Das StraßenABC führt zur winterlich-verschneiten Finckensteinallee. Fotos: Gogol

 

Das StraßenABC führt uns heute nach Lichterfelde, in die Finckensteinallee. Die Finckensteinallee ist benannt  nach Karl Wilhelm Reichsgraf Finck von Finckenstein.

Er war ein Jugendfreund Friedrich II, der ihn als Gesandten unter anderem nach Dänemark, England und Russland schickte. Finck von Finckenstein gehörte als Kabinettsminister seit 1749 zu den vertrautesten Räten des Königs. Für den Fall, dass der Herrscher während des Siebenjährigen Krieges gefangen gesetzt oder getötet würde, war Finck von Finckenstein mit der Führung des Staates beauftragt. Auch den Nachfolgern Friedrich Wilhelm II. und Friedrich Wilhelm III. diente der Reichsgraf, der am 3. Januar 1800 in Berlin verstarb.

1933 erhielt die Bahnhofstraße und die Lichterfelder Straße in Zehlendorf sowie die Zehlendorfer Straße in Steglitz den Namen Finckensteinallee. 30 Jahre später wurde der Zehlendorfer Teil in Hampsteadstraße umbenannt, der Steglitzer behielt seinen Namen.

Bis 1918 hatte die Königlich Preußische Hauptkadettenanstalt ihren Sitz an der Finckensteinallee. Johann Anton Wilhelm Carstenn hatte 1871 das 21 Hektar große Gelände dem Preußischen Staat geschenkt und verpflichtete sich, es zu erschließen. Am 1. September 1873 wurde in Anwesenheit des Kaisers Wilhelm I. Der Grundstein gelegt. Fünf Jahre später zog die Hauptkadettenanstalt in ihr neues Quartier, das neben Unterrichts- und Dienstgebäude, zwei Kirchen, darunter den „Kadettendom“, den Feldmarschall-Saal, Speisesaal, Pferdeställe, Turnhalle, Lazarett sowie eine große Zahl von Dienstwohnungen umfasste. Das Gelände wurde zu wichtigsten deutschen Ausbildungsstätte der deutschen Streitkräfte. Deshalb wurde das Deutsche Reich nach dem Ersten Weltkrieg im Versailler Vertrag dazu gezwungen, sie aufzugeben. An Erinnerung an die Anstalt und die dort ausgebildeten Kadetten wurde die zum Gelände führende Straße in „Kadettenweg“ umbenannt.

Nach 1920 wurden die Gebäude zur reformpädagogischen Bildungseinrichtung, 1933 zog die Leibstandarte SS „Adolf Hitler“ ein. Ein Jahr später wurden dort im Rahmen des Röhmputsches zahlreiche Menschen erschossen.

Im Juli 1945 übernahm die US-Army das Gelände, das den Namen „Andrew-Barracks“ erhielt. Die Amerikaner ersetzten im Krieg zerstörte Gebäude durch neue Mannschaftsunterkünfte. Nach dem Abzug der der Alliierten zog 1994 das Bundesarchiv ein, das die Archive des Deutschen Reichs und der DDR beherbergt.

Ausgegliedert wurde aus dem Gelände die 1938 eröffnete Schwimmhalle, die derzeit energetisch saniert wird. Sie war einst Europas größte Schwimmhalle. Das Becken war 50 mal 25 Meter groß, bis zu 4,5 Meter tief und ruhte auf Pendelstützen, die jede Bewegung auffingen. Die Halle ist 15 Meter hoch und wurde damals technisch hochwertig ausgestattet, unter anderem mit versenkbaren Fenstern und Unterwasserscheinwerfern.

1945 schloss die Schwimmhalle das erste Mal, bis die US-Streitkräfte sie neun Jahr später mit Umbauten wieder öffneten. So entstanden die Sanitärräume und eine Bowlingbahn.

15 Jahre später dann die zweite Schließung. Das Dach war marode und musste saniert werden. 1,5 Millionen Euro wurden investiert, dabei wurde unter anderem das Glasdach entfernt.

Nach dem Abzug der Alliierten ging die Schwimmhalle dann an das Bezirksamt, das die Halle ein Jahr später wieder der Öffentlichkeit zugänglich machten. Doch auch dieses Mal dauerte die Freude nicht lang. Die Decke machte erneut Probleme, so dass die Halle 1998 wieder schloss. Eine Akustikdecke wurde eingezogen und die Berliner Bäderbetriebe übernahmen die Halle.

Die derzeitige Sanierung ist die größte, umfassendste und auch teuerste in der 74-jährigen Geschichte der Halle. Die Technik wird erneuert, ebenso die Umkleidekabinen – ursprünglich war die Halle ausschließlich für Männer gebaut worden. Das alte Becken verschwindet und wird durch ein neues, nur zwei Meter tiefes ersetzt. Ersatzlos verschwindet hingegen der Sprungturm. Zudem wird das Bad Barriere.

Mehr als 11 Millionen Euro sind für die Sanierung vorgesehen. Im Herbst 2013 soll die Halle wieder eröffnet werden.

Ein wenig die Straße weiter, in Richtung Karwendelstraße, steht ein weiteres historisches Gebäude. „Dein Reich komme“ steht über dem Portal. Es ist das Hotel Morgenland. Am 26. Oktober 1902 wurde das von Pastor Friedrich von Bodelschwingh erbaute Haus vom „Frauen-Verein für Christliche Bildung des weiblichen Geschlechts im Morgenlande – im täglichen Sprachgebrauch: Morgenländische Frauenmission – in Betrieb genommen. Dort wurden Frauen für den kirchlichen Dienst für Gemeinden und Schulen ausgebildet. 1957 kam zum historischen Bau der Neubau eines Feierabendheims/Schwesternwohnheims.

Ab 1981 nutzte das Berliner Missionswerk das Haus als Tagungs- und Begegnungsstätte für den Ost-West Austausch. 1997 übernahm das EJF e.V. Jugend-, und Fürsorgewerk die Trägerschaft und wandelte das Haus zu einen Drei-Sterne-Hotel um, das für alle Besucher offen steht.