Foto: Andreas Penquitt und Lothar Altenkirch

 

Mit 18 Jahren erfuhr Lothar Altenkirch, dass er in drei Monaten sterben wird und begann zu leben. Nun habe ich, Andreas Penquitt, mit Lothar einen autobiografischen Roman mit dem Titel „DIAGNOSE: MARATHONLÄUFER“ geschrieben, um seinen Lesern zu zeigen, dass es nie zu spät ist, sein Leben zu ändern. Das Buch soll den Menschen einen Anstoß geben, mit wachen Augen zu sehen, was man aus seinem Leben machen und wie man sich weiterentwickeln kann.

LOTHAR ALTENKIRCH: „Ich hatte die Absicht, jemanden mit Erfahrung zu finden, der ein Buch über meine Geschichte mit mir zusammen schreibt. Nach einigen Fehlversuchen fand ich Andreas im Internet. Wir haben telefoniert und bald einen persönlichen Termin gemacht. Ich hatte im Laufe der Zeit eine gute Menschenkenntnis gewonnen und eine Menge erlebt während meiner Krankheit mit Ärzten und Behörden. Er war mir von Anfang an sympathisch und mir war nach dem ersten Gespräch klar: Mit ihm will ich das Buch über meine Geschichte schreiben.“

Ich war während des ersten Gespräches bereits relativ fassungslos, als er mir seine Geschichte erzählt hatte, denn ich fand den ersten Teil mit dieser Diagnose schon schlimm. Und dann, als er mir seine Story über seinen ersten 100-Kilometer-Marsch erzählte, war ich fast sprachlos. Lothar erzählte: „Dann habe ich 2015 den ersten 100 Kilometer Mammut-Marsch mitgemacht, aber ich habe es nicht bis ins Ziel geschafft.“ Nachdem er mir zuvor erklärte hatte, dass er im Rollstuhl gesessen hatte und gar nicht laufen konnte, weil er bis auf gerade noch 39 Kilogramm abgemagert war, drängte sich mir die Frage auf, wie weit er denn gekommen sei. Und Lothar sagte:„Bis zur Hälfte.“ Ich dachte bei mir: Was hat der Mensch nur für ein falsches Selbstbild, und sagte: „Bist Du verrückt ich kenne niemanden in meinem Umfeld, der 50 Kilometer überhaupt schaffen würde. Schon gesunde Menschen nicht und Du hast vorher im Rollstuhl gesessen. Das ist doch der totale Wahnsinn. Also was ist denn mit Dir? Verstehe es doch mal als einen Riesenerfolg! Das ist ja kaum in Worte zu fassen.“ Ich glaube, bis zu diesem Moment hat Lothar das gar nicht als Erfolg verstanden, sondern für sich als Niederlage gewertet, nicht die 100 Kilometer geschafft zu haben.

Foto: Lothar Altenkirch

LOTHAR ALTENKIRCH: „Ich habe drei Jahre hintereinander am Mammutmarsch teilgenommen. Nachdem ich im zweiten Jahr die 75-Kilometer-Marke erreicht habe, schaffte ich die 100 Kilometer schließlich im dritten Jahr 2017. Ich bin jedes Wochenende laufen gegangen, mal zwanzig, mal dreißig Kilometer, zwischendurch habe ich noch für den Marathon trainiert. Zuerst begann ich mit einfachem Gehen. Ich war nach einem halben Kilometer komplett fertig und aus der Puste. Aber ich hatte den Traum, es zu schaffen und so habe ich immer weiter gekämpft. Viele Niederschläge habe ich hingenommen und bin immer wieder aufgestanden um weiterzumachen und damit habe ich das vermeintlich Unmögliche erreicht.“

Genau das ist ja auch die eigentliche Aussage des Buches, denn es geht ja darin nicht primär um die Krankheit. Was mir Lothars Geschichte vermittelt hat, und zwar bereits aus unserem ersten Treffen heraus, war, dass ich hier da einen Menschen begegnet bin, dessen inneres und geistiges Wesen wirklich gewachsen ist, der verstanden hat, dass es nicht schlimm ist zu fallen, sondern dass es nur schlimm ist, wenn man lethargisch liegen bleibt und aufgibt. Das war das, was mich wirklich begeisterte an Lothars Geschichte.

Das war der Moment, an dem auch ich entschied: “Das machen wir!“ Ich war absolut fasziniert von Lothars Geschichte und konnte mich gut in seine Person hineinfühlen, seine Hoffnungen und auch seine Zweifel nachempfinden. Schon lange war mir klar: Wenn Du Dinge nicht fühlen kannst, dann kannst du nicht dafür brennen. Wenn Du nicht brennst, dann kannst du nicht erfolgreich sein. Wie geht man denn damit um, so etwas zu berichten? Das bedeutet ja auch ein gutes Stück weit, sich zu offenbaren, insbesondere wenn Autor und Protagonist zusammensitzen?

LOTHAR ALTENKIRCH: „Das war am Anfang ziemlich schwer, die Geschichte nochmal zu rekapitulieren und alles in Gedanken noch einmal zu durchleben. Aber mittlerweile merke ich, dass es mir wirklich sehr gut getan hat, alles noch einmal aufzuarbeiten. Es macht mir jetzt keine Probleme mehr. Es geht mir halt an erster Stelle darum, anderen Menschen Mut zu machen, sie zu motivieren, neue Wege für sich selbst zu finden, wie man seinem Leben einen tieferen Sinn geben kann und die innere Zufriedenheit erreichen kann. Meine Geschichte soll die Leute wachrütteln und aus der alten oberflächlichen Denkweise heraus bringen. Die meisten Menschen haben immer denselben Tagesablauf, so wie ich früher auch. Sie gehen arbeiten, kommen abends nach Hause und sitzen dann vor dem Fernseher um sich `berieseln` zu lassen. Dabei freuen sich viele auf die zwei Tage am Wochenende, wenn sie frei haben. Aber sie tun oft nichts, als immer dasselbe und verändern nichts im Leben. Dabei wären genau dort die Ansätze für noch neue Ideen, und außergewöhnliche Unternehmungen, die den sprichwörtlichen grauen Alltag bunter machen könnten. Ich habe das getan und nun brenne ich inzwischen sehr für die Themen Gesundheit und Minimalismus. Weniger arbeiten und mehr Zeit haben, um viel mehr über die Möglichkeiten und Varianten gesunder Ernährung zu erfahren. Und auf jeden Fall, würde ich klar sagen, viele auch alltägliche-Dinge noch bewusster auszuleben.“ 

Machen wir uns nichts vor, realistisch betrachtet machen viele Leute einen Job, zu dem sie sich nicht wirklich dazu berufen zu fühlen. Da gibt es nicht wenige Biografien, die im Grunde so laufen wie sie laufen, weil die Leute einer Arbeit nachgehen, in die der Vater sie geschickt hat, aber nicht aus eigener Intention heraus. Sie haben aber diesen Beruf tatsächlich erlernt und abgeschlossen. Sie arbeiten auch Tag für Tag in diesem Beruf, aber ohne wirkliche Begeisterung und ohne Engagement. Das bedeutet aber, sie gehen schon frustriert zur Arbeit und machen ihren Job soweit es nötig ist. Am Ende kann man an ihrer Arbeit nicht wirklich etwas aussetzen, aber so richtig engagiert mit Herz und Seele ist es eben auch nicht. Und das ist genau der Punkt. Wenn Du irgendwas machen willst, und ich meine damit, wenn du es wirklich machen willst, dann musst du im Herzen dafür brennen. Es muss Dich mit Leidenschaft erfüllen, Dich wirklich Glück empfinden lassen, wenn Du es geschafft hast. Dann bist Du auf dem richtigen Weg und ganz von selbst kommt dann der Gedanke: „Okay, wenn ich DAS schaffen konnte, dann schaffe ich den nächsten Schritt auch.“

Lothars Geschichte und sein Werdegang kann ein Beispiel für jeden sein – gesund oder krank. Nicht jeder muss deswegen zwingend Veganer werden und/oder Marathon laufen. Jeder hat sein eigenes Ziel, sein Glück nach dem er strebt. Und wie viel einfacher ist es doch wohl, etwas zu erreichen, wenn man nicht wie Lothar aus einer vollkommen ausweglosen Situation starten muss.

(2. Teil Gastbeitrag: Andreas Penquitt)

 

 

Liebe Leser,

Gerne laden wir Sie zur Lesung des autobiografischen
 Romans
DIAGNOSE: MARATHONLÄUFER
zusammen mit Lothar 
Altenkirch und Andreas Penquitt ein.

31.03.2019 um 16.00 Uhr

Gutshaus Lichterfelde, Hindenburgdamm 28, 12203 Berlin

Eintritt frei