Die Fragmente der Wandmalereien sind antiken Ursprungs ergab jetzt eine wissenschaftliche Untersuchung. Foto: Ute Joksch/SPSG

Die Wiederherstellung der Kleinen Neugierde im Schlossgarten Glienicke in Berlin geht weiter erfolgreich voran. Dank einer Ramanspektroskopie konnte nun geklärt werden, ob die Wandmalereifragmente tatsächlich antiken Ursprungs sind oder ob es sich dabei um Stücke aus dem 19. Jahrhundert. Das Ergebnis: Die Fragmente sind antik.

Mit Hilfe der Ramanspektroskopie, benannt nach dem indische Physiker Sir Chandrasekhara Venkata Raman, werden die Moleküle einer Probe mit Hilfe eines Lasers in Schwingungen versetzt. Eine Analyse des Streulichts erlaubt Rückschlüsse auf die Natur der Moleküle. Mit Hilfe des Verfahrens können beispielsweise Pigmente, Farb- und Füllstoffe, Bindemittel, mineralische und organische Grundbestandteile sowie Umwandlungs- und Korrosionsprodukte in und auf Kunstobjekten untersucht werden. Die Analysen sind weitgehend zerstörungsfrei  und kommen mit minimalen Proben aus.

Bei der Untersuchung der Fragmente aus dem Schlossgarten Glienicke konnte das Pigment Ägyptisch Blau nachgewiesen werden. Das Pigment wurde zu Zeiten der frühen ägyptischen Dynastien sowie in der Antike von den Griechen und Römern häufig verwendet. Mit Beginn der Völkerwanderungszeit gerieten das Pigment und dessen Herstellungsverfahren jedoch mehr und mehr in Vergessenheit. Letzte vereinzelte Belege stammen aus dem 9. Jahrhundert.

Die Kleine Neugierde vor Beginn der Sanierungsarbeiten. Foto: Jörg P. Anders/SPSG

Die Kleine Neugierde wurde 1796 vermutlich von Ephraim Wolfgang Glasewald(t) als Antentempel errichtet. Sie diente als Teepavillon mit Aussicht auf den Verkehr auf der Chaussee nach Potsdam. Auf Wunsch des Prinzen Carl von Preußen und seiner Frau Prinzessin Marie von Sachsen-Weimar-Eisenach baute Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) den Pavillon 1825/26 in strengerem Stil um. 1847/48 wurde eine florentinische Renaissance-Arkade als Fassade eingefügt und zugleich die Giebelzone ornamental verziert. Die Vorhalle wurde seit Mitte des 19. Jahrhunderts mit einer Sammlung antiker Inschriftentafeln, Mosaiken, Wandmalereifragmente und Reliefs zu einer Art Lapidarium umgestaltet. An der Ostfassade wurden ebenfalls mehrere Relieffragmente und ein Säulenfragment eingelassen.

Nach dem zweiten Weltkrieg galt die Kleine Neugierde als zu 40 Prozent zerstört und wurde von 1961 bis 1963 wiederhergestellt. Die noch vorhandenen und erhaltenen antiken Fragmente wurden wieder eingesetzt. Die letzte Renovierung erfolgte zu „Schinkel 200“ um das Jahr 1981.

2013 begann die Stiften Preußische Schösser und Gärten mit der Sanierung. Sie  umfasst Putz-, Zimmerer-, Dach- und Klempnerarbeiten. Beseitigt werden zudem Feuchtigkeitsschäden. Restauriert werden alle Fassadenoberflächen und Zinkgusselemente, die Holzkassettendecke, die farbige Raumfassung, die antiken Mosaike und Mosaikfußböden, die 1847/48 eingefügte florentinische Renaissance-Portalanlage sowie die antiken Marmorspolien und Wandmalerei-Fragmente. Die Arbeiten sollen bis zum Sommer 2016 abgeschlossen sein. Möglich wurden sie durch die Unterstützung der Cornelsen Kulturstiftung.

(sn)