Das Rathaus Lankwitz war ursprünglich für die Verwaltung von bis zu 200.000 Einwohnern geplant. Foto: Denkmalschutzbehörde

„Gärten rings im Villenschmuck, Duft und Vogellieder! (….) Drüben scheint das Rathaus mir grüßend zuzuwinken. Wie es prangt in Blumenzier! Wie die Fenster blinken! …“. „Mein Lankwitz“ dichtete Max Stempel 1911 zur Einweihung des Rathauses Lankwitz. Der Stolz der Bürger und die sehnlich erwartete kommunale Selbstständigkeit, bekrönt durch die Fertigstellung dieses Offizialbaus, konnten kaum blumiger klingen. Im Dezember hat die Denkmalschutzbehörde Steglitz-Zehlendorf das Rathaus zum Denkmal des Monats ernannt.

Die Bahnverbindung nach Berlin verwandelte die einstmalige Landgemeinde Anfang des 20. Jahrhunderts in einen rapide aufstrebenden Vorort Berlins. Villen und großzügige Grünflächen bildeten die Anfänge einer geplanten „Gartenstadt“. Mit mehr als 8.000 Einwohnern waren die Amtsgeschäfte nicht mehr im Ehrenamt zu bewältigen. 1908 übernahm diese Dr. Rudolf Beyendorff als erster Bürgermeister von Lankwitz. Bis 1911 residierte er im Amtshaus am Dorfanger.

Das Haus mit seinen Ornamenten und Verziehrungen wurde im Stil der Neorenaissance entworfen. Foto: Denkmalschutzbehörde

Der Entwurf für das neue Rathaus ging aus einem Wettbewerb hervor und stammte von den Gebrüdern Ratz im Stil der Neorenaissance. Die Ausschreibung sah Platz für die Verwaltung von bis zu 200.000 Einwohnern vor, zunächst aber mal einen ersten Bauabschnitt für 15.000 bis 30.000.

Von dem monumentalen Wettbewerbsentwurf mit imposanten Turm, aufwändigen Renaissancegiebeln und mehreren Höfen blieb bei der Realisierung in Anbetracht von Krieg und Republikgründung nur der erste Bauabschnitt übrig. Er konnte bereits zwei Jahre nach Baubeschluss eingeweiht werden und war so umsichtig geplant, dass die ausgebliebene Vollendung des Gesamtkomplexes überhaupt nicht auffiel. Das zweiflügelige Rathaus mit standesgemäßen Uhrenturm und Glockenspiel ist ein Putzbau mit Schmuckelementen aus Sandstein. Besonders reich verziert sind der Erker des Bürgermeisterbüros, sowie Balkon und Fensteranlage des Sitzungssaales.

Details:

Mit dem Rathaus wurde auch der davor liegende Marktplatz angelegt. Ein Jahr nach Vollendung des Rathauses konnte durch Spenden Lankwitzer Bürger der bereits im Wettbewerbsentwurf vorgesehene Zierbrunnen auf dem Platz aufgestellt werden. In der ursprünglichen Planung war der Platz nicht nur durch die Flügel des Rathauses gefasst. Er sollte durch einen zweigeschossigen Arkadengang weitergeführt werden, der die Verbindung zum Bahnhof mit davor gelagerten Kolonnaden herstellt. Die Bogenansätze, die noch heute zu erkennen sind, waren bereits vorbereitet, als mit einem Planwechsel und der Anlage des Bernkastler Platzes stattdessen eine berankte Pergola den Eingang zum Bahnhof schmückte.

Der Standort des Rathauses war bewusst in der Nähe des Bahnhofs gewählt worden. Die meisten Bewohner von Lankwitz arbeiteten in Berlin und konnten so die Amtsgeschäfte mit dem Weg zum Bahnhof verbinden. Umgekehrt sollte die repräsentative Anlage aus Rathaus, Platz und Park den ankommenden Berliner in Empfang nehmen und die Visitenkarte der aufstrebenden Gartenstadt abgeben.

Mit dem Groß-Berlin-Gesetz von 1920 wurde Lankwitz Ortsteil des Bezirkes Steglitz und Sitz des Bürgermeisters wurde das Rathaus in der Schloßstraße. Lankwitz hingegen wurde zum Dienstsitz der Bauverwaltung unter Fritz Freymüller .

1943 zerstörten Bomben einen Großteil des Rathauses Lankwitz. Der 1953 abgeschlossene Wiederaufbau veränderte Dach und Uhrturm stark. Die Fassade wurde vereinfacht und der Sitzungssaal zu Büros umgebaut. Der Uhrturm, der als neue Zierde ein Ziffernblatt in Form des Lankwitzer Wappens erhielt, trägt auf seiner Wetterfahne die Jahreszahl seines Wiederaufbaus. Von der reich geschmückten Innenausstattung blieben die Eingangshalle, das Haupttreppenhaus und das Zimmer des Bürgermeisters erhalten, heute Sitz des Bezirksstadtrates für Soziales und Stadtentwicklung. Nachdem vor einigen Jahren das Innere denkmalgerecht wiederhergestellt wurde, kam in diesem Herbst auch die Sanierung der äußeren Hülle zum Abschluss.

Sabine Schmiedeke