Das leben in diesem 1981 errichteten Hochhaus in einem Stadtteil Tiblisis dokumentierte Uta Beyer mit der Kamera. Zu sehen sind die Bilder im Museum Europäischer Kulturen. Foto: Uta Beyer

Gleich zwei Ausstellungen eröffnete das Museum Europäischer Kulturen in Dahlem am Sonntag. Unter dem Titel „Ein Haus in Tbilisi“ zeigt das Museum bis 28. März Fotografien von Uta Beyer und stellt in der zweiten Schau Italienerinnen in Berlin und ihre Träume vor.

Erfüllbare Träume? Italienerinnen in Berlin

Mobilität innerhalb Europas ist kennzeichnend für die heutige Zeit. Es sind zunehmend Frauen, die Italien den Rücken kehren und in Deutschland, speziell in Berlin, eine neue Chance für sich suchen. Welche Objekte sie dabei begleiten und welche Gefühle damit verbunden sind, versuchen die Künstlerinnen von Retedonneberlino, der Berliner Gruppe von Retedonne e.V., durch eine persönliche Interpretation zum Ausdruck zu bringen. Ein „Roter Faden“ auf dem Boden führt zu den Installationen.

Zehn „Schachteln“ aus Plexiglas von Ornella Orlandini erzählen die Geschichte von zehn Italienerinnen, die seit weniger als fünf Jahren in Berlin leben. Jede Schachtel zeigt ein Porträt, die Interviews und einige persönliche Objekte, die mit der jeweiligen Migrationserfahrung verbunden sind.

Fotografien von Daniela Spoto treten in Interaktion mit Exponaten der Ständigen Ausstellung. Das Video einer Performance von Petra Fantozzi zeigt die persönliche Wahrnehmung von Grenzen und deren Überwindung in einem Europa, das mittlerweile als transnational zu bezeichnen ist. Kunstvolle Handarbeiten von Francesca Amata, die eine alte italienische Tradition lebendig hält und zugleich modern interpretiert, sind zu bewundern. Elisa Guarracino und Sara De Pede installieren eine von deutsch-italienischen Kindern gefertigte „Mischmaschkrippe“, welche in Anlehnung an die neapolitanische Krippenkunst des 17. Jahrhunderts christliche Motive und Alltagsszenen mischt. Sie ist mit Unterstützung von Rachelina Giordano entstanden.

Der rote Faden führt schließlich zur Installation von Giulia Filippi. Zwei voneinander getrennte Teile sind durch rote Fäden miteinander verbunden. Die beiden Teile haben die anatomische Form eines Herzens und symbolisieren die Kontinente: eine grenzenlose Welt in Frieden und Harmonie, ein „Weltherz“, das alle Kulturen vertritt und für ein lebendiges und friedliches Miteinander schlägt.

Zur Ausstellung gibt es ein Begleitprogramm, unter anderem Workshops „Gabelhäkeln“ mit Francesca Amata am Sonntag, 14. Juni, von 12 bis 14 und von 15 bis 17 Uhr und ein Konzert mit Rachelina, die am Sonntag, 12. Juli, ab 16 Uhr neapolitanische Lieder zu Gehör bringt.

Ein Haus in Tbilisi. Fotografien von Uta Beyer

Die deutsche Fotografin Uta Beyer lebt seit 2009 zeitweilig in Tbilisi, der Hauptstadt Georgiens. Hier interessiert sie sich besonders für das Leben der Menschen und für die Dinge, die den Alltag der Menschen prägen.

Mit ihrer Kamera hat sie die Wohn- und Lebenssituation eines riesigen Mietshauses im Stadtteil Varketili dokumentiert und deren Bewohner interviewt.  In der Ausstellung werden zehn Familien aus dem Haus Nr. 18 vorgestellt, das mit seinen neun Etagen die Heimat von insgesamt 126 Familien darstellt. Beyer wirft dabei  einen Blick hinter die bröckelnden Fassaden des 1981 fertiggestellten Wohnblocks, auf die betonierte Anonymität und vernachlässigten öffentlichen Flächen, hinein ins Private und Verborgene. Sie geht dabei auch existentiellen und universellen Fragen nach der Bedeutung von “Heimat” und „Zuhause“ nach. Welche Elemente beinhaltet „menschliches Wohnen” jenseits kultureller und historischer Prägungen?

(sn)