Mitglieder der Ørban Ears jamten gemeinsam mit JazzBassit Ed Schuller (rechts). Foto: Gogol

Es sei immer das Gleiche: Das Stück ist richtig gut – aber beim Ende wird gepatzt. Das habe er schon oft erlebt, erklärt Ed Schuller den jungen Musikern. Dabei sei das Ende doch das Wichtigste am gesamten Musikstück. „Es ist das Letzte, was die Leute hören und woran sie sich erinnern“, so der Jazz-Musiker.

Die Jugendlichen, die am Dienstagabend mit Schuller gemeinsam jamen, hören ihm andächtig zu. „Es ist schon was Besonderes, er hat so viel Erfahrung und hat schon mit Jazz-Legenden gespielt“, schwärmt Ada Scholl. Die 19-Jährige ist Schlagzeugerin bei den Jazz Dogs, einer Band der Musikschule Leo Borchard. Normalerweise schaffe sie es nicht, zu den Jazz-Jam-Sessions, die einmal im Monat im Haus der Jugend stattfinden, doch für Ed Schuller ließ sie andere Termine sausen. Sie kennt ihn aus einem Konzert. „Es war toll. Er beeindruckt als Typ“.

Doch von wem schwärmt die 19-Jährige? Der Jazzbassist und Komponist hat mehr als 60 Schallplatten und CDs aufgenommen. Er tourte mit Bands von Eric Watson, Marty Cook, Nicolas Simion, Frank Lacy und Uli Lacy, spielte mit Pat Martino, Julius Hemphill, Mat Maneri und Ray Anderson. Doch auch zu unterrichten ist für ihn nicht fremd: So lehrte Schuller am Berklee College of Music, leitete den Fachbereich Jazz am Schweitzer Institute in Sandpoint (Idaho, USA) und war vier Jahre lang Lehrbeauftragter an der Hochschule für Musik in Berlin. Sogar eine Auszeichnung für herausragende Leistung als Jazzpädagoge erhielt der 57-Jährige .

Musik sei Kommunikation, erklärt Schuller den Nachwuchsmusikern, gerade wenn es um schwierige Passagen gehe oder um das Ende, müsse man sich anschauen und so verständigen. Schließlich sei man eine Band und spiele nicht für sich allein. Und noch einen Tipp gab er ihnen: kreativ zu sein. Nicht immer die gleichen Abfolgen der Soli zu spielen, sondern die Zuschauer zu überraschen, indem man was anderes macht.

Aber Schuller redet nicht nur, er greift natürlich auch selbst zum Bass, um mit Ada Scholl und den anderen zu jamen.

Zu „den anderen“ gehören auch einige Mitglieder der Band Ørban Ears, die am Mittwoch, 24. Oktober, um 19.30 ein Stage-Check-Concert zusammen mit Schuller im Konzertsaal der Leo-Borschard-Musikschule, Grabertstraße 4, spielen.

Die offene Jazz-Jam-Session ist eine Gemeinschaftsprojekt vom Haus der Jugend (HdJ) und der Leo-Borchard-Musikschule. Eines, das, wenn es nach Klaus Nickel, Leiter des HdJ, und Bojan Assenov, Lehrer an der Musikschule, noch viel besser genutzt werden könnte, etwa von Schülern der Gymnasien, die auch Musik machen. Und wer kein eigenes Instrument hat, kann eines im HdJ leihen.

„Es ist eine besondere Atmosphäre“, sagt Assenov. Denn die Session sei wie Probe und Konzert in einem. Und gerade für Musikschüler, die oft alleine proben, eine gute Gelegenheit, mit anderen zusammenzuspielen. Und eine Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen. Wer zum Beispiel gern in einer Band spielen würde, trifft dort vielleicht auf Gleichgesinnte, so Assenov.

Auch Lehrer von der Musikschule schauen häufig vorbei und eben auch die Gastdozenten, wie Ed Schuller, der im Rahmen der „International Jazzweek“ an der Musikschule unterrichtet.

„Die Schüler sind neugierig, saugen alles auf“, haben Assenov und Nickel festgestellt. Danach seien sie motivierter durch all die Anreize und Hinweise, die sie bekommen. Und es steigere das Selbstbewusstsein. Gerade vor Workshops wie denen mit Schuller sei die Aufregung groß, doch die Nachwuchsmusiker verlieren ihre Berührungsängste und sehen, dass sie mit der „Jazz-Legende“ mithalten können.

(go)

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Die offene Jazz-Jam-Session findet einmal im Monat statt. Termine gibt es auf der Homepage des HdJ.