Die Johanneskirche, hier ein Bild aus den 1950er Jahren, wird 100 Jahre alt. Foto: Kirchengemeinde

Feste muss man feiern, wie sie fallen. Welch ein Glück für die evangelische Kirchengemeinde Schlachtensee, dass der 22. September in diesem Jahr auf ein Wochenende fällt – so konnte die Gemeinde rund um das Kirchweihjubiläum ein buntes Fest stricken.

Eng verbunden mit der Geschichte der Johanneskirche ist die Geschichte der Villenkolonie Schlachtensee. Zum Ende des 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts entstand die Vorortsiedlung für das aufstrebende Bürgertum. Mit dem Bau der Wannseebahn zog es immer mehr Berliner ins Grüne. Die alte Dorfkirche in Zehlendorf und die 1905 erbaute Paulus-Kirche reichten nicht mehr aus. Schlachtensee wurde zu einem eigenen Pfarrbezirk mit eigener Kirche. Die Planungen für das Gotteshaus, die den Namen Johannes erhalten sollte, übernahm der Regierungbaumeister Georg Büttner. Geld für den Neubau sammelte ein Kirchenbauverein, der die stolze Summe von 144.000  Mark für das Gemeindezentrum zusammenbrachte, 80.000 allein für die Kirche. Der Grundstein wurde am 25. Juni 1910 gelegt. Am 22. September 1912 wurde das Haus eingeweiht.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Kirchendach beschädigt und die Orgel zerstört. 1957 wurde das Gotteshaus saniert und umgebaut, eine neue Orgel gab es 1966.

Das Innere der Kirche beherbergt eine Kostbarkeit: die Vater-Unser-Glocke. Es ist die älteste Kirchenglocke Berlins. Sie stammt aus dem 13. Jahrhundert. Es war ein Geschenk der „Mutter“-Gemeinde Zehlendorf, als die Johanneskirche vor 100 Jahren gebaut wurde. Zur 750-Jahr-Feier der Stadt Berlin 1987 war die Glocke auf der Zitadelle Spandau zu sehen. Normalerweise steht sie im Mahnmalraum der Johanneskirche.

„Das Mahnmal ist ein weiteres wichtiges Zeugnis in unserer Gemeinde. Es nimmt seit 1960 den Platz ein, wo nach dem Krieg bis zur Beseitigung der Kriegsschäden ein Birkenkreuz an die Gefallenen erinnerte“, so Gisela Krehnke, Vorsitzende des Gemeinderats.

Zwischen 1990 und 2000 gibt es noch einmal eine große Baumaßnahme. Rund um die Kirche wurden neue Gemeinderäume errichtet, dafür wurden die Gemeinderäume am Ilsensteinweg aufgegeben.

Der Pfarrer, an den sich noch die meisten, vor allem älteren Menschen, erinnern, war Heinrich Albertz, so Krehnke. Er hatte das Amt fünf Jahre, von 1974 bis 1979, inne. Albertz – nachdem auch der Platz vor der Kirche benannt wurde – war Innensenator und 1966/67 Regierender Bürgermeister von Berlin. Nach dem Tod von Benno Ohnesorg und den anschließenden Unruhen war er zurückgetreten und Pfarrer in Gropiusstadt geworden. Er sei in Schlachtensee Pfarrer geworden, weil er „eine weltoffene und an den brennenden gesellschaftlichen Fragen der Zeit interessierte Gemeinde vorfand“, so Krehnke. Und das sei auch heute noch so. So hat die Gemeinde eine Flüchtlingswohnung, in der Menschen Unterstützung und Hilfe finden.

Gefeiert wird das große Jubiläum am Wochenende 22 und 23. September. Am Samstagabend spielt bei einem Festkonzert um 20 Uhr das Collegium vocale Johann Sebastian Bachs „Jesu, meine Freude“ und weitere Chorwerke.

Am Sonntag beim Festgottesdienst um 10 Uhr wird Bischof Dr. Markus Dröge die Predigt halten. Anschließend gibt es ein großes Gemeindefest mit Spielen für Kinder und einer Erzählecke. Kinder (13 Uhr) und Erwachsene (13.30 Uhr) können sich durch die Kirche führen lassen, für Musik sorgen ein Posaunenchor sowie der Handglocken-Chor aus Caputh, auch Theater wird gespielt.

Anlässlich des Jubiläums ist auch eine Festschrift erschienen, die für 7,50 Euro in der Küsterei erworben werden kann.