Es ist ein guter alter Brauch, dass Kinder dem Weihnachtsmann einen Wunschzettel schreiben. Einen Wunschzettel hat auch der Bezirkselternausschuss (BEA) Steglitz-Zehlendorf zusammengetragen. Der richtet sich allerdings nicht an den Weihnachtsmann, sondern an die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung.

Erster Wunsch: Sanierungsstau am Werner von Siemens Gymnasium aufheben

Der Putz bröckelt von den Wänden, Nässe zieht in die Wände des Siemens-Schule. Fotos: BEA

Der Putz bröckelt von den Wänden, Nässe zieht in die Wände der Siemens-Schule. Fotos: BEA

Lieselotte Stockhausen-Doering hat Fotos zusammengetragen vom schlechten Zustand des „Vorzeigegymnasiums“: „Putzschäden, Feuchtigkeitsflecken, Installationen wie in einem Ex-Sowjet-Land im Kaukasus, Pflanzen, die ins Gebäude hinein wachsen. Und zu allem Überfluss nur ein funktionierendes Urinal im Jungenklo“, zählt Stockhausen-Doering einen Teil der Mängel auf. Letzteres brachte Elternvertreter Kai Oberbach sogar zum dichten:

„Liebe Beamte macht uns froh,

auch Kinder wollen gern aufs Klo.

Gebt ihnen Sauberkeit zum Fest,

dann klappt’s auch mit dem Pisa Test.“

 

Zweiter Wunsch : Unterricht an einem Standort

Beim zweiten Wunsch geht es um die Integrierten Sekundarschulen, die ISS. Dabei bezieht sich der BEA auf einen Wunsch der Wolfgang-Borchert-Schule in Spandau, die sich vor allem eines wünscht: Unterricht nur an einem Standort mit einem neuen Gebäude! Denn seit der Zusammenlegung zweier Schulen zu einer ISS pendeln 680 Schüler sowie Lehrer zwischen beiden Standorten hin und her. „Die Probleme der Borchert-Schule stehen exemplarisch für die vielen ISS, die aus zwei bis drei Schulen zusammenwachsen müssen, sei es die Beucke/Wegner in Zehlendorf und Dahlem, die Friedrich-Bayer/Thienemann in Steglitz und, und, und“, so Stockhausen-Doering. „Lange Wege, Ressentiments  zwischen den Kollegien, kommissarische Schulleitungen
sorgen für ein gutes Schulklima“.

Dritter Wunsch: Schallschutz für das Schadow-Gymnasium

„Eltern, Schüler und Lehrer haben festgestellt, dass in den meisten Klassenräumen des hundertjährigen Gebäudes eine längere Nachhallzeit wegen fehlenden Schallschutzes entsteht. Das erschwert es den Schülern – nicht nur in der letzten Bank – dem Unterricht akustisch problemlos zu folgen“, heißt es im Wunschzettel. „Vielleicht lassen Sie nicht nur Schallschutzdecken einziehen, sondern gleich Zwischendecken. Da haben Sie sofort ein ganzes Stockwerk gewonnen, um die wachsenden Schülerzahlen mit Schulplätzen zu versorgen“, ergänzt Stockhausen-Doering.

Vierter Wunsch: Inklusion statt Exklusion

Ein Beispiel, wie es nicht geht, ist für den BEA das Paulsen-Gymnasium. Das hat zwar einen Aufzug, der für jeden zugänglich ist, auch ohne Schlüssel. Einziges Manko: Der Aufzug fährt nur bis in die zweite Etage – die Fachräume hingegen liegen in der dritten. Das war bei den Planungen vergessen worden. „Den Aufzug aufzustocken war unmöglich. Aus den verschiedensten Gründen ließ sich immer  noch kein Treppenlift installieren:  Denkmalschutz, zu teuer, zu
steile Treppen. Der betroffene Schüler wird von seinen  Mitschülern huckepack hochgetragen. So lernen die wenigstens Nächstenliebe“, berichtet Stockhausen-Doering.

Fünfter Wunsch: Repariert das Dach!

Hier lösten sich Stuckteile. Fotos: Beethoven-Oberschule

Wunsch Nummer fünf kommt den Eltern, deren Kinder die Beethoven-Oberschule in Lankwitz besuchen. Sie wollen, dass endlich das Dach repariert wird. Anfang September lösten sich auf einer Länge von rund zwei Metern Stuckteile und fielen auf den darunter befindlichen Fahrradständer. Verletzt wurde niemand. In den folgenden Tagen wurden von Handwerkern weiterer loser Stuck entfernt. Seitdem ruhen die Arbeiten, Feuchtigkeit dringt ein, beschreiben die Eltern den Zustand. „Seitdem liegen diese Bruchstellen offen, seit über drei Monaten. Feuchtigkeit dringt weiter ein, so dass der nächste Frost weitere Teile absprengen wird. Ähnliche Schadstellen sind über den gesamten Dachvorsprung verteilt“. Das sei unverantwortlich und grob fahrlässig, so die Eltern.

 Sechster Wunsch: Keine Legehennenhaltung für Kinder!

„Die Horte wurden zu klein geplant, als sie an die Schulen geholt wurden. Bei dem Beispiel an der Dunant-Schule sind es nicht einmal 1,5 Quadratmeter pro Kind“, führt Stockhausen-Doering aus. Deshalb wandten sich die Eltern auch mit einem Schreiben an Bezirksstadträtin Cerstin Richter-Kotowski (CDU), um ihrem Wunsch nach mehr Platz Nachdruck zu verleihen. „Besonders kritisch sehen wir die Unterbringung von 46 Kindern im Nebengebäude des Horts ‚Oase’ in der Treitschkestraße. Dicht gedrängt (23 Kinder auf 35 Quadratmeter), neben Puppenhaus, Lesesofa und Bastelecke nehmen die Kinder ihr Essen zu sich. Danach werden schnell die Tische gereinigt, damit hier Hausaufgaben gemacht werden können, denen weitere Betreuungsangebote folgen“, beschreibt Elternvertreterin Kristine Tschirschnitz die Situation. Hinzu kämen der Zustand des ursprünglich als Kindergarten konzipierten Gebäudes. „Seit vielen Jahren müssen sich nun Schüler mit zu kleinen Toiletten und Waschbecken begnügen. Die Versorgung mit warmem Wasser funktioniert nicht, dafür dringt das Wasser von oben durch das undichte Dach und ruiniert zusätzlich die Bausubstanz“, so Tschirschnitz weiter, die sich wünscht, dass die Probleme im neuen Jahr angegangen werden können. So schlimm wie an der Dunand-Grundschule sei es zwar nicht überall im Bezirk, aber steigende Schülerzahlen durch Neubauprojekte im Bezirk sowie die Tatsache, dass nun auch Fünft- und Sechstklässler die Hortbetreuung nutzen können, würden die Situation weiter verschärfen, so Stockhausen-Doering.

Sechster Wunsch: bedarfsgerechte Verkehrsplanung rund um die Schulen

Viele Eltern bringen ihre Kinder morgens mit dem Auto zur Schule – da wird gedrängelt, in dritter Reihe gehalten und Verkehrsregeln werden missachtet. Die Gründe, warum Kinder meist mit dem Auto gebracht werden zählt Stockhaus-Doering auf: „Weil sie  mit fünfeinhalb Jahren noch so klein sind, dass sie den schweren Schulranzen kaum selber tragen können. Die nächste Schule dank Neubaugebiet überfüllt ist. Es mit dem Auto einfach schneller geht auf dem Weg zum Arbeitsplatz das Kind mitzunehmen, statt Stunden auf den ÖPNV zu warten“. Gefragt ist also, wie man Lösungen für das Verkehrschaos vor und nach dem Unterricht findet. Die Kronach-Grundschule hat eine: Kurzzeitparkplätze auf dem rund 100 Meter entfernten Ludwig-Beck-Platz. Eine Anfrage in der Bezirksverordnetenversammlung vor drei Jahren wurde „vom Bezirksamt beziehungsweise seitens der Senatsverwaltung ohne nachvollziehbare Begründung abgewiesen“, heißt es von der Schuleitung, die derzeit eine erneute Anfrage gestellt hat.

 (sn)