Ein Alchimistenkabinett richtete die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten zu Ehren Johann Kunckel in der Meierei ein. Foto: Gogol

Ein Alchimistenkabinett richtete die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten zu Ehren Johann Kunckel in der Meierei ein. Foto: Gogol

Reste der Experimentierhütte Kunckels sind in der Ausstellung zu sehen. Foto: Gogol

Reste der Experimentierhütte Kunckels sind in der Ausstellung zu sehen. Foto: Gogol

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Die Meierei auf der Pfaueninsel hat jetzt ein Alchimistenkabinett. Es erweitert die Dauerausstellung und wird am 5. Juni mit einem Familienfest eröffnet.

Erinnern soll das Kabinett an den Alchimisten und Glasmacher Johann Kunckel, der von 1685 bis 1688 auf der Insel lebte und forschte.

Alchimisten waren damals beliebt bei den Herrschern, versprachen sie doch, Gold herstellen zu können. Schnell wurden sie wieder vom Hof gejagt, weil sie es nicht konnten, berichtet Glaskustodin der Preußischen Schlösser und Gärten, Käthe Klappenbach. Doch Kunckel sei keiner dieser Scharlatane gewesen, sondern Chemiker, der alte Rezepte ausprobiert und seine Ergebnisse festhielt. Auf diese Weise entwickelte er unter anderem das bekannte Goldrubinglas.

Das erkannte der Große Kurfürst, der Kunckel aus sächsischen Diensten abwarb und 1685 die Pfaueninsel schenkte. Dafür gab es zwei gute Gründe: „Wenn es brannte, konnte nicht viel passieren, es war ja Wasser drumherum. Die Versuche blieben so aber auch geheim“, erklärt Klappenbach.  Drei Jahre lang forschte und experimentierter Kunckel auf der Insel und schaffte die Grundlage für eine manufakturielle Produktion von Glas. Die Grundstoffe dafür waren im Land Brandenburg reichlich vorhanden. Kunckel entwickelt zum Beispiel eine klare Glasmasse. Die daraus gefertigten Kristallgläser wurden von Glaskünstlern, die Friedrich Wilhelm nach Brandenburg geholt hatte, veredelt. Berühmtheit erlangte Kunckel vor allem mit seinem Goldrubinglas, doch auch mit andern Farben experimentierte er. Deshalb zeigt die Ausstellung neben Scherben Kunckelschen Glases zum Vergleich auch kleine Edelsteine. Denn sie waren die Vorbilder für die Glasproduktion. Glas aus Brandenburg sei damals berühmt gewesen, berichtet Kustodin Dr. Susanne Evers. Große Museen weltweit haben dieses in ihrer Sammlung, nur in der Region Potsdam finde man dieses kaum.

1688 brannte die Versuchshütte Kunckels nieder, wieder aufgebaut wurde sie nicht. Der Große Kurfürst war in der Zwischenzeit verstorben, sein Nachfolger, Friedrich III. schätzte die Arbeit Kunckels nicht.

Die kurze Wirkungszeit Kunckels auf der Insel ist für die Forscher ein Glück, denn so ließen sich die Funde dort sehr genau datieren – ungewöhnlich für Funde aus dieser Zeit, erklärt Evers. Bereits Anfang der 1970er Jahre wurden bei Ausgrabungen Überbleibsel der Hütte und der Experimente gefunden. Rund 400 bis 500 dieser Zeugnisse, darunter auch kleinste Scherben werden in der Meierei gezeigt. Sie sind Leihgaben des Museums für Vor- und Frühgeschichte, denn alles was im Boden der Insel gefunden wird, gehört diesem Museum. Schon lange sei man bestrebt gewesen, die Funde öffentlich zu zeigen, doch mit zwei Besitzern – der Stiftung und den Staatlichen Museen – sei dies nicht so einfach gewesen, so Evers. Das Luisenjahr und das Potsdamer Wissenschaftsjahr gaben den Ausschlag, Kunckel nun doch endlich mit einer eigenen Ausstellung zu ehren.

Eröffnet wird das Kunckel-Kabinett mit einem großen Familienfest, das am 5. Juni von 12 bis 17 Uhr gefeiert wird. So wird unter anderem das „Extavium“ aus Potsdam eine moderne Alchimistenhütte aufbauen, Glaskünstler und –gestalter zeigen ihr Handwerk, es werden Salben hergestellt, Karten mit Kunckel-Motiven können gedruckt werden, zudem können sich Familien bei einer Führung auf die Suche nach dem Stein der Weisen begeben. Der Eintritt kostet fünf, ermäßigt vier Euro inklusive Fährüberfahrt.

(go)