Cheftrainer Robert Jaspert (Mitte) und Sofia Chahed stellten sich den Fragen von Viktorias Pressebeauftragten Ingo Müller und des Publikums. Foto: Gogol

Die erste Regionalligasaison lief für Viktoria 1889 nicht gerade gut, nur einer Erweiterung der Liga haben die Lichterfelder es zu verdanken, dass die Mannschaft nicht sofort wieder abstieg. Doch das ist für das neue Trainergespann Schnee von gestern. Über die Zukunft wollten Cheftrainer Robert Jaspert und Sofian Chahed am Donnerstagabend mit Vereinsmitgliedern und Fans sprechen. Und die heißt: attraktiver, laufstarker, offensiver Fußball.

Dazu hat sich Jaspert eine junge Mannschaft zusammengestellt, unter anderem mit Spielern aus der eigenen A-Jugend, die in der vergangenen Saison in die Bundesliga aufgestiegen ist. Gerade für ein laufintensives Spiel, wie er es sich vorstelle, brauche er junge, bewegliche Spieler. „Alter entscheidet nicht über die Qualität“, sagte Jaspert. Der den jungen aber auch ein paar erfahrene Spieler an die Seite stellt, sowie Ümit Ergidi, Caner Özcin und Maximilian Watzka. Es sei ein Risiko, 18-, 19-Jährigen so viel Vertrauen zu schenken. „Sie werden Fehler machen, das weiß ich. Aber das gehört dazu.“

Zu Gunsten der jungen Spieler aus den eigenen Reihen hat Jaspert auch auf einige Verpflichtungen bewusst verzichtet. Etwa wie die von Andis Shala, der in der neuen Saison bei Babelsberg 03 spielen wird. Ihn zu verpflichten hätte die Chancen der junge Spieler blockiert, sagte der 55-Jährige.  Sein Ziel aber sei es, die Spieler so zu entwickeln, dass sie ihren Traum vom Profifußball leben können – „am besten bei Viktoria“, ergänzt der Chefcoach.

Wichtig ist ihm die richtige Einstellung der Spieler, der Wille, etwas erreichen zu wollen. Dazu gehört für ihn auch die Bereitschaft, auch mal auf die Annehmlichkeiten einer Großstadt und die Ablenkungen, die Berlin zu bieten hat, zu verzichten, Werte wie Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit sowie die Bereitschaft auf dem Spielfeld, „die Last des anderen zu tragen“. Und er wünscht sich selbstbewusste Spieler, die „auch mal den Mut haben, Unmögliches zu wagen“.

Vorbild ist dafür auch Sofian Chahed. Der 32-jährige Ex-Herthaner ist neu im Trainergeschäft. Seine Aufgabe sei es, zwischen Spielern und Cheftrainer zu vermitteln sagt er. „Er bringt viel mit für die jungen Spieler, er kann ihnen viel beibringen“, lobt Jaspert seinen Co-Trainer. Sie beiden ergänzten sich gut.

Die Philosophie ist das eine, doch am Ende zählen die Ergebnisse, das weiß auch Jaspert. „Mehr Tore zu schießen als wir kriegen“, ist ein Ziel, das andere ist ein einstelliger Tabellenplatz am Saisonende, im Jahr danach ein Spitzenplatz. „Wir wollen die großen Vereine ärgern“, sagt Jaspert und ergänzt: „Vielleicht so sehr, dass wir am Ende da sind, wo uns keiner erwartet.“ Dafür gibt es lauten Beifall im Rotter Sport Casino im Stadion Lichterfelde.

Eine erste Chance zum „Ärgern“ gibt es am Sonntag, 26. Juli, um 13.30 Uhr. Dann empfängt Viktoria den SV Babelsberg. Allerdings nicht im eigenen Stadion. Der Platz am Ostpreußendamm ist gesperrt, wie neuer Rasen verlegt wurde. Bis Ende September/Anfang Oktober werden die Heimspiele deshalb im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark stattfinden. Das sei ein großer Unterschied, so Jaspert.  Der Jahn-Sportpark sei so groß, da würden sich die Zuschauer verlaufen. Im eigenen Stadion sei die Atmosphäre besser, das übertrage sich auch auf die jungen Spieler.

Auch der Kader ist zum Saisonstart noch nicht komplett. Ein Innenverteidiger fehlt der Mannschaft noch. „Das ist eine schwierige Position. Gute Innenverteidiger sind dünn gesät“, sagt der Cheftrainer. Allerdings ist er deshalb nicht in Sorge. Der jetzige Kader sei stark genug, so dass er keine Eile habe und den Markt in Ruhe sondiere.

 (go)