audimax, in dem sich rund 500 Bürger eingefunden hatten.

Hundebesitzer fühlen sich diskriminiert

Kritik von Seiten der Gegner gab es vor allem an der Vorgehensweise von Bezirk und Senat. Man sei an der Entscheidung nicht beteiligt worden, klagte Gisela Düllberg von der Initiative „Berliner Schnauze“. Sie fühle sich als Hundebesitzerin diskriminiert. Zudem arbeiten Bezirk und Senat mit falschen Zahlen und Aussagen, so der Vorwurf.

 Zumindest beim ersten Teil gab es durchaus auch Zustimmung von den Befürwortern des Verbotes. Zu denen gehörte der Schlachtensee-Anwohner Götz Eschenbach, der für sie stellvertretend auf dem Podium saß. Grunewaldsee und Halensee würden „seit Jahren totgeschissen“, erklärte er. Das befürchte er auch für Schlachtensee und Krumme Lanke. Die Hunde würden aus anderen Bezirken und dem Umland „angekarrt“, um dort frei laufen zu können. Auf seinem zweijährigen Enkel habe ein Hund gesessen, berichtet Eschenbach. Als Antwort habe er vom Hundehalter zu hören bekommen, was er denn wolle, schließlich sei es doch ein Hundeauslaufgebiet.

 Auch andere Anwohner, die sich aus dem Publikum zu Wort meldeten, berichteten von unhöflichen, teilweise aggressiven Hundehaltern. Hundehalter aus dem Publikum hielten mit Geschichten von ebensolchen Nicht-Hunde-Besitzern dagegen.

Emotional wurde die Diskussion geführt. Ein kleines Mädchen meldete sich zu Wort, das sagte, dass sie Angst vor Hunden habe, „weil die einen immer anspringen“. „Es kann nicht sein, dass Hunde mehr Rechte haben als Kinder“, fand eine Mutter.

 Melanie Knies, Inhaberin der Agentur „Berlin mit Hund“ hingegen betonte, wie viel Gutes Hunde auch tun, dass sie ältere Menschen vor der Vereinsamung bewahren, sie erinnerte an den Einsatz von Therapiehunden. Und, wenn es um die Verunreinigung mit Hundekot ginge, müsse man auch über die Verunreinigung durch menschliche Hinterlassenschaften reden.

Mehr Kontrollen, höhere Strafen

Fehlende Toiletten, fehlende Müllkörbe, Vermüllung durch feiernde Jugendliche – all das kam an diesem Abend zur Sprache. Man wisse darum und kümmere sich auch darum, versprach die Stadträtin.

 Mehrfach wurden Forderungen nach einem Kompromiss laut. Doch wie der aussehen könnte, da gab es unterschiedliche Vorstellungen. Eine saisonale Regelung forderte zum Beispiel Knies, für andere ist die jetzige Regelung bereits ein Kompromiss – ein See für die Hunde, zwei für die Menschen; ein Anwohner meinte hingegen, es wäre ein Kompromiss, wenn die Hundebesitzer die Hälfte des Grunewaldsees wieder herausgeben würden. Andere sahen gar keine Möglichkeit für eine Einigung.

 Einige der Menschen, die sich zu Wort meldeten, fragten sich, wie die neue Regelung denn umgesetzt und kontrolliert werden soll beim bestehenden Personalmangel im Ordnungsamt. Beispiele aus anderen Städten, wie New York, wo drastische Geldstrafen verhängt werden, wurden herangezogen. Auch brauche es mehr Hundeauslaufgebiete in der Stadt, um den Grunewald zu entlasten.

 Immer wieder betonte Staatssekretär Christian Gaebler, dass das Badeverbot für Hunde im See auch jetzt schon gelte, neu sei lediglich, dass der Auslaufgebiet von den Seeufern zurückgezogen werden. Nur vier Prozent des Hundeauslaufgebietes gingen dadurch verloren, das dann immer noch über mehr als 700 Quadratmeter groß ist. Es sei der „Geburtsfehler des Hundeauslaufgebietes“ gewesen, es bis an das Wasser zu ziehen, erklärte Dr. Michael Gödde, Referatsleiter Natur, Landschaftsplanung und Forsten in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt.

 Als Verwaltung müsse man die Rechte aller aufgreifen, auch der Menschen, die sich durch die Hunde am Schlachtensee gestört fühlen, so Markl-Vieto. An die Hundehalter gerichtet sagte sie: „Sie müssen einsehen, dass das jetzt zwei Jahre lang nicht für sie ist, sondern für die anderen.“

 Zwei Jahre lang wird das Verbot zunächst gelten und soll anschließend evaluiert werden. Auch die Anregungen des Abends würden dabei berücksichtigt werden, ebenso die Rückmeldungen über die Homepage www.bhskl.de sowie eines weiteren Gesprächsabend, den die Bezirksstadträtin ankündigte, wenn auch noch ohne Termin.

(go)