Karl Schwarz und Sue Marsh packten gemeinsam den Baum aus, der anschließend auf dem schulhof gepflanzt wurde. Foto: Gogol

Seit zehn Jahren findet ein reger Austausch zwischen Nikolassee und dem englischen Odiham statt – zwischen den Schülern des Werner-von-Siemens-Gymnasiums und der Robert-May’s School. Ist das ein Grund zum Feiern? Auf jeden Fall, fand Dr. Harald Rehnert, stellvertretender Schulleiter des von-Siemens-Gymnasiums und begrüßte am Donnerstag Schüler, Ehemalige, Lehrer, Gäste aus England und Mitglieder des Bezirksamts Steglitz-Zehlendorf zum Jubiläumsfest in der Aula.

Bei einem Schüleraustausch ginge es um mehr, als nur seine Fremdsprachenkenntnisse zu verbessern, betonte Rehnert. Es ginge auch darum, seine sozialen, emotionalen und kulturellen Kompetenzen zu schulen. Durch den Schüleraustausch erhalte man einen sehr persönlichen Zugang zum Leben im Gastland, lerne die Unterschiede in den Kulturen kennen und akzeptieren, aber auch die eigene Kultur zu reflektieren. Zu seiner Schulzeit habe man dies noch „Völkerverständigung“ genannt.

Der Austausch zwischen beiden Schulen habe dazu geführt, dass die Zahl der Schüler, die Deutsch als Fremdsprache wählen, an ihrer Schule in den vergangenen zehn Jahren zugenommen hat, berichtete Sue Marsh von der Robert-May´s School.

Angefangen habe alles mit einer einfachen E-Mail an das von-Siemens-Gymnasium, die Lehrer Karl Schwarz beantworte, erinnerte sich Marsh. Aus diesem kleinen Beginn wurde eine „wunderbare und andauernde Partnerschaft“. Freundschaften seien entstanden, nicht nur zwischen den Schülern, sondern auch zwischen den Lehrern, den Eltern, sogar den Tieren, so Marsh. Seit 2007 gibt es zudem Berufspraktika für die Schüler der höheren Klassen im jeweils anderen Land.

30 Schüler der Klassen und sieben und acht erhalten jedes Jahr die Möglichkeit, nach Odiham zu fahren, Bewerbungen gebe es um die einhundert, sagte Schwarz. Für sie selbst seien es „einzigartige Erfahrungen“, berichteten einige der Schüler, die in diesem und im vergangenen Jahr zu Besuch in Odiham waren. Sie werde sich ihr ganzes Leben daran erinnern, erklärte ein Schülerin, ein Schüler sagte, dass er jeden Tag neue Erfahrungen gesammelt und die Unterschiede zwischen den beiden Kulturen erfahren hätte.

Zum Gratulieren war auch First Secretary William Gatward von der Britischen Botschaft nach Nikolassee gekommen. Er selbst hatte mit 14 Jahren an einem Schüleraustausch teilgenommen und einige Zeit in Schleswig-Holstein verbracht, berichtete er. Die Freundschaften von damals hätten zwar nicht gehalten, aber die Eindrücke von Deutschland seien unvergessen. „Das i-Tüpfelchen des Aufenthalts war Nutella“, scherzte er. Auch Gatward betonte die Bedeutung des Austauschs, um Verständnis füreinander zu schaffen. Das zeige sich auch in der großen Politik, in den Diskussionen um die Europäische Union zum Beispiel. Zudem betonte er die enge Verbindung zwischen beiden Ländern. In diesem Jahr wird die dreihundertjährige enge Verbindung des Königshauses von Hannover und England gefeiert, die dem englischen Thron fünf Könige sowie beiden Ländern einen regen Austausch im Bereich der Kultur, der Bildung und der Politik beschert habe. Heute seien England und Deutschland wichtige Handelspartner füreinander und nicht zuletzt gebe es einen regen Reiseverkehr zwischen beiden Ländern.

Nicht zu vergessen, den sportlichen Wettkampf im Fußball. Dem wurde am Donnerstag ein neues Kapitel hinzugefügt, bei einem „Länderspiel“ auf dem Schulhof. Länger als das Spiel hingegen soll ein Baum für die gewachsene Partnerschaft stehen. Der Apfelbaum wurde auf dem Schulgelände gepflanzt, sein Etikett verspricht große Früchte.

(go)