Wigald Boning und Thomas Koschwitz standen das erstemal auf der Bühne. Foto: DERDEHMEL/Urbschat

Mit lautem Beifall endete am Sonnabend die Theaterpremiere von Wigald Boning und Thomas Koschwitz im Schlosspark Theater. Beide überzeugten das Publikum in ihren doch sehr unterschiedlichen Rollen in der deutschen Erstaufführung von „Die Selbstanzeige“.

Boning ist Francois Pignon – ein Loser: Arbeitslos, von der Ehefrau verlassen, vergessen von den Freunden hütet er das 400-Quadratmeter-Appartment seines Patenonkels Pierre Jonville (Harald Heinz), den er noch nie gesehen hat. Jonville schippert als Milliardär um die Welt, daheim in Paris wartet auf ihn die Steuerfahndung in Gestalt von Maurice Toulouse (Thomas Koschwitz). Der bringt Pignon unabsichtlich auf eine Idee: Er veranlasst eine Steuerprüfung bei sich selbst und hetzt den Steuerfahnder allen auf den Hals, die ihm den Rücken gekehrt haben. Und plötzlich ist Pignon wieder interessant, denn nun gehen alle davon aus, dass er irgendwo in den Steuerparadiesen dieser Welt Millionen gebunkert hat. Jonvilles Innenarchitektin (Astrid Kohrs), die ihn wie Luft behandelte, schmeißt sich ihm an den Hals; Ex-Frau Marie (eine herrlich keifende und schreiende Anne Rathsfeld) steht nach vier Jahren Funkstille rasend vor Wut vor ihm – versucht dann aber einen Kredit für ihren Neuen zu erschmeicheln; sogar die Kinder rufen wieder an mit dem Wunsch nach einer Xbox; und für Banker Maurin (Oliver Nitzsche), der vorher nicht einmal einen Job als Laufburschen für seinen Freund hatte, ist der plötzlich der liebste Kunde. Nicht umsonst sagt Toulouse: „Sobald es ums Geld geht, zeigen die Leute ihr wahres Gesicht.“ Und das ist nicht immer schön. Nur Nachbarin Olga (Elzé Guadavičiūté) ist immun gegen den angeblichen Reichtum und spielt mit Pignon bei Kerzenschein Scrabble.

Boning wirkt im Kontrast zu seinen Kollegen zunächst ein wenig leiser, zurückhaltender in seinem Spiel, während Koschwitz sofort da ist. Nicht nur mit seiner Stimme sondern auch mit seiner Gestik gibt er den Steuerfahnder als einem Terrier, der, wenn er sich erst einmal festgebissen hat, nicht wieder los lässt. Man fragt sich, warum Koschwitz nicht schon früher auf der Bühne stand.

Wunderbar hat Dieter Hallervorden die Komödie von Francis Veber ins Deutsche übersetzt. Es ist ein Humor, der ihm und auch den anderen Zuschauern im Schlosspark Theater liegt. Die amüsieren sich herrlich über die Pointen, auch wenn die Auflösung der Verwicklungen nicht wirklich überraschend ist. Stephan von Wedel hat dafür genau das passende Bühnenbild mit scheußlichen Kunstwerken, die für Running Gags sorgen, geschaffen.

Regisseur Thomas Schendel sorgte am Schlosspark Theater schon für einige Kassenschlager wie „Sunny Boys“ und „The King’s Speech“ – „Die Selbstanzeige“ könnte der nächste sein.

(go)