Burak Mentes bereitete beide Zehlendorfer Tore vor. Foto: Kerstin Kellner

Selbstkritische Stimmen überwogen nach dem 2:0-Auswärtserfolg der Zehlendorfer Hertha bei Grün-Weiss Brieselang. Es war zwar Meckern auf hohem Niveau, wie Mannschaftskapitän Robert Schröder nachher zugab, „aber in engen Spielen wird das Auslassen von solchen Möglichkeiten bestraft“, warnte er nicht zu unrecht. Auch Torjäger Sebastian Huke fand, „dass wir konzentrierter sein und eigentlich 4:0 oder 5:0 gewinnen müssen.“ Zur Erinnerung: Die Zehlendorfer hatten gerade bei ihrem Angstgegner ihren sechsten Sieg in den letzten sieben Spielen eingefahren.

Die „kleine Hertha“ war gewarnt, hatte sie doch in der vergangenen Spielzeit beide Partien gegen den damaligen Aufsteiger verloren (2:3 in Brieselang, 0:2 zuhause). So wollten die Berliner dem Gastgeber erst einmal keine Räume anbieten und geduldig bleiben, die Hausherren, als Außenseiter in die Begegnung gegangen, verfuhren ähnlich. Kein Wunder, dass sich der Großteil des Geschehens im hart umkämpften Mittelfeld abspielte.

Die erste Gelegenheit für die Gäste besaß Timur Gayret, der jedoch eine Eingabe von Marc Zellner rechts am Tor vorbeisetzte (28.). Auf der Gegenseite mussten die Brieselanger Fans bis zur 43. Minute warten: Doch Cikaric schoss aus halbrechter Position am langen Pfosten vorbei, und so ging es leistungsgerecht mit 0:0 in die Pause.

Innerhalb von zwei Minuten fiel dann kurz nach dem Wechsel die Entscheidung. In „Gerd-Müller-Manier“ nahm Zehlendorfs Mittelstürmer Huke eine Flanke von Burak Mentes mit dem Rücken zum Tor an, drehte sich und ließ Brieselangs Torsteher Geßler keine Abwehrmöglichkeit (48.). Als keine zwei Minuten später erneut Huke zur Stelle war, ahnte man, dass die Gäste die drei Punkte mit nach Berlin nehmen werden. Gayret und „Maxi“ Obst hatten die Brieselanger früh am eigenen Strafraum attackiert, das Leder erobert, welches anschließend erneut über Mentes zu Huke gelangte. Dessen Kopfballbogenlampe schlug unhaltbar zum 2:0 ein (50.).

Wie wir schon vor Wochenfrist schrieben: Einzig die mangelhafte Chancenverwertung muss man den Zehlendorfern ankreiden. „Dass wir nach der taktischen Umstellung im zweiten Abschnitt so schnell das 2:0 erzielt haben, war in Ordnung. Wir müssen uns aber den Vorwurf machen, mit unseren Chancen zu fahrlässig umgegangen zu sein“, kritisierte auch Trainer Arsovic nach Spielende. Huke mit Kopfball (54.) und zweimal Niclas Warwel (71. mit Heber über den Torwart + 89.) besaßen die größten Möglichkeiten.

Auf der Gegenseite geriet das Tor von Philip Sprint nicht mehr in Gefahr, auch wenn die Gastgeber bis zum Ende alles versuchten. Brieselangs Trainer Patrick Schlüter war daher auch nicht vollends unzufrieden mit seiner Elf: „Die Einstellung der Mannschaft hat gestimmt. Unser Auftritt war aller Ehren wert.“ Aller Ehren wert war auch das Verhalten der Brieselanger Zuschauer: Sie jubelten noch Minuten nach dem Abpfiff ihrem ehemaligen Spieler Lenny Stein zu. Der Neu-Zehlendorfer feierte an diesem Tag seinen 22. Geburtstag.

Vor Wochen gab Trainer Arsovic die Parole aus, nicht mehr auf die Tabelle zu schauen. So wird er es mit seinem jungen Team auch weiterhin halten. Angesichts von neun Punkten Rückstand (bei einem Spiel weniger) auf Tabellenführer Optik Rathenow auch verständlich. Und doch hat sich die „kleine Hertha“ inzwischen im Verfolgerfeld gut eingerichtet und Punktgleichheit mit dem neuen Tabellenzweiten Tennis-Borussia erreicht. Das ist der Lohn für stabile Leistungen in den letzten Wochen – mehr noch nicht. Sie fahren in Zehlendorf gut damit, sich nur auf sich zu konzentrieren, denn schon der nächste Gegner wird eine Herausforderung. Zum vorgezogenen Rückrundenauftakt erwarten sie am Sonntag (14 Uhr, Ernst-Reuter-Stadion) den SC Staaken. Die haben ihre letzten fünf Partien allesamt gewonnen.

(ok)