Ernste Gespräche: Bei der Berlin Heart Gmbh ging es auh darum, wie das Land Berlin Forschung fürdern kann. Fotos: Gogol

Steglitz-Zehlendorf ist bekannt für seine Parks, seine Seen und – ja, auch für die Schloßstraße. Dass es im Bezirk aber auch ein hohes Maß an wissenschaftlicher und technischer Innovationskraft gibt, davon überzeugte sich am Mittwoch Cornelia Yzer, Senatorin für Wirtschaft, Forschung und Technologie (CDU) bei einer Entdeckertour durch Steglitz-Zehlendorf. Die startete am Wrangelschlösschen, wo unter anderem Bezirksbürgermeister Norbert Kopp (CDU) den Gast herzlich im Südwesten begrüßte. „Wissenschaft und Wirtschaft gehören zusammen“, erklärte Yzer. Und das würde sie gern weiter befördern. Sie ginge nicht nur deshalb gern auf Entdeckertour, weil sie selbst soviel Neues erfahre, sondern weil dadurch auch auf die besuchten Unternehmen aufmerksam gemacht werde und die auf diese Weise neue Kooperationspartner oder auch Kunden gewinnen. „Technikförderung ist mir ein großes Anliegen“, sagte Yzer – und schnitt gleich ein Thema an, das vielen im Raum am Herzen lag: das Technologie- und Gründerzentrum. Doch das sei kein einfaches Thema, weil es dabei um Liegenschaftspolitik gehe, so die Senatorin, die früher in Dahlem wohnte und sich nun darauf freute, zu sehen, was sie im Bezirk noch wiedererkenne.

Zunächst ging es jedoch nicht nach Dahlem, sondern nach Lichterfelde, zur Berlin Hearth GmbH, wo Systeme für die mechanische Unterstützung menschlicher Herzen entwickelt werden. Herzinsuffizienz sei die Todesursache Nummer eins weltweit, wurde die Senatorin von Sven-René Friedel, Director of Finance, aufgeklärt. Und es kann jeden treffen: vom Säugling bis zum Senior. Noch dienen die Herzunterstützungssysteme als Brücke bis zur Herztransplantation, doch man hoffe, dass es irgendwann keine Transplantationen mehr gibt, weil die Systeme die Arbeit übernehmen, erklärte Friedel seinen Zuhörern. Europaweit ist die Berlin Heart GmbH das einzige Unternehmen, das solche Systeme entwickelt, im Kinderbereich sogar weltweit. Friedel betonte, wie wichtig es gerade im Gesundheitssektor sei, dass Forschung gefördert werden – nicht nur von privater Seite. Das Land Berlin müsse da mutiger sein, appellierte er an die Senatorin. Denn wenn es keine ausreichende Finanzierung gebe, bestehe immer die Gefahr, dass die kleinen Unternehmen von den Pharma-Riesen aus den USA aufgekauft werden – und die Forschung wandert ab.

In Augenschein genommen: Bevor Yzer und Kopp auf dem Rücksitz Platz nahemn, ließen sich sich von Professor Rojas (links) die Technik erläutern.

Zeit für einen Rundgang blieb für die Gäste nicht, denn der Zeitplan war eng gestrickt. An der Freien Universität wartete schon Professor Raúl Rojas, der zusammen mit anderen Informatikern und Mathematikern der FU das Auto der Zukunft erfunden hat. Ausgestattet mit Sensoren kann das Auto selbst fahren. Es erkenne rote Ampeln, Stoppschilder und Fußgänger von ganz allein, erklärte der Professor und lud Yzer und Kopp zu einer kleinen Spritztour ein. Zwei kleine Runden auf der Habelschwerdter Allee drehte ein Mitarbeiter Rojas‘ mit den Gästen – die Hände nicht am Lenkrad, sondern in der Luft. Yzer zeigte sich beeindruckte. „Ich kann es nur empfehlen“, versicherte sie nach der Spritztour.

Dass die FU, aber auch die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung sowie weitere Forschungseinrichtungen im Bezirk noch viel mehr Innovationskraft besitzen, das erfuhr Yzer bei einer StartUp-Messe, bei der sich acht neu gegründete Unternehmen präsentierten. Das Themenspektrum war breit, von personalisierter Medizin für Krebspatienten (AlacrisTheranostic GmbH), über das Kühlen von Mikroprozessoren mit Kohlenstoffnanoröhren (CNTHerm) bis hin zu einem webbasierten Laborbuch, mit dem Forscher ihre Experimente leichter planen können (labfolder). Zum Abschluss der Expedition durch den Berliner Südwesten wartete auf die Senatorin ein Expertengespräch.

(go)