hertha03-LogoWas war denn das?  Verwundert rieben sich nicht nur die 237 Zuschauer ihre Augen ob des Spektakels, das ihnen im Stadion Lambrechtsgrund in Schwerin geboten wurde. Hertha 03 Zehlendorf, der Tabellendritte der vergangenen Saison,  musste in der zweiten Halbzeit eine Energieleistung abrufen, um nicht beim Mecklenburgischen Aufsteiger ein Debakel zu erleben. Am Ende nahmen die Südberliner einen Punkt mit nach Hause.

Die beiden Mannschaften waren eigentlich bestens auf ihren jeweiligen Gegner eingestellt. Beim Aufsteiger freute man sich, endlich wieder einmal als Außenseiter in ein Spiel zu gehen, setzte man doch auf die eigenen schnellen Stürmer, die für Konterfußball prädestiniert schienen. Zehlendorf hingegen wollte mit Kombinationsfußball seiner Favoritenrolle gerecht werden. Leider ließ man dabei das entsprechende Deckungsverhalten vermissen. Zehlendorf spielte damit dem Aufsteiger förmlich in die Karten. Doch der Reihe nach:

Ohne jegliche Gegenwehr erzielte bereits in der 9. Minute Tino Witkowski den ersten Treffer. Nach einem Flugball aus dem Halbfeld und einer kurzen Kopfballvorlage in die Mitte konnte der Schweriner Angreifer aus elf Metern einschieben. Die frühe Führung des Gastgebers schien zu diesem Zeitpunkt nur ein Bagatellschaden zu sein, denn postwendend konnte Efräim Gakpeto die Unordnung in der gegnerischen Abwehr nutzen und den Ausgleichstreffer erzielen. Vier Minuten später durften sich die Schweriner wieder ungestört durch die Defensive der Zehlendorfer kombinieren. Wieder war Witkowski als Letzter am Ball und gab Torwart Nico Hinz keine Abwehrchance. Auf der anderen Seite hatte kurz danach wieder Gakpeto den Ausgleich auf dem Fuß, konnte aber im letzten Moment noch entscheidend gestört werden. Mit einem Foulelfmeter in der 26. Minute, den Schwerins Kapitän Christopher Kaminski humorlos in die Maschen jagte, baute der Aufsteiger die eigene Führung weiter aus.

Einfache Ballverluste, uninspiriertes Spiel

Obwohl Zehlendorfs Trainer Markus Schatte sich schon nach 34 Minuten zu einem Wechsel genötigt sah, änderte das zunächst nichts am uninspirierten Auftreten seiner Mannschaft. Einfache Ballverluste im Mittelfeld und lange Bälle, die meist beim Gegner landeten, brachten immer wieder den Gastgeber in Ballbesitz. Bestimmt hatte man sich in Schwerin die Aufgabe gegen Zehlendorf schwerer vorgestellt. Als dann auch noch Thomas Wolfgang Friauf in der 38. Minute mit einem Knaller unter die Latte das 4:1 erzielte, schien das Zehlendorfer Debakel unvermeidlich zu sein.

Während der Halbzeit schien Trainer Schatte die richtigen Worte gefunden zu haben. Noch einmal wurde eine Korrektur in der Aufstellung vorgenommen, für Gakpeto kam Marc Zellner, und sofort war auch die Körpersprache der Gäste eine andere. Mit seiner ersten Ballberührung brachte Zellner Faton Ademi in Position, der sofort abzog und mit seinem Flachschuss ins lange Eck unmittelbar nach Wiederanpfiff seiner Mannschaft wieder neues Leben einhauchte.

Aufholjagd in Unterzahl

Nach der Gelb-Roten Karte gegen Maximilian Obst in der 53. Minute drohte aber das Zehlendorfer Aufbäumen jäh zu erlöschen. In Unterzahl fassten sich die Zehlendorfer doch noch mal ein Herz und versuchten mit aller Energie und Willensstärke, das scheinbar Unmögliche doch noch möglich zu machen. In der 63. Minute konnte Niclas Warwel gegen mehrere Angreifer den Ball behaupten und hatte dabei noch die Übersicht den einlaufenden Berkan Taz zu sehen. Der erst Siebzehnjährige zeigte keine Nerven und brachte mit einem platzierten Flachschuss seine Mannschaft auf 3:4 heran.

Die Zehlendorfer Aufholjagd  sollte tatsächlich noch erfolgreichen Abschluss finden. Mit geschickter Körpertäuschung ließ wieder einmal Warwel mehrere Gegenspieler ins Leere laufen, passte den Ball in die Schnittstelle der Abwehr, Ademi nahm die Kugel auf, und Schwerins Torhüter Eric Rohde musste ein weiteres Mal hinter sich greifen.

Zehlendorf versuchte nun die Gunst der Stunde zu nutzen und arbeitete weiter am möglichen Dreier. In der 81. Minute war Warwel nahe dran, doch sein Kunstschuss strich knapp am Pfosten vorbei. Nach dem verletzungsbedingten Ausfall des Zehlendorfer Innenverteidigers Dennis Dombrowe brannte es in der Schusssequenz des Spiels noch einmal gewaltig vor Torhüter Hinz. In der 83. Minute konnte er einen Schuss aus kurzer Distanz noch vor dem Überqueren der Linie festhalten und hatte dann in der Nachspielzeit das Glück des Tüchtigen auf seiner Seite, als ein Schuss des aufgerückten Kaminski nur ans Quergebälk klatschte.

Hertha 03 spielte mit: Hinz – Fortino (34. Taz), Schröder, Dombrowe, Ryberg – Warwel, Niroumand, Obst, Hopprich (67. Robrecht) – Gakpeto (46. Zellner), Ademi

Torfolge: 1:0 (9.) Witkowski, 1:1 (10.) Gakpeto, 2:1 (14.) Witkowski, 3:1 (25.) Kaminski FE, 4:1 (38.) Friauf, 4:2 (46.) Ademi, 4:3 (62.) Taz, 4:4 (70.) Ademi

(hain)