Carolin Gödeke tanzte indische Mythologie. Fotos: Gogol

Einmal Indien, Bali, Italien und wieder zurück – und das in nur einer einzigen Nacht. Das gibt es wohl nur bei der Langen Nacht der Museen. Die Museen Dahlem lockten mit einem abwechslungsreichen Programm – kein Wunder bei drei Museen an einem Ort. Ich entschied mich für das Museum für Asiatische Kunst. Zwei Programmpunkte hatten es mir angetan: eine Führung mit dem Titel „Der kosmische Tanz des Shiva“ und der Workshop „Tanzen mit indischen Göttern“.

Die indische Mythologie ist voller zauberhafter Geschichten, einige davon erzählte Kati Weise bei ihrer Führung. Und wer dachte, er weiß schon eine Menge, erfuhr zum Beispiel, dass „Shiva“, nicht wie bei uns üblich, mit kurzem i gesprochennn wird oder dass der Begriff „Avatar“ aus dem Sanskrit kommt und für die Erscheinungsformen des Vishnu, einem der Hauptgötter der indischen Mythologie, steht.

Unterhaltsam erzählte Weise von Vishnu und Shiva, die unsterblich werden wollten. Dazu musste sie jedoch aus dem Milchozean trinken, den sie mit Hilfe der Dämonen quirlten. Doch der liebestolle Shiva ließ sich von der wunderschönen Göttin Lakshmi betören – und vergaß dabei den Trank, den sich die Dämonen schnappen wollten. Vishnu verwandelte sich jedoch in eine schöne Frau, um die Dämonen abzulenken. Aber auch Shiva war bezaubert und stürzt sich auf die Schönheit. So also die Geschichte zur Vereinigung der beiden Götter, die man als Harihara kennt.

Nicht ganz so liebestoll zeigte sich Shiva bei der schönen Parvati, die lange um die Zuneigung des ständig nur rauchenden Gottes buhlen musste, wie Weise erzählte. Doch Parvati kann nicht nur schön und anmutig sein, wenn sie sich ärgert, wird sie zu Kali, „der Schwarzen“. Zum Beispiel als Shiva aus Versehen ihren Sohn köpft. Dem setzt der Vater einen Elefantenkopf auf. Ganesha, wie er dann heißt, ist nicht nur der jüngste Gott der indischen Mythologie, sondern auch der beliebteste, so Weise, die nach einer halben Stunde ihre spannenden Erzählungen beendete.

Die setzt Carolin Gödeke nicht minder spannend fort. Gödeke hat den klassischen indischen Tempeltanz Bharata Natyam studiert. Der Tempeltanz sei zirka 2.000 Jahre alt und sei nicht nur eine Geschenk an die Götter, sondern er erzähle auch den Menschen die Geschichte der Götter. Heute habe der Tempeltanz in Indien einen ähnlichen Status wie bei uns das Ballett, erzählte Gödeke. Viele Elemente – vor allem die Handbewegungen – finden sich aber auch im modernen indischen Tanz wieder, wie man ihn aus den Bollywood-Filmen kennt. Sie erzählte die Geschichte vom bösen Geist, der von der Göttin Durga besiegt wird. Dabei stampft sie mit den Füßen, rollte unheimlich mit den Augen und versetzt dem unsichtbaren Dämon schwungvoll den Todesstoß. Manche der Handbewegungen waren gar nicht so einfach – doch die meisten der eher weiblichen Zuhörer waren mutig und machten das, was man bei einem Workshop macht: mittanzen. Nach so viel Kampf durfte es dann zum Abschluss auch ein wenig Bollywoodmusik sein.

Insgesamt fünf Mal an diesem Abend lud Carolin Gödeke zum Mittanzen ein.

So beschwingt ging es weiter, Glockenklang lockte mich ins Ethnologische Museum, wo balinesische Musik erklang, gespielt auf balinesichen Instrumenten von Männern und Frauen in landestypischen Trachten. Nach einem kurzen Zuhören ging es weiter – der Tarantella-Workshop, so wurde mit gesagt, soll toll sein, und so entschloss ich mich, mich von Asien zu verabschieden.

Der Workshop fand im Hof statt, und so hetzte ich vorbei an Indianern einmal quer durch das Museum Europäische Kulturen. Im Hof herrschte Sommernachtsstimmung. Gemütlich saßen die Leute unter freiem Himmel und genossen den lauen Abend und das gute Essen, das angeboten wurde. Einen Workshop gab es zwar nicht mehr, dafür spielt Soffio dell’Orte – und fordert alle, die Lust hatten zum Tanzen auf. Und das hatten viele.

(go)