Da wurde der Bürger- zum Postmeister: Norbert Kopp verteilte den Sonderstempel und hatte sichtlich Freude dabei. Foto: Gogol

Briefmarken und Eisenbahn,  das passt gut zusammen – findet zumindest der Philatelistenverband Berlin-Brandenburg, der sich für seinen diesjährigen „Ehrentag“ ein eisenbahnerisches Jubiläum ausgesucht hatte: die Eröffnung der ersten preußischen Eisenbahnstrecke zwischen Berlin und Potsdam vor 175 Jahren. Und einen passenden Ort hatten sich die Briefmarken-Freunde für ihre Feierstunde auch gesucht: den Bahnhof Lichterfelde-West. Der ziert nun sogar einen Sonderstempel, der anlässlich des Jubiläums herausgegeben wurde.

„Hier wurde Geschichte geschrieben“, sagte Schirmherr Norbert Kopp (CDU), Bezirksbürgermeister von Steglitz-Zehlendorf über jenen 22. September 1838, als die erste Teilstrecke von Potsdam nach Zehlendorf freigeben wurde. Fünf Wochen später folgte dann auch der Rest bis nach Berlin, Haltestelle Potsdamer Tor. Innerhalb von 40 Minuten kamen Reisende nun von Potsdam nach Berlin – statt innerhalb von zwei Stunden per Pferd, erklärte Kopp in seiner Rede. Für manchen zu schnell – so wusste König Friedrich Wilhelm III. nicht so recht, was er mit der eingesparten Zeit anfangen solle. Die Eröffnung der Bahnstrecke sei der „erste Meilenstein auf dem Weg zur Verkehrsmetropole Berlin“, so Kopp.

Noch einen tieferen Blick in die Geschichte der Eisenbahn in Preußen wagte dann der Philatelie-Historiker Dr. Horst Schmollinger. Und der machte noch einmal klar, dass Eisenbahn und Briefmarken durchaus zusammengehören: „Von Anfang an fuhr die Post mit der Eisenbahn.“ Dabei stieß die neue Eisenbahn bei der Post und bei der preußischen Verwaltung zunächst auf Skepsis, zumal man sich Sorgen um die eigenen Einkünfte machte. Und so musste die Eisenbahn Ausgleichszahlungen von 10.000 Taler jährlich zahlen, hatte Schmollinger in den Akten aus der Zeit gefunden. Dafür gestattete die Post der Bahn den Transport von Menschen und Post. Für letzteres wurden ganze Postwagen in die Abteile verfrachtet, wusste der Steglitzer zu berichten.

Das Zehlendorf als Stadion für die erste Eisenbahnlinie ausgewählt wurde, lag daran, dass der Ortsteil ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt war – sechs Chausseen trafen dort aufeinander. Aber auch in Steglitz machte der Zug Halt – mit Unterbrechungen, die manchmal Jahrzehnte dauerten.

Nicht nur jede Menge neues Wissen um die Eisenbahngeschichte nahmen die vor allem männlichen Philatelisten nach gut zwei Stunden mit nach Hause, sondern auch Sonderbriefmarken und Sonderstempel – mit etwas Glück sogar gestempelt vom Bezirksbürgermeister.

 (go)