Professor Dr. Viola König, Direktorin des Ethnologischen Museums, erklärt, wie man bei den Vorbereitungen für den Umzug vorgeht. So muss das Aztekenpodest abgebaut werden. Foto: Gogol

Es ist der Beginn eines langen Abschieds. Die Museen Dahlem bereiten sich auf den Umzug ins Humboldt-Forum vor. Das tue man schon sehr lange, erklärte der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, Professor Dr. Michael Eissenhauer, beim Pressegespräch am Dienstag. Doch ab 11. Januar wird es auch für die Besucher sichtbar werden. Denn dann schließen Teile des Museums für Asiatische Kunst und des Ethnologische Museums für die Besucher, um Ausstellungsstücke abzubauen, zu restaurieren und sie für den Transport in die Mitte Berlins vorzubereiten.

Mit 20.000 Objekten werden die Museen umziehen. Mit Kosten von insgesamt 32 Millionen Euro rechnen die Staatlichen Museen für den Umzug, vom Bund gab es jüngst erst einmal zwei Millionen Euro für die Umzugsvorbereitungen. Das Geld wird vor allem für Personal gebraucht. Allein für das Museum Asiatische Kunst bedarf man 15 Restauratoren, die sich um die 4.200 Objekt kümmern. Zu denen gehört auch die Kizil-Höhle. Sie wird eines der ersten Objekte sein, die abgebaut werden. „Das wird eine erhebliches Projekt“, erklärte Museumsdirektor Professor Dr. Klaas Ruitenbeeck. Denn die Kuppe der Höhle ist von einem Stahlkäfig eingefasst. Um sie aus dem Gebäude zu heben, wird die Fassade des Museums geöffnet werden müssen. Umziehen muss die Höhle noch während sich das Humboldt-Forum im Rohbau befindet, voraussichtlich im zweiten Quartal 2018. Vorher werden die Höhlenmalereien entfernt und restauriert werden müssen. Die Originalteile werden dabei weniger Schwierigkeiten bereiten als die rekonstruierten Teile, erklärt Ruitenbeeck, denn die Originale waren Anfang des 20. Jahrhunderts kleinflächig auf Kamelen transportiert worden. Die 1999 rekonstruierten Malereien aber sind großflächig und müssen sorgfältig in Teile zerschnitten werden.

Restauriert und gelagert werden die Ausstellungsstücke in einem 600 Quadratmeter großen Ausstellungssaal, in denen bisher der Markt der Kontinente stattfand. Auch die Wandmalereien, die an den Wänden des Museums angebracht sind, werden entfernt und dort zwischengelagert, bis das Museum 2019 umzieht.

Im Mesoamerika-Saal des Ethnologischen Museums wird ab 11. Januar das hintere Drittel gesperrt sein, erklärt dessen Direktorin Professor Dr. Viola König. Dort befindet sich der Lienzo Seler II, ein frühkolonialzeitliches Schriftdokument in mixtekischen Stil. Seit 45 Jahren hängt es dort an der Wand und wird nun erstmals zeitgemäß gescannt und dokumentiert werden, um die Forschung an dem Dokument zu ermöglichen. Um den Lienzo Seler II auf dem Boden ausbreiten zu können, braucht es Platz, so dass der „Aztekenpodest“ mit aztekischen Gottheiten, Mensch- und Tierskulpturen abgebaut wird. Besucher werden die Arbeiten durch die Glasvitrinen, die den hinteren Teil dann abtrennen, beobachten können.

Gleiches ist bei den Booten nicht möglich. Hier braucht es Platz für den Abbau, das Zerlegen und Restaurieren der Boote aber auch für eine Rangierfolge, der entsprechend sechs der elf Boote 2018 von Dahlem nach Mitte ziehen. Da auch weitere Großobjekte wie die Südseehäuser und Ahnenpfähle abgebaut werden, wird die Dauerausstellung Indianer Nordamerikas sowie Südsee und Australien ab 11. Januar komplett geschlossen.

Es handele sich um eine „Best Case“-Planung, sagt König. Sollte sich die Fertigstellung des Humboldt-Forums verschieben, werde man reagieren. Wie genau, kann sie noch nicht sagen.

Von einer Schließung des Standortes will Eissenhauer nicht sprechen. 2016 seien noch jeweils 50 Prozent der Ausstellungsstücke der beiden umziehenden Museen für die Besucher zu sehen, erst ab 2017 werden sie nicht mehr zugänglich sein. Am Standort verbleiben wird das Museum für Europäische Kulturen. Das wird sich sich nach dem Umzug der beiden anderen Museen ein wenig erweitern, erklärte Professor Dr. Elisabeth Tietmeyer, Direktorin des Museums. Der Museumseingang an der Arnimallee soll zukünftig zum Haupteingang werden. Neben der Dauerausstellung wird es auch weiterhin Installationen und verschiedene Veranstaltungen geben, verspricht die Direktorin. Sie setzt dabei auf die Zusammenarbeit mit Gruppen und Vereinen, die sie nach Dahlem holen will. Außerdem möchte das Museum stärker in der Stadt präsent werden, etwa durch Pop-up-Ausstellungen. Zudem sollen die Ausstellungen intergenerationell werden. Das geschlossene Junior-Museum soll quasi in die normalen Schauen integriert werden, so dass Familien sich diese gemeinsam anschauen können.

Doch auch das letzte der drei Dahlemer Museen wird langfristig den Standort verlassen. Allerdings rechnet Tietmeyer mit 30 vielleicht 40 Jahren, bis es soweit sein wird. Was dann mit dem Standort passiert, ist ungewiss, denn auch die Depots, die vorübergehend an der Lansstraße gelagert werden, sollen den Museumsbau irgendwann Richtung Friedrichshagen verlassen.

(go)