Jubel: Zehlendorfer Freude nach dem 2:1 in Malchow – Faton Ademi (9), Niclas Warwel und „Maxi“ Obst. Foto: Kerstin Kellner

Der Zeiger der Uhr hatte in Malchow noch keine fünf Umdrehungen vollendet, da war der Plan von Zehlendorfs Trainer Alexander Arsovic bereits durchkreuzt. „Wir wollten durch Ballbesitz und Spielfreude gut in die Partie kommen“, verriet er anschließend sein Vorhaben. Doch ein von Malchows Toralf Schult verwandelter Foulelfmeter lenkte das Spiel zunächst in eine andere Richtung. Und wer weiß, welchen Ausgang es genommen hätte, wäre Billeps Schuss in der 32. Minute nicht vom Zehlendorfer Innenpfosten zurück in Feld geprallt. Doch wie schon so häufig in den letzten Monaten zeigte die „kleine Hertha“ Charakter, befreite sich auch aus dieser kniffligen Situation und verbuchte mit einem 2:1 am Ende völlig verdient die drei Punkte auf ihrer Habenseite.

Verzichten mussten die Berliner zu Beginn auf den weiterhin gesperrten Mike Ryberg sowie den kurzfristig erkrankten Dennis Dombrowe. „Wir wussten von vorneherein, dass es ein ganz schweres Spiel wird“, sagte Hertha-03-Kapitän Robert Schröder später. Der schnelle Rückstand machte den Zehlendorfern zu schaffen. „Wir haben zu Beginn überhaupt keine Ruhe in unser Spiel bekommen“, monierte Trainer Arsovic.  Doch zum Glück hat in den letzten Wochen die Defensive an Stabilität gewonnen. Die Abwehrkette um Carl Hopprich („Beim Strafstoß versuche ich den Ball zu blocken, lauf dabei aber in den Gegenspieler“), Lenny Stein und Schröder eroberte die Bälle mit zunehmender Zeit meist weit vor dem eigenen Strafraum, im Mittelfeld trieb der laufstarke Maximilian Obst nach den ersten Schreckmomenten seine Mitspieler immer wieder an.

Beinahe folgerichtig fiel in der 35. Minute der Ausgleichstreffer. Das Leder sprang wie ein Flipper durch den Strafraum des Malchower SV, landete schließlich vor den Füßen Schröders, der sich nicht lange bitten ließ und den Ball volley ins Gehäuse der Gastgeber drosch. Dass in diesem Augenblick Zehlendorfs Stürmer Faton Ademi vom Malchower Schult elfmeterreif gefoult wurde, war da nur noch Nebensache. Für Schröder war sein erster Treffer weniger von Bedeutung, „wichtiger war, dass wir so ein Ding gedreht haben“.

Denn nach dem Wechsel bot sich dem Betrachter ein vollkommen anderes Bild. Die Berliner bestimmten nun weitgehend das Geschehen, ließen Spielwitz erkennen. Doch galt es zunächst, Ersatz für den jungen Panagiotis Vassiliadis zu finden. Der ehemalige A-Junior, durch starke Leistungen zum Stammspieler aufgestiegen, war nach einem Zweikampf unglücklich in eine Werbebande gestürzt und hatte sich Prellungen sowie eine Risswunde am Rücken zugezogen. Für ihn feierte nach monatelanger Verletzungspause Burak Mentes ein Comeback. „Burak hat einen phänomenalen Einstand gefeiert und uns mit seiner Erfahrung und seinem Schwung enorm weitergeholfen“, war Trainer Arsovic rundum zufrieden. Mentes gab das Kompliment weiter an sein Team, „das mich toll unterstützt hat. Es ist für mich etwas Besonderes, nun wieder dazuzugehören“.

Eine Zehlendorfer Waffe sind seit dem Sommer die Standardsituationen. Das verwundert nicht, angesichts der körperlichen Präsenz von Spielern wie Schröder, Lenny Stein und Sebastian Huke. Die Berliner zogen in der 62. Minute wieder einmal ihren Nutzen daraus. Ein präziser Eckball von Darius Niroumand wurde von Stein per Kopf Richtung Malchower Tor befördert. Ob Ademi die Kugel noch leicht berührte, sei einmal dahingestellt, in jedem Fall irritierte er den Malchower Torhüter, sodass das Leder zum 2:1 über die Linie sprang.

In den letzten 30 Minuten ging jeder Zehlendorfer an seine körperliche Grenze. Den Wert eines Sebastian Huke bekamen die Zuschauer in Malchow zu sehen, auch wenn der Torjäger leer ausging. Was er für Wege geht, meist mit zwei Gegnern im Kreuz, war vorbildlich. An ihm nahmen sich alle Berliner ein Vorbild, als wollte ihm keiner nachstehen. Behalten die Zehlendorfer immer diese Einstellung …

An dem Erfolg der „kleinen Hertha“ mäkle herum, wer will, das Einzige, was dem Sieger anzukreiden ist: Er macht zu wenig Tore. „Wir müssen unsere Konter besser ausspielen und konzentrierter sein. Dann können wir so ein Spiel viel früher entscheiden“, kritisierte Trainer Arsovic nach den 90 Minuten. So musste bis zum Ende gezittert werden, wenn auch der Gegner zu keinen Möglichkeiten mehr kam. Ärgerlich: In der letzten Spielminute sah der starke Regisseur Obst noch eine zweifelhafte gelb-rote Karte.

(ok)