Die Keeper hatten gut zu tun, vor allem Joahnnisthals Mario Langner. Foto: Kerstin Kellner

„Nun reisen die Zehlendorfer zum ‚Duell der Gegensätze‘ zu SF Johannisthal: Tabellenerster beim Schlusslicht, beste Auswärtself gegen schwächste Heimelf, beste Offensive und Defensive gegen die schlechteste Offensive. Keine Frage: klarer können die Vorzeichen bei einer Paarung der Berlin-Liga kaum sein.“ So der Wortlaut von Hagen Nickelé in der Vorschau zum 26. Spieltag der Berlin Liga.

Tatsächlich hatte der Favorit einen verheißungsvollen Start. Nur zwei Minuten waren gespielt und Johannisthals Torwart Mario Langner hatte zum ersten Mal, nach einer Musterkombination wie aus dem Lehrbuch, das Nachsehen. Darius Niroumand spielte den Ball aus dem Mittelfeld nach links zu Burak Mentes, der sich im Doppelpass mit Melih Hortum bis zur Grundlinie durchspielte. Sein Pass vor das Tor erreichte den erstmals von Beginn an aufgebotenen Cüneyt Top, der mit einem Beinschuß gegen Langner erfolgreich war.

Die fast schon als sicherer Absteiger feststehenden Hausherren ließen sich aber dadurch nicht verunsichern. Mit einer hochstehenden Verteidigung und aggressiven Pressing im Mittelfeld versuchten sie, den Spielfluß des Tabellenführers zu stören. Trotzdem konnte der Gast die eigene Führung weiter ausbauen und stellte in der 19. Minute schon früh die Weichen auf Sieg. Melih Hortum passte den Ball nach einer kurz ausgeführten Ecke auf Erdal Özdal, der den Ball ohne zu zögern aus 16 Metern unhaltbar in die Maschen drosch.

Foto: Kerstin Kellner

Alles lief nach Wunsch und eigentlich wurde nur noch über die Höhe des Sieges debattiert, wäre da nicht ein krasses Missverständnis zwischen Abwehrstratege Matthias Kindt und Torwart Luis Maria Zwick in der 32. Minute gewesen.  Kindt wollte einen harmlosen Ball zu seinem Torwart köpfen, der allerdings schon in die andere Richtung unterwegs war. Durch dieses Eigentor waren die Platzbesitzer urplötzlich wieder in einem schon verloren geglaubten Speil zurück. Das Entsetzen stand den Gästen ins Gesicht geschrieben, als der Tabellenletzte noch vor der Pause den Ausgleich erzielen konnte. Der nicht immer souverän wirkende Schiedsrichter Jörg Schäfer übersah in der 40. Minute ein klares Foulspiel an der Fünf-Meter-Linie an Zwick. Martin Eichhorn war Nutznießer und musste die Kugel nur noch über die Linie drücken.

Sechs Minuten nach Wiederanpfiff konnte René Robben durch einen strammen Flachschuss, nach Zuspiel von Hortum, allerdings wieder die Gewichtung auf dem Platz gerade rücken. Nur acht Minuten später vergab Top eine mögliche Vorentscheidung, als er eine Kopfballvorlage von Robben freistehend über das Gehäuse schoss. In der Folge blieben viele gutgemeinte Kabinettstückchen, besonders des filigranen Technikers Hortum, im mit Tonnen von Granulat bedeckten Kunstrasenplatz stecken. Nicht nur die Gäste hatten mit Standschwierigkeiten auf dem seltsamen Geläuf zu kämpfen.

Eine unschöne Szene ereignete sich dann in der 75. Minute. Nach einer Attacke seines Gegenspielers ließ sich der sieben Minuten vorher eingewechselte Schedlinski zu einem angedeuteten Kopfstoß gegen Strehmel hinreißen. Die Folge: Rote Karte für Adrian Schedlinski und Gelb-Rot für den zuvor schon verwarnten Jannik Strehmel.

Johannisthal versuchte in der letzten Viertelstunde alles, um vielleicht doch noch einen Punkt am Segelfliegerdamm zu behalten. Sogar Torwart Langner war lange Zeit im gegnerischen Strafraum beschäftigt. Die Gäste hatten in dieser Phase Mühe, sich aus der Umklammerung zu befreien. Da auch die sich nun bietenden Kontermöglichkeiten nicht konsequent ausgespielt wurden, hing der sicher eingeplante Auswärtssieg  auf einmal am seidenen Faden.

Foto: Kerstin Kellner

René Robben hätte in der 81. Minute für die Beruhigung der angespannten Nerven aller Beteiligten sorgen können, brachte aber beim Abschluss zu wenig Druck hinter den Ball, so dass Langner keine Mühe hatte, das Leder noch vor dem Überschreiten der Torlinie aufzunehmen. Es war eine seelische Befreiung als Schäfer, nach fünfminütiger Nachspielzeit endlich zum Schlusspfiff ansetzte.

Nun kommt es also doch am kommenden Sonntag,  27. April, im Ernst-Reuter-Stadion zum viel zitierten Showdown gegen den Tabellenzweiten SV Tasmania. Hertha 03 hat dabei den unschätzbaren Vorteil eines Zehn-, respektive Sieben-Punkte-Vorsprungs auf seiner Seite. Wollen die Gäste also ernsthaft noch die Titelvergabe beeinflussen, sind sie in diesem Spitzenspiel fast schon zum Siegen verdammt. Für Zehlendorf wäre ein Sieg oder auch ein Remis gegen den Verfolger ein weiterer Riesenschritt auf dem Weg zum langersehnten und angestrebten Aufstieg in die Oberliga.

(hain/h03)