Feldpost eines jungen Paares zeugt vom Soldatenleben. Foto: Ute Franz-Scarciglia

Kein Krieg ohne gesteigerte Emotionen: Vaterlandsliebe, Hass gegen den Feind und Mitleid mit den eigenen Opfern werden mobilisiert. Angst um das Leben und die Gesundheit, Schmerz und Trauer folgen. Dieser „Gefühlte Krieg“ ist Thema einer neuen Ausstellung im Museum Europäischer Kulturen, die am Donnerstagabend eröffnet wurde.

Geduldspiel für den Schützengraben, Foto: Ute Franz-Scarciglia

In assoziativen Denkräumen geht die Ausstellung diesen Gefühlen im Krieg nach. In ihnen stehen sich originale Zeugnisse aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg sowie Künstlerarbeiten der Gegenwart gegenüber. Diese treten in einen Dialog und entwickeln ein Spannungsverhältnis zueinander: So begegnen sich zum Beispiel im Raum „Angst“ eine metallene Herzschutzplatte von 1915 mit der aktuellen Fotoserie „Camouflage“ des Künstlers Simon Menner über Scharfschützen. Die patriotische Nagelung der fast 13 Meter hohen Hindenburg-Skulptur vor der Siegessäule in Berlin stößt auf pazifistische Gegenpositionen von Günther Uecker. Der Briefwechsel zweier Liebender zwischen dem Schützengraben und der „Heimatfront“ gibt einen Einblick in den Wandel von Emotionen und das reale Soldatenleben. Am Ende der Ausstellung steht persönliche Trauer der Heldenverehrung gegenüber, zentriert um die „Pietà“ von Käthe Kollwitz. Auf die Weise will das Museum dem Betrachter neue Möglichkeiten der Reflexionen über den Krieg geben, zeigen, welche Rolle Gefühle im Krieg spielen und welche Entscheidungsräume dem Einzelnen zur Verfügung stehen.

Spendenpostkarte für die Nagelfigur von Hindenburg, Foto: Ute Franz-Scarciglia

Zirka 200 Objekte und Dokumentationsfotos sind in der Schau zu sehen, darunter eine großräumige Nachbildung der ursprünglich 13 Meter hohen Skulptur von General von Hindenburg vor der Siegessäule in Berlin (1915-1917), einschließlich originaler „Nagelscheiben“, die umfangreiche Feldpostkorrespondenz eines jungen Liebespaares der Jahre 1919 bis 1922 Jahre,  Käthe Kollwitz‘ , Bronze „Pietà“, die die Stiftung Deutsches Historisches Museum für die Ausstellung zur Verfügung stellt, sowie ersönliche Gegenstände eines deutschen Soldaten des Ersten Weltkriegs, geborgen bei einer Ausbettung in Utena/ Litauen.

Zu sehen ist die Schau im Sonderausstellungsraum des Museums Europäischer Kulturen, Arnimallee 25, bis zum 28. Juni 2015.

(sn)