Auf dem Podium diskutierten Bezirk, Stiftung, Natuur- und Denkmlaschützer darüber, was aus Glienicke werden soll. Foto: Gogol

„Ein Welterbe ist ein Erbe für die gesamte Menschheit und wir gehen damit um, als ob es ein kleines Bezirksteil wäre“, ärgerte sich Karin Berning. Sie saß am Mittwochabend auf dem Podium, als im Rathaus Zehlendorf über die vernachlässigte Welterbestätte Glienicke diskutiert wurde. Um ihre Worte zu unterstreichen, hatte sie Bilder dabei: bröckelnder Putz, Risse in den Mauern der Gebäude und Tore, eine gesperrte weil halbzerfallene Teufelsbrücke, die Sitzfläche der römischen Bank fehlt komplett, Bäume wachsen aus den Mauern… Doch nicht nur die Gebäude sind betroffen. „Ein Teil des Parks ist geschlossen wegen Astbruch – da fehlen einem die Worte“, ergänzte Gerhard Hoya, Vorsitzender der Gesellschaft Historisches Berlin.

Seit 1990 ist Glienicke Teil der Berlin-Potsdamer Schlösserlandschaft Unesco-Weltkulturerbe. Doch um dieses Erbe zu erhalten, sei nicht viel getan worden. Berlin nehme den Schutz seiner Kulturerbestätten nicht ernst und stelle nicht ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung, kritisierte Hoya. Nur wenn der Druck zu groß werde, lege es teure Investitionsprogramme auf. So auch in Glienicke. Für die Sanierung der Wege im Landschaftspark Klein-Glienicke hat der Bezirk Fördergelder aus dem GRW-Programm zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur erhalten. „Wir haben das Wegesystem nicht mehr im Grifft“, musste Monika Osteresch vom Grünflächenamt Steglitz-Zehlendorf zugeben. Mit dem Geld – insgesamt sechs Millionen Euro für vier Jahre – werden die Wege saniert und überarbeitet, auch die Bäume längs der Wege würden dabei mitbetrachtet werden. Die ersten pflegerischen Maßnahmen sollen bereits im Winter beginnen.

„Glienicke soll nicht nur Durchfahrt nach Potsdam sein“, betonte Bezirksstadträtin Christa Markl-Vieto (Grüne). Der Landschaftspark sei „ein kleines Juwel“, sagte sie und man müsse ihn „zu einem Park machen, den die Leute gern besuchen“. Da stimmte ihr Berning zu. Sie hatte dafür Ideen. So würde sie sich wünschen, dass die Gebäude im Wirtschaftshof zu einem Café mit Besucherzentrum und einem Ausstellungszentrum zur Geschichte Glienickes umgebaut werden. Zudem könnten auf den Freiflächen des Wirtschaftshofes Stände stehen. Die Betreuung des Ausstellungs- und Besucherzentrums könnte sie mit ihrem Verein für Glienicke übernehmen, den sie derzeit gründet.

Neben einem Managementsystem für den Park verlangte Berning aber auch ausreichend Geld für die Sanierung und die Unterhaltung des Parks und der Gebäude. Dazu müsse man den Politikern immer wieder auf die Füße treten. Im Bezirk mache sie das seit drei Jahren, nun müsse man sich an den Senat wenden, findet sie.

Die Finanzierung, das machten alle Diskutanten deutlich, ist das größte Problem. Das auch nicht leicht zu lösen sei, weil die Eigentumsverhältnisse für das Areal schwierig sind. Ein Teil gehört dem Bezirk, andere Teile dem Land Berlin, den Forsten und der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Deren Gartendirektor Prof. Dr. Michael Rohde dankte dem Bezirk, dass er es geschafft hatte, die Fördergelder für die Wegesanierung zu akquirieren, gab aber zu bedenken, dass es jährlich rund drei Millionen Euro kosten würde, „die unglaublich einmalige Kulturlandschaft zu erhalten“. Zudem fehle das notwendige Personal, gab Dr. Klaus von Krosigk, Gartenbaudirektor a.D., der im Publikum saß, zu bedenken. Es brauche dafür ausgebildete Fachleute. 25 Leute bräuchte er, um den Park und die Gebäude pflegen und unterhalten zu können, sagte Rohde. Im Bezirksamt seien derzeit zwei Angestellte für den gesamten Park zuständig. „Wie sollen die das schaffen?“, fragte sich Berning.

Durch die Fördergelder habe der Bezirk nun für die nächsten 15 Jahre die Verpflichtung, sich um den Park zu kümmern. Ziel sei es jedoch, die Anlage danach an die Stiftung Schlösser und Gärten abzugeben, erklärte Markl-Vieto. So würde sie dann zusammen mit den anderen Teilen des Welterbes betreut werden. Doch allein dadurch würden sich die Probleme nicht lösen. Denn auch die Stiftung bräuchte, genauso wie jetzt der Bezirk, Geld für die Unterhaltung. Deshalb müsse Glienicke anders dargestellt und vermarktet werden, sagte die Bezirksstadträtin.

Dass es für Glienicke auch bürgerschaftlichen Engagements bedarf, wurde an diesem Abend mehrfach betont. Ein Einwohner – es waren knapp dreißig zur Podiumsdiskussion erschienen – nahm das ernst. Er bot an, sich mit der Bürgerstiftung, die zu dem Abend eingeladen hatte, zusammenzusetzen und die Sitzfläche für die römische Bank zu sponsern.

Wie schön Glienicke sein könnte, auch das zeigte Berning. Mit einem Bild vom Pleasure Ground, der 2009 bis 2011 saniert wurde.

(go)