Der Schreibwarenladen Antkowiak hat bereits geschlossen, Juwelier Weiss wird folgen. Foto: Grützner

Der Teltower Damm ist die Einkaufsstraße in Zehlendorfs Mitte. Doch sie verändert sich. Alteingesessene Einzelhändler wie der Schreibwarenladen Antkowiak und Juwelier Weiss schließen oder haben schon geschlossen, Ketten wie TK maxx und Butlers kommen. Der Ein-Euro-Shop ist schon da, das Nagelstudio und das Casino auch – Anzeichen für einen Niedergang der Einkaufsmeile zwischen S-Bahnhof und Zehlendorfer Welle?

So wollen das der Vorsitzende des Vereins Zehlendorf Mitte Marketing (ZMM), Thomas Herrmann, und der Leiter der Wirtschaftsförderung Steglitz-Zehlendorf, Michael Pawlik, nicht sehen. Doch die Straße ist im Wandel. Dass Läden schließen müssen, sei ein „Prozess, der permanent stattfindet. Aber man verdrängt es“, so Herrmann, Gesellschafter der J. G. Obenaus Senior OHG, dem Optiker am Teltower Damm.

„Wir verfolgen den Trend“, sagt Pawlik. Tun allerdings könne man nichts. Er sieht den Grund für den Fortzug von Einzelhändlern und das Nachfolgen von Handelsketten im hohen Mietpreis. Und auf den habe man keinen Einfluss. „Gewerbemieten sind frei verhandelbar. Es gibt keine Einschränkungsmöglichkeiten wie bei Wohnungsmieten“, erklärt er. Und da sind die Filialisten wie dm im Vorteil. „Die wollen einfach eine Dependance am Teltower Damm haben, hier präsent sein. Die hohen Mieten finanzieren sie aus einer Quersubventionierung. Das kann ein Einzelhändler nicht leisten“, so Pawlik. Das bestätigt auch Herrmann. „Wir sind bei den Mieten an der Grenze“, betont er. Doch wenn es nur noch Ketten am Teltower Damm gibt, dann stelle sich schon die Frage, warum man denn noch hierher kommen sollte, so Pawlik, der findet, dass es sich um Augenblick aber noch lohne.

Dass es aber nicht unbedingt reicht, zu einem Unternehmensriesen zu gehören, um sich in Zehlendorf Mitte halten zu können, zeigt das Beispiel Starbucks, das seine Filiale im vergangenen Jahr aufgab. Für Herrmann kam dies nicht überraschend. „Die typischen Coffee-to-go-Typen fehlen hier, der Umschlag reichte nicht aus“. Auch dass C & A sich aus der Zehlendorfer Welle zurückgezogen hat, wundert ihn nicht, sondern eher die Tatsache, dass sich H & M hält, obwohl auch dort nur wenig Betrieb herrsche. Das gleiche gilt für den Ein-Euro-Shop.

Doch nicht nur hohe Mieten machen den Einzelhändlern das Leben schwer, auch die Konkurrenz im Internet, sagt Herrmann.

Einzelhändler könnten heute fast nur noch in Nischen erfolgreich sein, so Herrmann. Dann sei aber auch der Standort nebensächlich. „Ich befürchte, dass nicht viele Ideen sich an diesem Standort finanzieren können.“ Die kreativen, einmaligen Läden fehlten in Zehlendorf Mitte, mit wenigen Ausnahmen; den Skateboardshop an der Machnower Straße, die Alte Backstube und das Café Z-art an der Marti-Buber-Straße zählt Herrmann auf. Andere Ideen scheiterten, weil die Inhaber von falschen Vorstellungen von der Kaufkraft am Teltower Damm ausgegangen seien. „Der Teltower Damm bildet die breite Käuferschicht ab, er ist normaler als man denkt“, so Herrmann.

Was ihm allerdings fehle, seien moderne Handelsflächen. Die bestehenden seien zu klein, sie sind nur zwischen 90 bis 110 Quadratmeter groß, besser wären Flächen zwischen 110 und 140 Quadratmeter.

Und noch etwas fehlt Herrmann: „Als Mann kann man sich hier nicht einkleiden.“ Pawlik vermisst ein Sport- und ein Schuhgeschäft.

Dass sich der Teltower Damm verändere, sei per se nicht schlecht, so Herrmann. Ein gelungenes Beispiel für Veränderung ist für ihn der Supermarkt der Bio Company. Der Markt sei ein echter „Frequenzbringer“ und werde sehr gut angenommen.

Billigläden, Nagelstudios und ähnliches gehöre auch zum Einzelhandel, so Pawlik. Trotzdem wäre es schade, wenn es irgendwann nur noch solche Läden am Teltower Damm geben würde. Doch der Wirtschaftsförderer ist sich sicher, dass das der Markt reguliert.

 (go)