Martina Baude (links) und Sara-Nadine Dammer lieben ihre Arbeit in der Pressestelle, di sich von der üblichen Verwaltungsarbeit unterscheidet. Foto: Gogol

Wenn Martina Baude anfängt über ihre Arbeit zu reden, dann beginnen ihre Augen zu leuchten – und das nach 25 Jahren in der Pressestelle des Bezirksamtes Steglitz-Zehlendorf. Das steckt an, ihre junge Kollegin Sara-Nadine Dammer schwärmt ebenfalls von der Arbeit dort, die so ganz anders sei als die übliche Verwaltungsarbeit im Bezirk. Es gibt keine großen Aktenschränke, es werden keine Verfügungen geschrieben, „wenn man morgens ins Büro kommt, weiß man nie, was einen erwartet“, sagt Dammer. Sie ist seit zwei Jahren in der Pressestelle, hat vorher ihre Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation in der Verwaltung des Bezirksamtes Steglitz-Zehlendorf abgeschlossen. Nun besucht sie einen Tage in der Woche die Verwaltungsakademie, um weiter aufsteigen zu können. So hat es auch ihr Vorgänger in der Pressestelle gemacht. Die sei ein „Sprungbrett“, sagt Baude. Denn anders, als beispielsweise in einer Leistungsabteilung, wo sich die Anträge stapeln, erlaube es die Arbeit in der dem Bezirksbürgermeister unterstellten Organisationseinheit ohne Probleme, einen Tag in der Woche zu fehlen.

Anders als Dammer ist Baude Quereinsteigerin, hat „mit Verwaltung nichts am Hut“, wie sie sagt. Die 56-Jährige hat Bibliothekswissenschaften studiert und bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz gearbeitet. Doch das war ihr damals nicht genug, erzählt Baude. Sie reduzierte die Stunden und ging wieder an die Universität, studierte an der FU Publizistik, politische Wissenschaften und Informations- und Dokumentationswissenschaften. Als sie fertig war, fand sie die Stellenausschreibung für die Pressestelle, damals im noch nicht mit Zehlendorf vereinigten Steglitz, seitdem ist sie dort.

Erste morgendliche Aufgabe für die beiden Frauen: Presseschau. Täglich werten sie Internet, Tageszeitungen und Wochenblätter aus, schauen nach relevanten Artikeln und leiten sie an die jeweiligen Fachbereiche weiter. Dann geht es weiter mit den Pressemitteilungen, die sie einstellen,  sie nehmen Fototermine des Bezirksamtes wahr, betreuen das digitale Fotoarchiv, stellen die Bilder für das Internet, Schaukästen aber auch für die Broschüren, die von ihnen im Namen des Bezirksamtes herausgegeben werden bereit. Sie besuchen abwechselnd die Bezirksverordnetenversammlung und sind – natürlich – Ansprechpartner für die verschiedenen Medien im Bezirk, berlin- aber auch deutschlandweit. Durch ihre Arbeit haben Baude und Dammer einen guten Überblick, wie und wie oft über Steglitz-Zehlendorf berichtet wird. Baudes Urteil: „Die Außenbezirke haben einen schweren Stand, sie sind unterrepräsentiert“, was auch daran liege, dass die Redaktionen oft weit weg ihren Sitz hätten und die es sich zweimal überlegen, ob sie die Redakteure so weit raus schicken.  Steglitz-Zehlendorf sei ein eher ruhiger Bezirk, mit wenigen Problemlagen – wenn man mal von den maroden Schulen und den Hunden am Schlachtensee absehe. Doch in die Nachrichten schaffen es nun mal nur Probleme; wenn etwas gut laufe, gibt es keine Interesse, bedauert Baude. Dabei sei Steglitz-Zehlendorf ein bodenständiger und lebenswerter Bezirk, findet die Neuköllnerin. Sie nutzt die Natur hier, um manchmal nach der Arbeit Nordic Walken zu gehen oder um einen der Seen zu laufen, Dammer kommt sogar täglich aus Charlottenburg mit dem Fahrrad zum Zehlendorfer Rathaus. Sie kenne Steglitz-Zehlendorf mittlerweile besser als ihren eigenen Bezirk, sagt die 26-Jährige. Doch um hierher zu ziehen, ist es ihr dann doch noch zu ruhig..

Aber nicht nur Redakteure melden sich in der Pressestelle, auch Bürger, die Fragen haben zu Festen oder wie man seine Freizeit im Bezirk gestalten kann. „Das ist das, was Spaß macht, man lernt dazu und die gesunde Neugier bleibt erhalten“, sagt Baude.

Ihre Lieblingsaufgabe: die Recherche. Alle Bezirksbürgermeister, für die sie bisher gearbeitet hat, seien sehr rührig gewesen, so auch Norbert Kopp. Er besuche viele Veranstaltungen, da arbeitet ihm für seine Reden zu. Dammer kümmert sich am liebsten um die Fotos, geht gern zu Terminen und bearbeitet die Bilder am Computer. Eine gute Arbeitsteilung, die auch beim „Dienst zu ungünstigen Zeiten“, wie Baude die Arbeitszeiten beschreibt, greift.

Nicht nur die Arbeitsteilung läuft gut zwischen den beiden Frauen, auch die Chemie stimmt, anders könnte man wahrscheinlich auch nicht miteinander arbeiten und sich täglich acht Stunden gegenüber sitzen. 2017 allerdings wird Dammer ihren Lehrgang beendet haben und sich nach anderen Stellen umsehen.  Dann wird jemand neues die Chance bekommen, gemeinsam mit Baude zusammenzuarbeiten, die es gut und wichtig findet, junge Leute zu fördern. Auch deshalb ist sie im Bezirksamt als Ausbilderin gelistet und versucht die Azubis so praxisnah wie möglich auszubilden. Dazu gehört auch, dass sie sich mit eigenen „Spaziergängen“ durch den Bezirk in die Bezirksbroschüre einbringen. Auszubildende in der Pressestelle zu haben, sei auch für sie wichtig, sagt Baude, sie bekomme dadurch Hinweise von außen, hinterfrage dadurch ihre Arbeit und Vorgehensweise. Langeweile – kennt Baude auch nach 25 Jahre noch nicht.

 (go)