Oh, wie ist das schön!! Fangesänge im Ernst-Reuter-Stadion! Wann hat es das zuletzt gegeben? Minutenlang wurde der neue Oberligatabellenführer nach Spielschluss vom eigenen Anhang gefeiert.

Zweiter gegen Erster – es wurde tatsächlich ein Spitzenspiel, dass den Erwartungen gerecht wurde. Zehlendorf hat eindrucksvoll bewiesen, dass man auch gegen Mannschaften aus dem oberen Tabellendrittel gewinnen kann.

Die Hausherren gingen hellwach in das Topspiel gegen den Aufstiegsfavoriten aus Fürstenwalde, und man merkte sofort, dass man die Gunst der Stunde nutzen wollte, um eine Wachablösung an der Spitze herbeizuführen. Die Gäste dagegen verschliefen den Start total. Noch ehe sie sich den Schlaf aus den Augen gerieben hatten, lagen sie schon nach 17 Minuten deutlich zurück. Durch Pressing und Gegenpressing wurde das Aufbauspiel der Gäste im Keim erstickt. Kein Ball wurde verloren gegeben, und die dadurch entstandene Verwirrung in der Gästeabwehr konnte dann auch nach fünf Minuten gnadenlos ausgenutzt werden. Fabien Thokomeni Siewe konnte von rechts relativ ungehindert den Ball nach innen schlagen, Efräim Gakpeto verpasste am Sechzehner das Spielgerät, doch hinter ihm war Burak Mentes aufmerksam und erzielte aus der Drehung, gegen sechs tatenlos zusehende Abwehrspieler, die frühe Zehlendorfer Führung.

Es lag nicht nur am galligen und giftigen Auftreten der Zehlendorfer, auch spielerisch wussten sie einmal mehr zu gefallen. Durch zahlreiche Positionsrochaden konnten die heimischen Offensivspieler immer wieder große Lücken in der Gästeabwehr reißen. Die totale Verunsicherung bei den Gästen gipfelte dann auch in der 17. Minute, als Gakpeto kurz hinter der Mittellinie zu einem Solo ansetzte, fünf Gegenspieler wie blutige Anfänger einfach stehen ließ und den Ball an Torhüter Konstantin Filatow vorbei ins Tor zur 2:0 Führung spitzelte.

Die Gäste ließen spielerisch einiges zu wünschen übrig und erzielten nur durch Standards so etwas wie Torgefahr, doch Trainer Markus Schatte hatte mit dem nach fünfwöchiger Verletzungspause wieder genesenen Robert Schröder und Kapitän Erdal Özdal (zurück nach Gelbsperre) auf geballte Erfahrung in der Abwehr gesetzt und sollte mit dieser Entscheidung vollkommen richtig liegen. Mehr als ein Distanzschuss durch Chrsitopher Lemke wurde durch die Zehlendorfer Defensive nicht zugelassen.

Entlastet wurde die Zehlendorfer Abwehr auch durch die aufopferungsvoll agierenden Mittelfeldspieler Darius Niroumand und Maximilian Obst. Letzterer verdiente sich Mitte der ersten Halbzeit Szenenapplaus, als er nach einem Ballverlust seinem Gegenspieler hinterherlief und den Ball mit einem fairen Monstertackling zurückeroberte.

Neun Minuten vor dem Pausentee wurden die Hoffnungen der Gäste auf einen möglichen Auswärtserfolg neu genährt. Nach einem Einwurf verloren die Hausherren auf der linken Abwehrseite kurz die Orientierung. Paul Milde hatte plötzlich Platz, und seine scharfe Eingabe drückte Rifat Gelici aus kurzer Distanz zum Anschlusstreffer über die Linie.

Mit neuem Mut kamen die Gäste aus der Kabine und drängten sofort auf den Ausgleich. Mildes Distanzschuss in der 47. Minute konnte allerdings im letzten Moment durch Özdal zur Ecke gelenkt werden. Große Aufregung herrschte dann drei Minuten später auf der anderen Seite, als Mike Ryberg von Christian Mlynarczyk vor dem Strafraum von den Beinen geholt wurde. Der sicher agierende Schiedsrichter Lars Albert (Muldenhammer) ließ in dieser Situation Gnade vor Recht walten und zeigte dem Übeltäter nur den Gelben Karton. Der fällige Freistoß durch Obst konnte durch die Mauer nur ungenügend geblockt werden, doch beim Nachschuss durch Miguel Unger reagierte Torwart Filatow glänzend.

Die Gäste hatten zunehmend mehr vom Spiel, konnten sich aber vor dem Tor nicht entsprechend in Szene setzen. Mit den Einwechslungen von Cüneyt Top für Thokomeni (64.) und Niclas Warwel für Unger (71.) unterbrach Trainer Markus Schatte den Spielrhythmus der Gäste und setzte gleichzeitig auf Kontermöglichkeiten. Doch sowohl Gakpeto als auch Niroumand konnten zunächst die sich bietenden Hochkaräter nicht nutzen. Bis zur 79. Minute stand die knappe Zehlendorfer Führung auf der Kippe, der zweite Treffer durch Gakpeto sorgte dann aber für Entspannung und Erleichterung bei der Heimmannschaft. Top hatte den Ball durch die Schnittstelle auf Ryberg gepasst, dessen scharfe Eingabe musste Gakpeto nur noch über die Linie drücken. Als schließlich auch noch Torwart Nico Hinz in der 87. Minute einen Seitfallzieher durch Gelici entschärfen konnte, war die Wachablösung an der Spitze der Oberliga Nordost endgültig vollzogen.

Hertha 03 spielte mit: Hinz – Thokomeni Siewe (64. Top), Özdal, Schröder, Dombrowe (79. Schleiff) – Mentes, Niroumand, Obst, Ryberg – Unger (71. Warwel), Gakpeto

Tore: 1:0 (6.) Mentes, 2:0 (17.) Gakpeto, 2:1 (36.) Gelici, 3:1 (79.) Gakpeto