Rund 1.000 Erwachsenen hat Wolfgang Lukowiak schon das Fahrradfahren beigebracht. Für die meisten beginnen die Fahrstunden auf einem Roller. Foto: Gogol

Susanne König (*) fühlt sich noch ein wenig unsicher, wenn sie nach rechts abbiegen soll. „Links abbiegen ist einfacher“, findet die Charlottenburgerin. Mit einem Roller übt sie, was sie bald auch mit einem Fahrrad schaffen will. König ist kein Kind, sondern eine erwachsene Frau, doch Fahrradfahren kann sie nicht. „Ich habe es verlernt“, sagt sie. Sie habe es zwar als Kind gelernt, anschließend aber nie geübt. „Ich hatte keine Gelegenheit.“

Es wieder zu lernen – dabei hilft der jungen Frau Wolfgang Lukowiak. In der Verkehrsschule Steglitz bietet er Radfahrkurse für Erwachsene an – und das bereits seit 2003. „Über 1.000 Leute haben das Radfahren schon bei mir gelernt“, sagt der Fahrlehrer. Seine Erfolgsquote liege bei 95 Prozent.

Die Gründe, warum seine Schüler nicht oder nicht mehr Fahrradfahren können, sind vielfältig, erzählt Lukowiak. Angst, Stürze, kein Fahrrad zur Verfügung, eine Krankheit als Kind, als alle anderen lernten, Fahrrad zu fahren. Manchmal liege es aber auch an der Herkunft. So wie bei Darifa Najid (*) Sie kommt aus Marokko. „In meiner Heimat ist es nicht üblich, dass Frauen Fahrrad fahren“, erzählt sie. Doch Deutschland sei so grün, das möchte sie per Fahrrad erkunden. Bisher hält ihr Gleichgewicht sie davon ab, das sie auf dem Zweirad noch nicht halten kann. Geübt hat sie zunächst auf Rollern. Sie habe schon viele Fortschritte gemacht, vor allem aber ihre Angst verloren, sagt Najid, die extra aus Spandau für die Fahrstunden kommt. Doch es gibt auch Schüler, die von noch weiter anreisen – derzeit hat Lukowiak einen aus Westdeutschland.

Die Idee für die Erwachsenen-Kurse kam Lukowiak während seiner Zeit als ABM-Kraft in der Verkehrsschule. Bereits Ende der 1990er Jahre bot er die Kurse an. Als die ABM-Stelle nicht mehr verlängert wurde, machte er sich selbstständig – erfolgreich. „Ich war nicht überrascht, dass sie Leute nicht Fahrradfahren können. Ich hatte nur nicht gedacht, dass daraus eine Firma werden könnte“, sagt er.

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Seine Schüler sind zwischen 17 und 80 Jahren alt. Oft sei ein Veränderung in den persönlichen Lebensumständen der Grund dafür, dass sie nun doch noch das Fahren lernen wollen – etwa eine neue Liebe.

Lukowiak und sein Mitarbeiter müssen aber nicht nur Fahrlehrer sein, sondern auch Psychologen, denn meist ginge es darum, Ängste zu bekämpfen. Und so gehen sie in kleinen Schritten voran – von Balance- und Gleichgewichtsübungen zu Fuß über Roller in verschiedenen Größen bis es dann aufs Fahrrad geht. Unterrichtet wird einzeln oder in Gruppen zu festen Terminen. Anfänger und Fortgeschrittene werden parallel unterrichtet.

Neben Fahren vermittelt Lukowiak auch theoretisches Wissen rund ums Verhalten im Straßenverkehr, und auch Ausflüge – natürlich per Rad – werden angeboten.

(*) Name von der Redaktion geändert

www.radfahrschule.de

(go)