Nachverdichtung und sozialer Wohnungsbau: Hausbesuch auf Schwanenwerder

Nachverdichtung und sozialer Wohnungsbau: Hausbesuch auf Schwanenwerder

Foto: RWE

 

Das Quartiersmanagement Schwanenwerder lädt ein zum Waldspaziergang zur Insel. Treffpunkt zum „Warmlaufen und Anbaden“ ist am 6. April um 12 Uhr am S-Bahnhof Nikolassee. 

Sie sind „RWE Grunewald“ und baggern „an der Abbruchkante sozialer und klimatischer Ungerechtigkeit“. Seit 2018 gibt es die satirische Protestgruppe „Reichtum wird enteignet“, kurz RWE. Bisher fand sie ihre Bühne in den „Abbaugebieten“ der Villenkolonie Grunewald. Mit mehreren hundert Zuschauern und Freunden zogen die Bergarbeiter singend und feiernd durch die Straßen. Ihre Botschaft: Kohle abbaggern, aber die Richtige. 

„Als zukunftsorientiertes Unternehmen erschließt die RWE (Reiche Werden Enteignet) das Kohlerevier Grunewald. Wir übernehmen Verantwortung, indem wir die sedimentierten Übergewinne wegbaggern und der fossilen Unrechtswirtschaft entziehen. Für eine Dekarbonisierung der Industrie, kostenlosen ÖPNV, bezahlbaren Wohnraum und Bildung – Alles Allen!“ 

Nun wagen sich die Aktivisten erstmals in die entlegenen exklusiven Winkel der Superreichen in Steglitz-Zehlendorf, und die Insel Schwanenwerder scheint eine gute Wahl. Von einem vermögenden Fabrikanten erworben, parzelliert und an wohlhabende Berliner weiterverkauft, war die Wannsee-Insel einst ein typisches Spekulationsobjekt. Bankiers und Industrielle fanden hier ihren Rückzugsort in großen Landhäusern mit großzügigen Gartenanlagen. 

In der Nazizeit wechselten Villen von jüdischen Familien zu Spottpreisen den Besitzer. Zu den Profiteuren gehörten Joseph Goebbels, Albert Speer oder Hitlers Leibarzt Theodor Morell. 

Nach dem Krieg verfielen viele Häuser auf Schwanenwerder, zahlreiche Grundstücke verwilderten. Erst nach der Wiedervereinigung und mit dem Verkauf landeseigener Grundstücke siedelten sich neue Berliner Eliten auf der Insel an. Einzelne gemeinnützige Institutionen locken ein gemischtes Publikum an, wie ein Schullandheim oder eine Tagungsstätte der evangelischen Kirche.  

Ansonsten ist den neuen Eigentümern Privatheit und Anonymität sehr wichtig. Mit den Bewohnern der exklusiven Insel über sozialen Wohnungsbau ins Gespräch zu kommen, dürfte sich also als schwierig erweisen. Zumal sie wenig Interesse daran haben dürften, „abgebaggert“ zu werden. 

Spring Break auf Schwanenwerder 

  1. April 2024 am 12 Uhr um S-Bahnhof Nikolassee 

Reichtum wird enteignet: 
https://mygruni.de/  

Videoempfehlung: 
https://www.rbb-online.de/geheimnisvolle_orte/videos/die-insel-schwanwerder.html  

 

Daniela von Treuenfels 

 

 

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