Rathaus Zehlendorf. Foto: Gogol

Am Freitag, 15. September, hatte die AfD zum „Bürgerdialog“ mit Alexander Gauland ins Rathaus Zehlendorf geladen. Auf der Einladung hieß es, die Partei freue sich auf „interessante Gespräche“. Offenbar waren damit keine Gegenstimmen gemeint. Denn als eine Bürgerin die Rede des Politikers mit einem Zwischenruf unterbricht, greifen die Ordner zu rabiaten Mitteln.

Ein Besucher filmte die Veranstaltung. Einen Ausschnitt davon stellt er anschließend ins Internet. In dem Video ist zu sehen, wie ein Ordner zu einer Frau kommt und sie und ihren Begleiter zunächst bittet, den Saal zu verlassen. Obwohl die beiden der Aufforderung nachgehen, wird die Frau geschubst und ihr Begleiter in den Schwitzkasten genommen. Unter Beifall von einigen im Saal Anwesenden, werden die beiden aus dem Saal gezerrt.

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Laut Videobeschreibung soll die Frau vor dem Rausschmiss „das ist doch Bullshit“ gerufen haben, als Gauland behauptete, die deutsche Presse würde kritischer über Trump berichten als die amerikanische.

Das Video wurde mittlerweile knapp 19.000 Mal angeklickt. Diverse Zeitungen berichten über den Vorfall. Die AfD Steglitz-Zehlendorf lässt währenddessen den Vorfall komplett unerwähnt und postet stattdessen bei Facebook „Großartige Veranstaltung“ und teilt den Post von Gottfried Curio, der an dem Tag ebenfalls eine Rede hielt: „Sehr gut besucht, sehr gute Stimmung […] Mein Dank [..] an alle Beteiligten und Helfer!“ Ob mit den „Helfern“ auch die Ordner gemeint sind? Darüber kann man nur mutmaßen. Im Netz löste das Video eine Flut von Kommentaren aus. Viele können es nicht fassen, dass sich so etwas in einem demokratischen Land abspielen kann: „Wie kann es bitte sein, dass Ordner im Rathaus, in einem öffentlichen Saal, die Menschen überhaupt nur anfassen?“, schreibt einer der Leser.

Auch Bezirkspolitiker sind fassungslos: „Das erinnert sehr an die Prügeltruppen der SA in der Weimarer Zeit. Dieses Verhalten ist in einem aufgeklärten demokratischen Parteiensystem, wie es die Bundesrepublik ist, unwürdig“, schreibt Norbert Buchta (SPD) in einer Pressemitteilung. Um das Thema auch auf die Tagesordnung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) zu bringen, stellte der Politiker jetzt eine Kleine Anfrage mit dem Betreff „Sind Gäste im Rathaus Zehlendorf seit Einzug der AfD in die BVV nicht mehr sicher?“ an das Bezirksamt. Die Anfrage ist bereits auf der Tagesordnung der heutigen Sitzung.

Was ist Ihre Meinung dazu?

Sollten rechtsextreme Parteien wie die AfD weiterhin die Möglichkeit erhalten, sich in öffentlichen Gebäuden zu versammeln?

(eb)