Die jährliche Bildungsmeile vor dem Rathaus Zehlendorf wird vom Verein Zehlendorf Mitte veranstaltet. Archiv-Foto: Gogol

„Wir glauben, dass das, was für den Kiez gut ist, auch irgendwann für die Unternehmen gut ist“, erklärt Thomas Herrmann die Philosophie des Vereins Zehlendorf Mitte Marketing (ZMM). Standortmarketing betreibt der Verein, der nicht nur aus Unternehmern und Einzelhändlern besteht. Auch die Paulusgemeinde und der Heimatverein Zehlendorf sind Mitglieder. „Ihre Anregungen sind extrem bereichernd“, findet Herrmann. Sie verkehrten in anderen sozialen Bereichen und wüssten, was die Bürger wollen.

Mitte der 1990er Jahre hat sich der Verein aus einer Arbeitsgemeinschaft heraus gegründet, um einen „ vernünftigen kaufmännischen Rahmen“ für die immer teurer werdende Weihnachtsbeleuchtung zu finden. Schnell wurden auch gemeinsame Aktivitäten für den Ortskern zum Teil der Arbeit.

Zehlendorf Mitte, das ist nicht nur der Teltower Damm, sondern das sind auch die angrenzenden Straßen, wie die Seehofstraße, bis hin zur Zehlendorfer Welle. Allerdings habe man dort nur wenige Partner, berichtet Herrmann. Das liege an der anderen Handelsstruktur aber auch an der B1, die wie eine Barriere wirke. „Es gibt Leute, die kaufen nur am Teltower Damm ein und andere nur an der Clayallee“, berichtet Herrmann aus Erfahrung.

Man betreibe Lobbyarbeit für den Kiez, beschreibt Herrmann die Arbeit des Vereins, versuche auch politisch Einfluss zu nehmen. „Das Parkleitsystem ist auf unseren Mist gewachsen“, erzählt er. Die Bildungsmeile richtet der Verein aus, den kleinen Weihnachtsmarkt auf der Dorfaue begleite man positiv. Ein Lieblingsprojekt allerdings steckt derzeit fest: ein ökologischer, regionaler Wochenmarkt an der Kirchstraße. Der würde Zehlendorf Mitte beleben, davon ist Herrmann überzeugt. Bereits vor drei Jahren habe der Verein einen Antrag beim Bezirk gestellt, doch ein Bescheid blieb bisher aus. Der Bezirk wolle solch einen Markt lieber selber betreiben, vermutet Herrmann, um so mehr Einnahme zu generieren. Dabei gehe es dem ZMM gar nicht so sehr um das Geld, sondern um die Attraktivität, betont der Vereinsvorsitzende. Dazu gehöre auch ein Dorfplatz, auf dem nicht nur ein Wochenmarkt sondern auch Feste und auch Demonstrationen stattfinden können. Dazu müsse die Dorfaue umgestaltet werden.

Auch einen Fahrradstellplatz brauche es am S-Bahnhof Zehlendorf, sagt Herrmann, der dafür auch schon Ideen hat. Ein moderner, unterirdischer Parkplatz sollte es sein, wo keine Menschen Zutritt haben, sondern wo Roboter die Drahtesel abstellen und wieder herausgeben.

Impulse aber kommen aber auch von außen. Wie die Sperrung der Kirchstraße. Die Überlegungen zur Sperrung begleitet der Verein im entsprechenden Arbeitskreis. Was er davon hält, kann Herrmann aber noch nicht sagen, solange das Gutachten noch nicht vorliege. Allerdings bezweifelt er, dass dies so einfach mit zwei Ampeln zu regeln sei. Zu den Planungen der S-Bahn, einen zweiten Ausgang unter der Brücke einzurichten, hat Herrmann hingegen eine deutliche Meinung. „Ein Schildbürgerstreich“, nennt der Vereinsvorsitzende dies.

Mehr Engagement bei der Umgestaltung der Ortskerns wünscht sich Herrmann vom Bezirksamt, es müsse Teil der Entwicklung werden, findet er. Und das heiße nicht, dass dabei Geld fließen müsse.

Mit ihren Ideen, Wünschen und Notwendigkeiten wendet sich der Verein an das Bezirksamt und die Bezirksverordneten. Dort Gehör zu finden, sei seit der Fusion mit Steglitz aber schwieriger geworden. „Zehlendorf Mitte steht nicht mehr im Zentrum“, so Herrmann. Die Schloßstraße dominiere alle anderen Einkaufsstraßen im Bezirk. Deshalb sei die Lobbyarbeit so wichtig wie nie zuvor.

 (go)