Für Vielfalt und Demokratie über die Schloßstraße: Heute demonstrieren Schülerinnen und Schüler des Bezirks. | Foto: Daniela von Treuenfels

 

Am heutigen Mittwoch gehen Steglitz-Zehlendorfer Schülerinnen und Schüler gegen Rechtsextremismus auf die Straße. Sie folgen einem Aufruf der Schüler der Fichtenberg-Oberschule. Der Schulleiter berichtet von Beleidigungen im Netz gegen die Schule und seine Person.

Der Aufruf ist scharf formuliert: 91 Jahre nach dem 28. Februar 1933, dem Tag des Inkraftsetzen der Notverordnung „zum Schutze von Volk und Staat“, wollen Schülerinnen und Schüler der Fichtenberg-Oberschule zeigen, „dass Nazis in der Welt keinen Platz haben“. Schüler des ganzen Bezirks sind aufgefordert, „gegen die AfD zu demonstrieren“.

In den sozialen Medien machen Anhänger der Partei ihrem Unmut Luft. Schulleiter Andreas Golus-Steiner habe beleidigende Kommentare auf seinem persönlichen Instagram-Account gelöscht, berichtet er. „Nazi“ oder „Gleichschaltungsbeauftragter“ hießen demnach beispielsweise die Beschimpfungen. „Da geht die Luzie ab“, fasst Steiner den Shitstorm zusammen. Für ihn zeigen die Hasskommentare, dass es „schon fünf nach zwölf“ ist. Dieser Art der politischen Auseinandersetzung müsse man etwas entgegensetzen.

Auch in den Podcast „Nacktes Niveau“ des Mediziners, Coronaleugners und jetzigen Rechtsaktivisten Paul Brandenburg hat es die Aktion der Schüler geschafft. Schulleiter Golus-Steiner wird hier dargestellt als einer, „der offensichtlich das eiserne Kreuz für Gleichschaltung von (der Bundesinnenministerin) Frau Faeser erhalten möchte“.

Podcaster Brandenburg ist sich mit seinen beiden Gästinnen der Podcast-Folge einig darüber, dass die AfD eine Organisation sei, die doch gar keine Macht habe. Sondern der Mainstream habe die Macht, „und der Mainstream ist die Regierung“, die den Protest fördere, gemeinsam mit den „Staatsmedien“.

Brandenburg empört sich: „Raus ihr Aktivisten zum 1. Mai für die Partei und das Regime, es ist soweit: Staatliche Schulen rufen dazu auf, gegen die Opposition zu demonstrieren. Das hatten wir alles 1933, und Herr Golus-Steiner tut offensichtlich alles dafür, dass 1933 sich wiederholt. Heil, Herr Golus-Steiner.“

Andreas Golus-Steiner hat nun den Staatsschutz eingeschaltet. Er berichtet das mit der Gelassenheit eines Mannes, der schon Erfahrungen mit Beleidigungen von rechter Seite hat. 2015, mit den Solidaritätsbekundungen gegenüber den ankommenden Flüchtlingen, habe er so etwas schon einmal erlebt. Nun hatte der Schulleiter Besuch. „Eine Dame, die ihren Namen nicht genannt hat“, habe für den heutigen Tag vor der Schule eine Gegendemonstration angekündigt.

Der Schulleiter wird heute mit seinen Schülern für die Demokratie auf die Straße gehen. Er findet es anerkennenswert, was sie alles von der Vorbereitung, Anmeldung und Durchführung auf die Beine gestellt haben. „Unterricht an anderem Ort“, wie die Veranstaltung eigentlich gedacht war, kann es aber nicht geben. Weil die AfD Steglitz-Zehlendorf Beschwerde bei der Schulaufsicht eingelegt hat, gilt die Teilnahme am Protestzug gegen Rechts als unentschuldigte Fehlzeit. Golus-Steiner scheint zufrieden mit dieser Lösung: „Das ist okay“. Auf eine ursprünglich geplante Rede wird Golus-Steiner verzichten, aber dennoch teilnehmen.

Die Bezirks-AfD geht auch an anderer Stelle gegen antifaschistische Aktionen an den Schulen vor. In einer aktuellen Anfrage in der BVV fragt die Fraktion das Bezirksamt, welche Maßnahmen geplant seien, „die politische Agitation durch die Antifa im Schadow-Gymnasium (Anbringung von Antifa-Aufklebern) zu unterbinden. Was die Entfernung der Aufkleber „in den Sanitäreinrichtungen“ koste und wer sie bezahle. Und ob das Bezirksamt ein Konzept habe, „generell politische Agitation in Zukunft zu verhindern“.

 

Daniela von Treuenfels