Um existenzielle Fragen dreht sich "Auf Messers Schneide", das zunächst wie eine Sommerkomödie beginnt. Foto: DERDEHMEL/Urbschat

Was wäre wenn? Wer hat sich diese Frage nicht schon gestellt? Was wäre, wenn ich doch zu der Party gegangen wäre? Was wäre, wenn ich den Bus nicht verpasst hätte? Um dieses „Was wäre wenn“ dreht es sich auch in dem Stück des katalanischen Autors Jordi Galceran „Auf Messers Schneide“ (Cancun), das auf der Bühne des Schlossparktheaters zu sehen ist.

Die befreundeten Ehepaare Romy und Victor, Laura und Paul verbringen ihren gemeinsamen Urlaub in Cancun. Nach einem feuchtfröhlichen Abend gesteht die „angeschickerte“ Romy, dass sie auf einer Party vor 25 Jahren den Autoschlüssel von Viktor versteckt hat, so dass er Laura nicht nach Hause fahren konnte. Das übernahm dann Paul, während Viktor bei Romy auf der Party blieb. Seit jener Nacht sind die beiden Paare zusammen.

Das Geständnis löst heftige Reaktionen aus, vor allem bei Victor. Er fühlt sich von Romy hintergangen und um ein anderes, möglicherweise besseres Leben betrogen. Paul hingegen schlägt scherzhaft vor, bis zum Ende des Urlaubs den Partner zu tauschen, so als ob Romy den Schlüssel nicht versteckt hätte. Zwar lehnen alle den Vorschlag ab, doch als Romy am nächsten Morgen erwacht, steht plötzlich der nackte Paul vor ihr und sucht nach seiner Badehose. Romy ist verwirrt, vor allem, als dann auch noch Laura und Victor erscheinen, und so tun, als wären sie miteinander verheiratet. Romy hält das ganze für einen Scherz, ein Spiel, mit dem die anderen ihr einen Denkzettel verpassen wollen. Doch das Spiel scheint ernst zu sein. Ist Romy eigentlich mit Paul verheiratet und Laura mit Victor? Hat Romy den Verstand verloren?

Was wie eine leichte Sommerkomödie beginnt, steigert sich im Laufe des Abend in einen hochemotionales Achterbahnfahrt. Lebenswege werden infrage gestellt, es geht um existenzielle Fragen: Wer bin ich und wer könnte ich sein? Wie entscheidet ein einziger Moment über mein Leben? Und wie viel Verantwortung trage ich selbst für mein Glück? Vor allem am Beispiel Victors ist das gut zu beobachten, der weder in dem einen noch in dem anderen Leben glücklich ist und die Verantwortung dafür an seine jeweilige Frau abgibt.

Doch welches ist nun das richtige Leben für Romy? Das mit Paul? Das mit Victor?

Mit den Schauspielern Katja Weitzenböåçck (Romy), Antje Schmidt (Laura), Kai Mertens (Victor) und Jens Wawrczeck (Paul) hat sich das Schlosspark Theater ein großartiges Ensemble geholt, das die Wut, Verwirrung und Enttäuschungen der Paare lebensecht auf die Bühne bringt. Ihr intensives Spiel, das die Gefühle ihrer Protagonisten teilweise bis an die Schmerzgrenze auslotet, steht im Mittelpunkt und wird durch das zurückhaltende Bühnenbild unterstützt.

Ein bewegender Theaterabend, der einen, dank des offenen Endes, nachdenklich zurücklässt.

Gezeigt wird „Auf Messers Schneide“ am Sonnabend, 19. Dezember, um 20 Uhr. Weitere Termine ab 19. Januar. 

(go)