Sieht einfach aus, stärkt aber die Armmuskulatur. Bei der Sturzprävention werden Kraft und Balnce trainiert. Foto: Gogol

Kann ein Luftballon ein Fitnessgerät sein? Auf jeden Fall! Den Beweis treten die Seniorinnen bei der Sturzprävention in der Villa Donnersmarck in Zehlendorf an. Sie lassen ihn auf dem Handrücken balancieren, lassen ihn um den Körper wandern und bringen ihn mit weit ausgestreckten Armen zum Schwingen – was ordentlich die Armmuskulatur beansprucht.

Seit gut einem Monat treffen sich zwölf Männer und Frauen zweimal wöchentlich zur Sturzprävention.Trainiert werden Kraft und Balance. Erstere trainieren die Senioren mit Fußmanschetten und Hanteln, fürs Letztere lässt sich Sozialarbeiterin Angelika Klahr immer etwas Neues einfallen, die Luftballons zum Beispiel.

Sie sei überrascht gewesen, welche junges Publikum sie mit diesem Angebot anspreche, erzählt Klahr. Mit 80-Jährigen habe sie gerechnet, doch „es sind teilweise ganz junge Frauen“ ab 40 Jahren, die sich angemeldet hätten, berichtet sie. Oft spielten dabei Erkrankungen eine Rolle; welche, das ist der Kursleiterin egal, „es wird jeder so genommen, wie er kommt“.

Der Kurs soll den Senioren helfen, Stürze zu vermeiden, sagt Klahr, die sich bei der AOK Nordost in einem eintägigen Seminar zut Kursleiterin fortbilden ließ. Die Krankenkasse stellte auch das Equipment zur Verfügung: Hanteln, Manschetten, Seidentücher, Bälle, ..

Die Muskulatur soll durch die Übungen gestärkt werden, so dass die Männer und Frauen sich sicherer auf den Beine fühlen und Unebenheiten besser ausgleichen können.

So wie Jutta Herrmann. Sie sei schon mehrmals fast gestürzt, erzählt die 72-Jährige. Als sie von dem Kurs erfuhr, war sie sofort dabei. Sie ist mit Spaß bei der Sache. „Das sind Übungen, die jeder machen kann“, findet sie. Zudem sei es sehr nett in der Gruppe. Das bestätigt auch Ilse Buchhain. Sie hat Probleme mit den Knien und der Wirbelsäule, berichtet die 68-Jährige. Dadurch stolpere sie viel. „Ich habe das Gefühl, dass ich deshalb vorsichtiger laufe“, sagt sie. Die Übungen geben ihr nun mehr Sicherheit im Alltag.

Uta Rocznik ist erst 49 Jahre alt, doch sie leidet an einer Spastik, fällt deshalb seit ihrer Kindheit häufiger hin. Zwar mache sie seit Jahrzehnten Krankengymnastik, erzählt sie, doch das seien Einzelsitzungen, die Sturzprävention findet hingegen in der Gruppe statt, was ihr sehr viel Spaß mache. Dafür nimmt sie auch zweimal in der Woche den Weg aus Spandau auf sich.

Einen etwas längeren Anreiseweg hat auch Nelja Burmann aus Lichtenberg. Sie hat mehrere Brüche in den Beinen und eine Operation hinter sich. Lange habe sie nach einem solchen Kurs gesucht, sagt die 68-Jährige. Ihr Orthopäde habe ihr zwar verboten, viel zu laufen, doch sie mache den Kurs aus Trotz. Mittlerweile habe sie auch eine neue Ärztin gefunden, die ihr solche Übungen erlaubt und für sinnvoll hält.

„Bewegung kann nie falsch sein“, findet auch Klahr. Deshalb freut sie sich, dass der Kurs solch guten Anklang findet. Mit zwölf Teilnehmern ist er voll besetzt, sogar die Gründung einer zweiten Gruppe ist im Gespräch.

Mitmachen ist übrigens kostenlos, der Kurs wird von der AOK gefördert und vom Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf unterstützt.

(go)