Ende des Jahres läuft der Pachtvertrag für den sanierungsbedürftigen Ratskeller Zehlendorf aus. Foto: Gogol

Die Zukunft des Ratskellers Zehlendorf ist ungewiss. Zum Ende des Jahres läuft der Pachtvertrag mit dem derzeitigen Betreiber aus, der diesen nicht mehr verlängern wollte. Seit April bemühe man sich um einen Nachfolger, was sich allerdings aufgrund einer baulichen Maßnahme am Haus aber auch wegen der hohen Sanierungs- und Instandsetzungskosten für den Ratskeller als schwierig erweist.

Wie Bezirksstadtrat Michael Karnetzki (SPD) den Bezirksverordneten von Steglitz-Zehlendorf im Rahmen einer großen Anfrage erklärte, sind am Gebäudeteil E des Rathauses, in dem sich der Ratskeller befindet, der Anbau von zwei Fluchttreppen geplant. Diese Baumaßnahme hätte erheblichen Einfluss auf den Betrieb des Ratskellers. Doch auch im Ratskeller selbst habe eine Begehung im Juni die Notwendigkeit „erheblicher baulicher Maßnahmen“ aufgezeigt. So muss laut Karnetzki unter anderem die Abluftanlage ausgetauscht werden. Die sei in einem technisch und hygienisch schlechtem Zustand, Ersatzteile seien aufgrund des Alters der Anlage nicht mehr erhältlich. Die Schwierigkeit bei der Anlage ist, dass sie mit dem Gas-Herd gekoppelt ist. Bisher sei dort mit einem Provisorium gearbeitet worden, das aber abschaltbar ist. Ein weiteres Problem: Die Tiefkühlzelle ist undicht, eine Reparatur nicht möglich, weil das verwendete Kühlmittel ab 1. Januar 2015 verboten ist. Auch die komplette Elektroinstallation des Ratskellers muss erneuert werden.

Die Kosten für notwendige Maßnahmen liegen zwischen 650.00 Euro für eine Aufwärmküche und 1,1 Millionen Euro für eine Vollküche. Geld, das der Bezirk nicht hat. Deshalb lässt Karnetzki derzeit verschiedene Möglichkeiten prüfen. Etwa die Verlegung des Ratskellers an seinen ursprünglichen Ort an der Kirchstraße. Dies war 2008, angeregt von der FDP, schon einmal in der BVV diskutiert, doch aufgrund der hohen Kosten abgelehnt worden. Zudem findet in Zusammenhang mit der Sanierung des Gebäudeteils eine Wirtschaftlichkeitsprüfung statt, in der geklärt werden soll, ob Abriss und Neubau nicht kostengünstiger wären als die Sanierung.

Die CDU-Fraktion, die mit einem Antrag die Fortführung des Ratskellers fordert, zeigte sich überrascht ob der hohen Kosten. Jeannine Perduss appellierte an den Stadtrat, eine Lösung zu finden, da der Ratskeller ein wichtiger Versammlungs- und Veranstaltungsort für Vereine und Verbände sei. Dieter Walther wies auf die „soziale Verpflichtung“ des Bezirksamtes hin, den Mitarbeitern die Möglichkeit zu bieten, zu Mittag zu essen. Das sah der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Uwe Köhne, genauso. Er warf dem Bezirksstadtrat vor, zu spät sich um einen Nachfolger bemüht zu haben. David Eckel (CDU) unterstellte Karnetzki als Vermieter des Ratskellers Verantwortungslosigkeit und vermisste eine „planvolle Unterhaltung.“

Doch den Ball spielte Karnetzki zurück. Die finanziellen Mittel zur baulichen Unterhaltung im Bezirk seien knapp bemessen und über deren Verteilung entschieden die Bezirksverordneten. Sie hätten andere Schwerpunkte gesetzt – bei den Schulen.

Eric Lüders, Fraktionsvorsitzender der Piraten, hielt nicht viel vom „Schwarzer-Peter“-Spiel der anderen Fraktionen, sondern wollte vielmehr wissen, wie unter den geschilderten Bedingungen ein Betrieb überhaupt möglich war und ob dadurch nicht Menschen gefährdet wurden. Karnetzki aber erklärte, dass der Ratskeller, so wie jede andere Gaststätte auch, allen notwendigen Kontrollen unterworfen war.

Norbert Buchta, Fraktionsvorsitzender der SPD, verstand die Aufregung nicht. Seit Jahren sei der Ratskeller in einem schlechten Zustand und sehe „nicht gerade einladend“ aus. Dass dort viele Mitarbeiter des Bezirksamtes essen gehen, konnte er sich nicht vorstellen. Seiner Meinung nach „lohnt es sich nicht, dort noch einen Euro reinzustecken“, das Geld solle lieber in die Schulen fließen, sagte er.

(go)