Burak Mentes schießt das 0:2 für die Zehlendorfer Hertha. Foto: Kerstin Kellner

Es war für SV Tasmania nur ein kurzes Intermezzo, dass man vom begehrten ersten Platz auf die Konkurrenz herabschauen durfte. Die Neuköllner legten schon am Freitag mit einem 2:0 Erfolg gegen den SV Empor vor und zogen dadurch zum ersten Mal in dieser Saison an den Zehlendorfern vorbei. Der alte und auch neue Spitzenreiter hatte allerdings beim Bezirksnachbarn SFC Stern 1900 an der Kreuznacher Straße seine Nerven im Griff und setzte sich mit einem verdienten 2:0 Erfolg  am Sonntag wieder an die Poleposition.

Zu ungewohnter Stunde – Anstoß war um 11.30 Uhr – und bei bestem Fußballwetter war die Zehlendorfer Mannschaft seit langer Zeit wieder einmal in der Verfolgerrolle, und die Spannung, die über dieser Partie lag, war auch auf den gut besuchten Zuschauerrängen zu spüren. Es wurde dann auch in der ersten Halbzeit ein von Taktik geprägtes Spiel. Hertha 03 war sehr darauf bedacht, der Heimmannschaft nicht ins offene Messer zu laufen und legte deshalb das Hauptaugenmerk auf die Defensive. Die Gastgeber konnten deshalb nur durch gefährlich getretene Freistöße von Sabit Alimanovic für Torgefahr sorgen.

Sterns Torjäger Yannick Woithe versuchte sich in der Spitze mit allen erlaubten -und auch unerlaubten – Mitteln in Szene zu setzen, hatte dabei aber die Rechnung ohne seinen „ständigen Begleiter“ Erdal Özdal gemacht, der ihm nur ganz wenig Luft zum Atmen ließ. Erst nach etwa 20 Minuten hatten sich die Gäste auf den ungeliebten Kunstrasen und auf den Gegner eingestellt und kamen nun ihrerseits, meistens initiiert durch Manuel Groschk und Niclas Warwel, einige Male vor das gegnerische Tor. Die wenigen Torschüsse stellten aber den Ex-Zehlendorfer Fritz Waldhecker im Sterne-Tor vor keine ernsthafte Prüfung. Auf der anderen Seite stellte Luis Maria  Zwick seine ganze Klasse unter Beweis, als er in der 28. Minute gegen Woithe mit einer guten Fußabwehr den Führungstreffer verhindern konnte.

Zehlendorfs Niclas Warwel Foto: Kerstin Kellner

Durch kleine, aber gezielte Positionsverschiebungen wurden die Gäste mit Beginn der zweiten Hälfte auch in der Offensive immer präsenter. Ein zählbarer Erfolg blieb aber weiter aus und so wurde den meisten Beteiligten viel Geduld abverlangt. Manch Zehlendorfer Mitarbeiter bewegte sich wie ein Tiger im Käfig am Rande des Spielfeldes.

Zwanzig Minuten vor Schluss sorgte dann ausgerechnet Darius Niroumand in seinem 125. Meisterschaftsspiel für die Erlösung. Warwel hatte vor das Tor geflankt, in der Mitte legte René Robben den Ball mit der Brust ab, und aus dem Hinterhalt schoss Niroumand den Ball flach und unhaltbar für Waldhecker ins Tor.

Jetzt gelang es den Zehlendorfern, die individuelle spielerische Klasse  in die Waagschale zu werfen. Nach einem genialen Zuspiel von Burak Mentes in der 80. Minute, leitete der eingewechselte Melih Hortum den Ball sofort auf Robben weiter, dessen Schuss aus der Drehung aber knapp am zweiten Pfosten vorbeistrich.

Obwohl René Robben in diesem Spiel ohne zählbaren Erfolg blieb, so verdiente er sich doch ein Sonderlob, denn selten hat man so einen Goalgetter gesehen, der sich absolut in den Dienst der Mannschaft stellt. Überall war er auf dem Platz präsent, hinten köpfte er die Bälle aus der Gefahrenzone und vorne brachte er seine Mannschaftskameraden uneigennützig in Position. Das beste Beispiel lieferte er dabei in der 89. Minute ab. Im richtigen Moment legte er Mentes den Ball in den Lauf, der mit seinem wuchtigen Schuss unter die Latte für die endgültige Entscheidung sorgte und dabei alle Dämme bei den Zehlendorfern brechen ließ.

Die vermeintlich schwerste Hürde im Saisonendspurt haben die 03-er übersprungen, dennoch ist in den beiden letzten Meisterschaftsspielen, beim SC Staaken und gegen den SC Gatow, weiter höchste Konzentration gefordert, um am 15. Juni den ganz großen Wurf mit dem Aufstieg in die Oberliga Nordost zu feiern.

(hain/h03)