In den Museen Dahlem wird wieder experimentiert, die "Probebühne 3" hat geöffnet. Archiv-Foto: Maximilian Meisse

Das Experimentier-Labor für eine neue Ausstellungskultur im neuen Stadtschloss, das Humboldt Lab Dahlem, geht in eine neue, die dritte Runde. Mit der „Probebühne 3“ geht es ab Donnerstag, 17. Oktober, in Teilprojekten vier Fragestellungen nach: Begegnen wir den bei Expeditionen fotografierten Einheimischen als Forschungsobjekte oder als Menschen, und was macht den Unterschied? Wie können fremde Welterfahrungen verbildlicht und vermittelt werden? Was geschieht, wenn sich Objekte aus der Sammlung des Museums Europäischer Kulturen in den Ausstellungen des benachbarten Ethnologischen Museums einnisten? Und schließlich: Was ist vom Stadtleben Berlins im Dahlemer Museumsalltag zu spüren?

„Fotografien berühren“

In medialen Räumen zeigt das Ausstellungsprojekt „Fotografien berühren“ historische Fotografien aus dem Bestand des Ethnologischen Museums. In drei Stationen konfrontiert das vom Ethnologen Michael Kraus und dem Szenografiebüro chezweitz realisierte Projekt die Besucher mit Porträts der indigenen Bevölkerung Südamerikas, die um 1900 entstanden sind. Eine mediale Animation setzt die in Lebensgröße projizierten Aufnahmen für einen Moment in Bewegung. In
einem zweiten Schritt bringen auf historischem Material aufbauende Textpassagen den Kontext einzelner
Begegnungen nahe — die Motive der Forscher als auch Momente der indigenen Biografien. Archivkarten in
Form von Folien, die von den Besucher selbst in die Hand genommen und an die Wand projiziert werden
können, geben Einblick in das wissenschaftliche Verwalten der Fotografien.

„Mensch – Objekt – Jaguar“

Der zentrale Gegenstand der Installation „Mensch – Objekt – Jaguar“ ist ein Schamanenhocker aus dem Tiefland Amazoniens. Aus Sicht der Menschen, deren Kultur der Hocker entstammt, können Mensch, Objekt und Tier gleichermaßen den Status einer Person besitzen. „Perspektivismus“ bezeichnet ein ethnologisches Konzept diese indigene Welterfahrung. Wie kann solch ein theoretischer Zugang  für die Besucher sinnlich erfahrbar werden? Der Künstler Sebastián Mejía und die Ethnologin Andrea Scholz stellen sich in einem fortlaufenden Arbeitsprozess dieser  Herausforderung. Verschiedene Möglichkeiten werden vorgestellt und während der Ausstellungslaufzeit weiterentwickelt. Begleitend finden Workshops und Begehungen mit verschiedenen Zielgruppen statt.

„Warum nicht?“

Sobald sie im Museum sind, können die gesammelten Artefakte eine unerhörte Beweglichkeit gewinnen. Es ist möglich, dass sie probeweise ihren Platz in der musealen Ordnung der Dinge verlassen und für unverhoffte Begegnungen sorgen. Vor diesem Hintergrund werden Objekte im Rahmen des Projekts „Warum nicht?“ aus dem Museum Europäischer Kulturen in die Dauerausstellungen des benachbarten Ethnologischen Museums transferiert — und umgekehrt.  So ist eine Vogelfigur aus Polen in der Südsee-Ausstellung zu sehen und ein niederländischer Wandteller in der Ausstellung zur Südamerikanischen Archäologie. Im Museum für Asiatische Kunst steht neben dem chinesischen Kaiserthron ein „Chinastuhl“ von Hans Wegner aus dem Kunstgewerbemuseum, und Fotografien aus dem Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin ergänzen thematisch die Ausstellung der Kunstsammlung Süd-, Südost- und Zentralasien. Die Gründe hinter den neuen Konstellationen sind angreifbar und von Neugier getrieben. Es ist der  Versuch, die scheinbare Selbstverständlichkeit von Grenzen spielerisch zu unterlaufen.

Tanz der Archive: 24h Dahlem

Die in Berlin lebende Künstlerin Clara Jo ist die Gewinnerin des öffentlichen Wettbewerbs „Tanz der Archive“ des Humboldt Lab Dahlem. Die Aufgabe an die Teilnehmer des Wettbewerbs lautete, eine Verknüpfung des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst mit dem Online-Archiv der 2008 entstandenen TV-Produktion „24h Berlin“ der Deutschen Kinemathek zu finden. „24h Dahlem“, das Projekt von Clara Jo, sieht ein intimes Filmporträt der Museen Dahlem vor, das mit dem Musiker und Künstler Robert Lippok über die Tonspur mit dem Archivmaterial von „24h Berlin“ verbunden wird. Geplant sind drei Teile, die an unterschiedlichen Orten in den Museen Dahlem installiert werden.

Die „Probebühne 3“ ist bis 30. März 2014 in den Museen Dahlem zu sehen. Der Eintritt zu den Museen kostet acht, ermäßigt vier Euro.

 (sn)