Beim Feiern und unter Alkoholeinfluss verschwimmen manchmal die Grenzen zwischen Kompliment und sexueller Belästigung. Foto: RainerSturm / pixelio.de

Um gegen sexuelle Übergriffe im Nachtleben zu protestieren, haben Studenten der Freien Universität Berlin die Kampagne „Verstehste? Sexuelle Belästigung ist kein Kompliment“ ins Leben gerufen. Am 16. und 17. Januar veranstalten die Initiatoren ein Aktionswochenende, bei dem sie Berliner Clubgegenden aufsuchen und mit den Feiernden sprechen wollen. „Besonders nachts und unter Alkoholeinfluss entstehen viele Unklarheiten, was ein angemessenes Kompliment darstellt und was eine Grenzüberschreitung“, sagen sie.

Das Projekt entstand als interkulturelles Lehr-Experiment. Der Kurs fand in virtuellen gemeinsamen Sitzungen mit Studierenden der Universität Kairo statt. Außerdem trafen sich die Studierenden beider Universitäten im Dezember 2014 zu einer gemeinsamen „Winterschool“. Auch in Kairo haben die Teilnehmer eine Kampagne gegen sexuelle Belästigung gestartet – mit dem Universitätscampus als Schwerpunkt.

Im Lehrprojekt am Arbeitsbereich „Internationale Kommunikation“, geleitet von Kommunikationswissenschaftlerin Professor Dr. Carola Richter, erproben Studierende der Kommunikationswissenschaft durch diese Kampagnen selbst die Möglichkeiten der sozialen Medien wie Twitter, Facebook und YouTube in Wissenschaft und Gesellschaft. Gleichzeitig sollen die Studierenden durch das Projekt auch kulturelle Unterschiede in den Geschlechterverhältnissen und der Mediennutzung kennenlernen.

Die ägyptische Studierendengruppe von der Universität Kairo gab ihrer Kampagne den Titel „Speak up“ und thematisiert sexuelle Übergriffe auf dem Universitätscampus. Die ins Leben gerufene Facebook-Seite hat inzwischen mehr als 4.000 „Gefällt mir“-Angaben; die Studierenden wurden bereits von ägyptischen Fernsehsendern interviewt.

Mit sexueller Belästigung im Nachtleben haben sich die Berliner Studierenden ein bislang eher wenig beachtetes Feld ausgesucht. Denn während bereits Sensibilität für die Problematik am Arbeitsplatz herrsche, sei sexuelle Belästigung unter jungen Menschen im Nachtleben eine fast akzeptierte Norm, sagen die Organisatoren.

(sn)