Friedrich Corners ließ sich von 1912 bis 1919 ein Herrenhaus in Lichterfelde errichten. Foto: Denkmalschutzbehörde

Gärten rings im Villenschmuck, Duft und Vogellieder! Hei, wie führte flink der Zug Mich nach Lankwitz wieder! Eben noch im Häusermeer, In der Weltstadt Tosen- Zehn Minuten hinterherBunt umblüht von Rosen!

Der Ausschnitt aus dem Gedicht „Mein Lankwitz“ von Max Stempel aus dem Jahr 1914 beschreibt die Vorzüge des ländlichen und gleichzeitig großstädtischen Lebensgefühls im Berliner Südwesten. Dieses Lebensgefühl mag den kaufmännische Direktor der Berliner Accumulatorenfabrik AG Friedrich Correns (1861-1923) in den Jahren 1912 bis 1919 unter anderem dazu bewegt haben, im Ortsteil Lankwitz sein imposantes Herrenhaus im Stil des Historismus mit insgesamt 73 Räumen errichten zu lassen. Im November ist das Herrenhaus Correns, das vielen besser als Siemensvilla bekannt ist, Denkmal des Monats.

Die Fläche des Grundstücks umfasste etwa 37.000 Quadratmetern und setzte sich aus mehreren Grundstücken an der Gärtner-, Calandrelli- und Beethovenstraße zusammen. Die Architekten Albert Denzel und Fritz Freymüller realisierten ergänzend und mit architektonischem Bezug zu diesem repräsentativen Bauwerk auf dem Grundstück mehrere Nebengebäude wie ein Pförtnerhaus, ein Gärtnerhaus, ein Teehaus und einige Gewächshäuser, welche sich harmonisch in die neu gestaltete Parklandschaft mit Wasserkunst und Fontänen einfügten.

Die Villa entstand nach Entwürfen von Fritz Freymüller. Repro: Franziska Burkhardt

Der Garten der Villa steht unter Denkmalschutz. Foto: Denkmalschutzbehörde

Ein Teil der ursprünglichen Einrichtung ist noch vorhanden. Foto: Landesdenkmalamt

Foto: Landesdenkmalamt

Der Architekt Fritz Freymüller, der unter anderem auch die Lilienthal-Gedenkstätte in Berlin-Lichterfelde entwarf, schuf mit dem Herrenhaus Correns eines der größten und eindrucksvollsten Einfamilienhäuser im Ortsteil Lankwitz. Die Dimension und der repräsentative Charakter des Hauses werden schon beim Anblick der Auffahrt und des mit Säulen geschmückten Eingangsportals deutlich. Im Gebäudeinneren ist noch an zahlreichen Stellen die originale Ausstattung erhalten: Dies reicht von Details wie Schlüsselbrettern, Fliesen und Badarmaturen hin bis zur Gestaltung von Fenstern und Treppenhäusern.

Nach Erwerb der eindrucksvollen Immobilie im Jahr 1925 durch Werner Ferdinand von Siemens, einem Enkel des Firmengründers, ließ dieser durch den Architekten Gustav Clemens einige Veränderungen an Haus und Garten vornehmen. Im Zuge der Errichtung eines Musiksaals für 400 Gäste erfolgte auch die Umgestaltung des an das Haus angrenzenden Rosengartens und der Abbruch der hausnahen Gewächshäuser.

1941 verkaufte die Familie Siemens die gesamte Anlage an den Preußischen Staat. In der Folgezeit war die Siemensvilla zeitweise Sitz des Ibero-Amerikanischen Instituts und des Musikarchivs der Deutschen Bibliothek. Heute wieder in privater Hand ist das ehemalige Herrenhaus Correns Sitz der Business School Berlin Potsdam und der Medical School Berlin.

Der Garten ist in der ursprünglichen Ausdehnung nicht mehr vorhanden, da in den 1950er Jahren der süd-östliche, etwa 10.000 Quadratmeter umfassende Bereich mit seiner großzügigen, landschaftlichen Teichanlage und dem dazugehörigen Bootshaus verkauft, trockengelegt und bebaut wurde. Der restliche Garten ist jedoch einschließlich Baumbestand und der Gartenmauer erhalten.

Seit dem Jahr 1988 ist das Herrenhaus Correns mit all seinen Nebengebäuden und Einfriedungen als Baudenkmal, sowie der verbliebene Garten als Gartendenkmal unter Schutz gestellt.

Die in verschiedene Bereiche gegliederte Gartenanlage steht in enger Beziehung zu den Gebäuden: Das im Norden des Grundstücks liegende Herrenhaus öffnet sich mit seinen beiden Ecktürmen, den Terrassen und Freitreppen nach Süden hin zum Garten. Einst bildete ein Wasserbecken mit Fontäne den Auftakt zu der an das Herrenhaus angrenzende, langgezogenen Rasenfläche, dem sogenannten „Boulingrin“. Dieser zentrale Bereich des Gartens ist durch eine Rasenböschung etwas vertieft angelegt und wurde vermutlich einst für das englische Bowls- beziehungsweise französischen Boule-Spiel genutzt.

Die freie Rasenfläche hat auch heute noch einen großzügigen und eindrucksvollen Charakter und ist direkt in der Flucht des Herrenhauses angelegt. Die Rasenfläche wird frei von Bepflanzung gehalten und ist mit Kieswegen umgrenzt. Auf beiden Seiten wird das Boulingrin von eindrucksvollen Kastaniengruppen flankiert, die in einem engen Raster gepflanzt sind. Bei der Gestaltung der gesamten Gartenanlage 1914 wurde von der ausführenden Firma Körner & Brodersen bereits die zu der damaligen Zeit neueste Technik der Großbaumverpflanzung angewendet. So konnten auch bereits auf dem Grundstück vorhandene Gehölze auf passendere Stellen verpflanzt werden, um innerhalb des Gartens neue Ausblicke zu ermöglichen und Sichtachsen zu schaffen. Noch heute ist auf dem gesamten Areal ein Großteil des alten, wertvollen Baumbestandes vorhanden.

Ein besonderer Blickfang im Garten der Villa Correns ist das 1914 erbaute Teehaus. Es liegt in der Flucht des Herrenhauses am südlichen Ende des Gartens und somit vis-à-vis zum Hauptgebäude. Die südliche Rückwand des kleinen Gebäudes grenzt direkt an die historische Gartenmauer, welche derzeit saniert wird. Ausgestattet mit einer Küche konnte von hier bei Festlichkeiten im Garten Tee und Gebäck serviert werden. Nach fortschreitendem Verfall fand die denkmalgerechte Restaurierung und Sanierung des kleinen Hauses im Jahr 2004 statt. Heute zeigt sich das Teehaus wieder in seinem ursprünglichen Glanz. Westlich des Teehauses befand sich einst ein rechteckig angelegter Nutz-, und Obstgarten, wo neben Pfirsichen, Aprikosen und Äpfeln auch Brüsseler Trauben geerntet wurden.

Der als Senkgarten angelegte Rosengarten ist noch heute in seiner Geometrie und Wegeführung vollständig erhalten. Werner Ferdinand von Siemens hatte innerhalb des Rosengartens die Gestaltung verändert, eine Statue im Zentrum aufstellen und eine Aussichtsplattform anlegen lassen. Eine Besonderheit innerhalb des abgesenkten, mit Klinkermauern umgrenzten Gartenbereichs sind die Bodenbeläge aus der Zeit der Umgestaltung durch Werner von Siemens. Wer genau hinsieht, kann hier Spuren des Siemens’schen Industriehandwerks erkennen: Marmorplatten für den Bau von Schaltplatten und auch Bohrkerne wurden als einfache Trittplatten in die Gartenwege eingefügt. Diese exponierte und repräsentative Stelle im Rosengarten für den Einbau von „Resten“ zu verwenden, spiegelt die anerkennende Haltung des Hausherren zu seinem eigenen Beruf und Industriezweig wieder.

Der mit Hochstammrosen bepflanzte Gartenbereich diente auch als Erholungsort für die Konzertbesucher und ist vom Konzertsaal aus durch eine Freitreppe erschlossen. Derzeit wartet der Rosengarten wieder darauf, aus seinem Dornröschenschlaf erweckt zu werden. In Abstimmung mit den Denkmalbehörden erstellt der Eigentümer ein Entwicklungs- und Pflegekonzept für das gesamte Denkmal.

 Sarah Wiesner, Denkmalschutzbehörde