Kultur findet nur in Berlins Mitte statt? Von wegen! Was der Bezirk Steglitz-Zehlendorf an Kunst und Kultur zu bieten hat, zeigt er am Sonntag, 21. September, bei „Jenseits von Mitte – ein Kulturtag im Süden“, an dem sich zwölf Einrichtungen im Bezirk beteiligen.

Die Idee dazu entstand vor einem Jahr, erinnert sich die Kultur-Bezirksstadträtin Cerstin Richter-Kotowski (CDU): Da habe sie sich furchtbar darüber geärgert, dass im kulturellen Bereich Mittel und Aufmerksamkeit nach Mitte gehen. Zusammen mit der Leiterin des Kulturamtes, Doris Fürstenberg, überlegte sie, was man in Steglitz-Zehlendorf zu bieten habe. „Frau Fürstenberg sprudelte gleich los“, erzählt Richter-Kotowski.

Per Kopfhörer werden Besucher zu Kleist-Grab geführt. Foto: OTFW

Beispielhaft habe man Kultureinrichtungen des Bezirks ausgesucht, die sich am Kulturtag präsentieren. Damit sei man auch ein Gegenpol zu „48 Stunden Neukölln“, so Fürstenberg. „Steglitz-Zehlendorf ist kein Szene-Bezirk, wir sollten nicht so tun, als ob er einer wäre“, sagt sie. Trotzdem gibt es auch moderne, ungewöhnliche und kreative Programmangebote. So wie in Wannsee, wo sich „Das akustische Kleist-Denkmal“ vorstellen wird. Von der Schiffsanlegestelle werden die Teilnehmer per Kopfhörer zum Todesort Heinrich von Kleists und Henriette Vogels geführt. In einem Hörspiel erleben sie die letzten 24 Stunden des Paares mit. Diese letzten Stunden sei „die bestdokumentierte Zeit in Kleists Leben“, sagt Paul Plamper, der das Audiodenkmal entwickelt hat. Die Teilnehmer werden quasi 200 Jahr zurückversetzt, sehen, was Kleist gesehen hat, entlanglaufen, wo Kleist entlang lief. Neben der Führungen es unterhalb des Denkmals eine Performance mit Zeichnungen vom Künstler Heiner Franzen geben, der sich dem Künstler Kleist auf eine ungewohnte Weise nähern wird.

Fünftes Rad am Wagen? Nicht beim "Kulturtag im Süden". Am Sonntag ist das Schloss Glienicke eines von zwölf Hauptattraktionen. Archiv- Foto: Suse

Auch das Schloss Glienicke nutzt die Gelegenheit, sich beim Kulturtag ins Gespräch zu bringen. Man gehöre zwar zur Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, doch sei man eher „das fünfte Rad am Wagen“, sagt Schlossbereichsleiterin Susanne Fontaine. Die Stiftung konzentriere sich auf die großen Flaggschiffe wie Sanssouci und das Schloss Charlottenburg. Zudem gebe es auch wenig Besucher – Potsdamer kämen nicht über die Brücke, die Berliner und ihre Gäste nicht so weit raus aus die Stadt.

Am Sonntag lädt das Schloss zu einer Reise nach Süden ein, die Italien- und Antikesehnsucht des 19. Jahrhunderts werden im Mittelpunkt der Führungen durch Schloss und Garten stehen. Damen in Kleidern des Biedermeiers, antike Göttinnen und Musen werden den Garten beleben.

Mit in die Zukunft nimmt das Kunsthaus Dahlem die Besucher am Sonntag. Das Haus wird nämlich erst im nächsten Jahr am Käuzchensteig 8 eröffnet. Trotzdem bietet das Kunsthaus Führungen an und beantwortet Fragen zur Eröffnung. Bei den Führungen wird die Geschichte des Hauses – es wurde zwischen 1939 und 1942 für Hitlers Lieblingsbildhauer Arno Breker errichtet – im Mittelpunkt stehen. Während die Eltern sich führen lassen, erfahren Kinder beim Workshop „Denkmal“ , wie Denkmale hergestellt werden und für wen solche aufgestellt werden.

Auch das Haus am Waldsee lädt am Sonntag zu Ausstellung und Führungen ein. Foto: JanManu

Neben diesen eher weniger bekannten oder unterschätzten Kultureinrichtungen werden aber auch „Leuchttürme“ dabei sein, wie das AlliertenMuseum, das Führungen durch die Ausstellungen und die amerikanische Siedlung anbietet sowie eine Performance des Künstlers Frank Homeyer zeigt, der sich dem Wandel des Verhältnisses zwischen Berlinern und den Besatzungsmächten annimt; wie das Haus am Waldsee, das neben der Ausstellung von Michael Sailstorfer auch Führungen anbietet. So kann die Umgebung mit ihrer modernen Architektur per Fahrrad und Audioguide erkundet werden; wie das Schlosspark Theater, das zu Lesungen, Kabarett und Konzert einlädt. Erstmal gemeinsame Führungen durch das Theater und das Wrangelschlösschen sind bereits ausgebucht.

Alle Teilnehmer hoffen auf gutes Wetter – und vor allen auf eine gute Resonanz. Wenn die gut ist, wird der erste Kulturtag im Süden nicht der letzte sein, stellt Richter-Kotowski in Aussicht.

Für die teilnehmende Institutionen hat sich die Kooperation jetzt schon gelohnt – man habe sich kennengelernt und das sei eine gute Basis für eine mögliche Zusammenarbeit in der Zukunft, waren sich die Veranstalter einig.

Zum „Kulturtag im Süden“ ist auch ein Programmheft erschienen, das im Bezirk ausliegt.

Hier eine Übersicht über die Teilnehmer:

AlliertenMuseum:

geöffnet von 10 bis 18 Uhr, Führungen um 11, 13 und 16 Uhr, 12 bis 17 Uhr Performance;

www.alliiertenmusem.de

Das akustische Kleist-Denkmal:

Hörspielparcours, Ausleihe von 10.30 Bis 16 Uhr am Souvenir- und Geschenkewagen an der Schiffsanlegestelle Wannsee

Kartenraum: Installation von Heiner Franzen, 11 bis 18.30 Uhr am Ufer des Kleinen Wannsee, unterhalb des Denkmals

www.hoerspielpark.de/kleistdenkmal

Domäne Dahlem:

Kartoffelfest von 11 bis 19 Uhr, 12 bis 18 Uhr Performance/Walk Act „Kartoffelbefehl König Friedrich II“

Eintritt: zwei, ermäßigt ein Euro, bis 16 Jahre frei

www.domaene-dahlem.de

Haus am Waldsee:

Ausstellung vom Michael Sailstorfer, 11 bis 18 Uhr, Führungen um jeweils zur halben Stunde

Eintritt: sieben, ermäßigt fünf Euro

www.hausamwaldsee.de

Kunsthaus Dahlem:

geöffnet 13 bis 17 Uhr, Führungen jeweils zur vollen Stunde, ab 13 Uhr Workshop für Kinder

www.kunsthaus-dahlem.de

Liebermann-Villa:

10 bis 19 Uhr Ausstellung zu Max Liebermann Gartenbildern, 14 Uhr szenische Lesung aus dem Briefwechsel von Liebermann und Alfred Lichtwark, 15 Uhr Führung durch die Heckengärten

www.liebermann-villa.de

Museen Dahlem:

15 bis 18 Uhr Eröffnung der Probebühne 4

www.humboldt-lab.de

Mutter Fourage:

geöffnet von 12 bis 17 Uhr, 12 Uhr Ausstellungseröffnung: Hanfried Wendland – Malerei und illustrierte Bücher, 18 Uhr Wandertheater Ton und Kirschen (Eintritt: zehn/acht Euro)

www.mutter-fourage.de

 Petrus-Kirche:

Konzerte: 17.30 Uhr Saada – traditionelle mongolische und orientalische Musik; 19.30 Uhr Cajun Roots, Musik aus den Sümpfen Louisianas, Eintritt (für beide Konzerte): zwölf Euro

www.petrus-kultur.de

Schloss Glienicke:

von 10 bis 17 Uhr: Reise in den Süden, stündlich Führungen/Gartenspaziergänge; Eintritt: fünf / ermäßigt vier Euro

www.spsg.de

Schlosspark Theater:

11 Uhr szenische Lesung „Das Problem“ mit Harald Effenberg, 12 und 14 Uhr Führungen (ausgebucht), 13 Uhr Lesung mit Franziska Troegner, 16 Uhr Kabarett „Schnee von morgen“ mit Frank Lüdecke (Karten ab 22,50 Euro), 20 Uhr Konzert „Comedian Harmonists Today“ (Karten ab 18 Euro)

www.schlossparktheater.de

Schwartzsche Villa:

10 bis 18 Uhr Ausstellung „Komplott der Musen“ von Britta Clausnitzer, Führung um 11 Uhr, offenes Atelier 12 bis 14 Uhr; Konzert mit Maria Lettberg (Klavier) um 12 und 13 Uhr, Kindertheater „Mascha und Mischka“ um 16 Uhr (Eintritt fünf Euro), Konzert mit Katharina Kammerloher (Gesang) um 19 Uhr (Eintritt fünf Euro)

www.kultur-steglitz-zehlendorf.de