Karlsplatz war der erste, der mithilfe der Stiftung „Kleine Plätze“ neu gestaltet wurde. Foto: Baumann

Anwohner rund um die Ringstraße in Lichterfelde haben es bestimmt schon bemerkt – auf einmal erstrahlen kleine, bisher unscheinbare Plätze in einem neuen Glanz. Frisch gepflanzte Blumen leuchten in der Sonne, der Duft von frisch gemähtem Rasen liegt in der Luft. Doch nicht etwa der Bezirk ist für diese Schönheit verantwortlich. Die Anwohner selbst haben die Initiative ergriffen. Unterstützt werden sie dabei von einer neuen Stiftung aus Lichterfelde, die sich der Verschönerung der „Kleinen Plätze“ verschrieben hat.

Eigentlich hat Eberhard Brockmann einen eigenen Garten, in dem er genug zu tun hätte. Doch statt dort zu arbeiten, buddelt er fleißig in den Beeten rund um den Spielplatz am „Karlsplatz“ in der Ringstraße. Unterstützung bekommt er von zwei Frauen aus der Nachbarschaft, die sich ebenfalls um den „Karlsplatz“ kümmern. Doch das ist nur ein Teil der Anwohnerinitiative, die in Lichterfelde West im vorigen Jahr gegründet wurde. Circa 20 Anwohner kümmern sich hier um mehrere öffentliche Flächen. Sie mähen Rasen, befreien die Beete von Unkraut und sorgen für ausreichende Bewässerung der Grünflächen.

Die Initiative pflegt jedoch nicht nur die bestehenden Plätze, es wurde sogar ein neuer Platz erschaffen. Der kleine Platz am Weddigenweg. „Eigentlich ist es gar kein richtiger Platz, bloß ein kleines Dreieck, das zwischen zwei Straßen liegt“, erzählt Brockmann. „Doch wir haben den Platz in diesem Jahr professionell bepflanzen lassen und die Anwohner werden sich jetzt um die neuen Blumen kümmern“. Denn vor allem frisch gepflanzte Blumen würden besonders viel Wasser benötigen, erzählt er. Der Platz am Weddigenweg soll jedoch eine Ausnahme bleiben. „Der Stiftung geht es nicht darum neue Plätze zu schaffen, sondern vorhandene Grünflächen neu zu gestalten“, so Brockmann.

So sah der kleine Platz am Weddigenweg noch vor einiger Zeit aus. Foto: Wolfgang Holtz

Platz am Weddigenweg nach Neugestaltung Foto: Baumann

Doch wie kommt es überhaupt dazu, dass die Menschen hier auf eigene Initiative öffentliche Flächen pflegen oder gar professionell bepflanzen lassen? „Der Karlsplatz war der erste“, erzählt Brockmann. „Ich habe mich an das Grünflächenamt gewandt und ihnen den Vorschlag gemacht, dass wir den Platz selbst verschönern“. Das Amt hatte den Vorschlag überprüft und dem zugestimmt. „Das war hier allerdings etwas aufwendiger, denn der Zaun um den Spielplatz herum musste erneuert werden. Der alte war schon marode.“ Dafür habe dem Bezirk aber das Geld gefehlt. Also stellte Brockmann selbst die Mittel zur Verfügung. Im Frühjahr 2015 wurde der alte Zaun ersetzt und die Grünfläche um den Spielplatz von einem Landschaftsarchitekten geplant und bepflanzt. Und danach sollte es weitergehen.

„Es geht um kleine Plätze, die als Treffpunkte genutzt werden“

Mitte 2016 gründete Eberhard Brockmann, Geschäftsführer einer Druckerei, eine Stiftung. Diese soll Anwohnerinitiativen unterstützen, die die öffentlichen Flächen in ihrem Kiez gestalten wollen. Die Voraussetzung ist jedoch, dass ein professioneller Landschaftsarchitekt an der Planung beteiligt ist. „Es geht ja auch um die künstlerische Seite“, gesteht Brockmann. Es solle ja schließlich für alle ansprechend sein. Die Kosten für die Planung übernimmt die Stiftung, darüber hinaus ist das Engagement der Anwohner gefragt. „Das Bezirksamt hat für eine so intensive Pflege gar keine Ressourcen. Die Bewässerung und die Sauberhaltung der Anlagen liegen dann in der Hand der Nachbarschaft.“

Mit der Gründung der Stiftung möchte Brockmann bewirken, dass sich viele Initiativen wie die in Lichterfelde entwickeln. „Wir wollen die Menschen motivieren, an den bestehenden Plätzen mitzuwirken und sie neu zu gestalten.“ Und es soll weit über die Grenzen von Lichterfelde hinausgehen. „Unser Ziel ist es auch, in den Bezirken etwas zu bewegen, die zu erreichen, die Interesse daran haben, ihre Grünanlagen schön zu machen, es sich jedoch nicht leisten können “, so Brockmann. „Es geht aber nicht um Parkanlagen oder Ähnliches“, betont er. „Es geht um kleine Plätze, die als Mittelpunkte der einzelnen Orte gesehen werden, die als Treffpunkte für die Menschen aus der Nachbarschaft dienen.“

„Wir möchten den Menschen die Möglichkeit geben, selbst etwas in ihrem Kiez zu bewirken“

Die Stiftung sieht Brockmann als die Hauptaufgabe seines dritten Lebensabschnitts. „Im eigenen Garten habe ich gar nicht so den Anspruch, dass es besonders schön aussieht, aber wenn viele Menschen etwas davon haben, da ist die Motivation schon deutlich höher“, sagt er schmunzelnd.

Zurzeit gibt es in Lichterfelde-West drei Plätze, die durch die Initiative in Schuss gehalten werden. Neben dem Karlsplatz und dem Dreieck am Weddigenweg kümmern sich die Anwohner um den Pestalozziplatz. Dieser sei jedoch nicht professionell bepflanzt worden, sondern wird in seinem „Originalzustand“ von der Initiative gepflegt. Im vergangenen Herbst haben die Anwohner hier viele Zwiebel gesetzt, die jetzt im Frühling erblühen.

Welche Plätze als Nächstes auf dem Plan stünden, könne Brockmann noch nicht sagen. „Da müssen wir natürlich erst schauen, ob sich neue Initiativen bilden und welche Plätze sie dann in Angriff nehmen wollen.“ Die Stiftung unterstützt die Initiativen übrigens auch bei den Kontakten zu den Bezirken, denn da es um öffentliche und offen zugängliche Flächen geht, bleibt die Verantwortung dafür natürlich in öffentlicher Hand.

Bei der Stiftung gehe es in erster Linie aber darum, dass die Menschen etwas selbst in die Hand nehmen. „Viele erwarten vom Bezirk, dass der sich um alles kümmert, doch dieser stößt schnell an seine Grenzen. Wir möchten den Menschen die Möglichkeit geben, selbst etwas in ihrem Kiez zu bewirken“, so Brockmann.

Die gemeinnützige Stiftung finanziert sich aus den Erträgen des Stiftungskapitals, dazu gehört das Miteigentum an einer Druckerei. Wer die Stiftung finanziell unterstützen möchte, kann es jederzeit tun. „Bisher sind schon etwa 2.000 Euro durch Spenden zusammengekommen“, erzählt Brockmann. Doch das Wichtigste sei, dass die Menschen selbst mit anpacken.

Weitere Informationen zu der Stiftung „Kleine Plätze“ unter www.kleine-plaetze.de.

(eb)