In einem weiteren Freitagabendspiel konnte Hertha 03 Zehlendorf die Gunst der Stunde nutzen und übernahm zumindest für einige Stunden die Poleposition in der NOFV Oberliga Nordost. Es lag aber nicht allein an den ungewohnten Temperaturen zu dieser Jahreszeit – um 21 Uhr wurden immer noch 14 Grad gemessen –, die manchen Zehlendorf-Sympathisanten die Schweißperlen auf die Stirn trieb. Die Gäste von der Müritz setzten der Heimmannschaft nämlich mehr zu, als ihnen lieb sein konnte.

Zehlendorf ging schwungvoll in die Partie und hatte durch Niclas Warwel schon nach zwei Minuten eine erste Möglichkeit. Schnell war aber zu erkennen, dass Malchow nicht angereist war, um Gastgeschenke zu verteilen. Mit einer hochstehenden Abwehr wurde die Zehlendorfer in ihrem Aufbauspiel früh gestört, und selbst konnte man eigene Chancen kreieren. Nach einer Ecke in der 7. Minute schoss der aufgerückte Abwehrhüne Patrick Flander den Ball nur knapp über das Quergebälk, und nach einer Viertelstunde musste sich Torhüter Nico Hinz gewaltig strecken, konnte dabei aber ein 25-Meter-Geschoß durch Yildrim Bektas mit einer Faust über die Latte lenken. Auf der anderen Seite versuchte es drei Minuten später Zehlendorfs Toptorjäger Niclas Warwel ebenfalls mit einem Distanzschuss, fand aber in Torhüter Paul-Friedrich Kornfeld seinen Meister.

Es entwickelte sich ein munteres, intensiv geführtes und abwechslungsreiches Oberligaspiel, in dem sich beide Abwehrreihen keine Nachlässigkeiten erlauben durften und zu jeder Zeit hochkonzentriert sein mussten. Die jeweiligen Offensivkräfte konnten sich somit nur selten in Szene setzen. Die beste Möglichkeit hatten die Hausherren in der 31. Minute, doch im letzten Moment konnte der einschussbereite Cüneyt Top entscheidend gestört werden. Auf der anderen Seite verfehlte in der 36. Minute ein Kopfball durch Toralf Schult, nach einer scharf getretenen Ecke, nur knapp das anvisierte Ziel. Der gesperrte Torjäger Tobias Täge fehlte den Gästen sehr, was sich auch vielen Szenen der zweiten Hälfte deutlich wurde.

Mit Beginn des zweiten Durchgangs zeigten die Zehlendorfer ihren Widersachern gleich wieder, wer Herr im Hause ist. In der 51. Minute konnte die Gästeabwehr einen strammen Schuss durch Mentes blocken, und auch beim Nachschuss durch Maximilian Obst fehlten nur wenige Zentimeter am gewünschten Erfolg, der sich aber nur drei Minuten später einstellen sollte.

Felix Robrecht, der nach langer Verletzungspause immer mehr zu einem festen Bestandteil der Mannschaft avanciert, brachte mit einem tollen Zuspiel Efräim Gakpeto in Position, der überlegt den Ball mit dem rechten Außenrist an Torhüter Kornfeld vorbei in die Maschen setzte.

Trotz bester Chancen gelang es aber den Zehlendorfern nicht, den Schockzustand der Gäste für sich zu nutzen und für eine Vorentscheidung zu sorgen. In der 56. Minute kam Warwel, nach einer Flanke von Top, nur einen kleinen Schritt zu spät, und vier Minuten später gelang es einem Abwehrspieler den nicht präzisen Querpass von Warwel vor dem einschussbereiten Gakpeto abzufangen.

Nachdem die Hausherren aus ihren Möglichkeiten kein weiteres Kapital schlagen konnten, machten sich nun die Gäste daran und drängten vehement auf den Ausgleich. Eine Angriffswelle nach der anderen schwappte über die Zehlendorfer Abwehr herein, doch wie schon erwähnt, machte sich nun das Fehlen eines Torjägers deutlich bemerkbar. Herausragend war während des Malchower Powerplays die Leistung von Dennis Dombrowe, der sich als „Turm in der Schlacht“ mehrmals auszeichnen konnte. Wie oft er die Bälle wuchtig aus der Gefahrenzone köpfte und sich mutig in die härtesten Schüsse warf, nötigte viele Zuschauern enormen Respekt ab. Bis an den Rand der Erschöpfung kämpften die Hausherren um die drei Punkte, und mit zunehmender Spielzeit schienen auch die Müritzstädter am „Fels in der Brandung“ zu verzweifeln.  Die Hausherren kamen in der letzten halben Stunde kaum noch zu Entlastungsangriffen, als auch in der 90. Minute ein Konter über Obst erfolglos verpuffte, war man auf  Zehlendorfer Seite froh, dass Schiedsrichter Christof Wedemeyer (Falkensee) die Partie nach 94 Minuten beendete.

Mit dem knappsten aller Ergebnisse blieben die Zehlendorfer auch in ihrem fünften Heimspiel ungeschlagen und setzten die Konkurrenz an der Spitze, TeBe und Fürstenwalde, unter Erfolgsdruck. Auch wenn die fünfte Gelbe Karte für Kapitän Erdal Özdal und die damit verbundene Sperre in Wismar unangenehm ist, so ist doch weiter mit dem F.C. Hertha 03 Zehlendorf als Spitzenkandidat zu rechnen.

Hertha 03 spielte mit: Hinz – Thokomeni Siewe, Dombrowe, Özdal, Mentes – Warwel, Niroumand, Obst, Top (83. Unger) – Robrecht (73. Agyei-Yeboah), Gakpeto (89. Schleiff)

Tor: 1:0 (54.) Gakpeto

(hain/h03)