Was ist denn nur in der Berlin-Liga los? Am ersten richtigen schneefreien Wochenende gab es ein munteres Favoritensterben, und die so genannten Kleinen muckten richtig auf. Die Tabelle zeigt es, dass zum jetzigen Zeitpunkt zwei Drittel der Liga durchaus noch berechtigte Aufstiegshoffnungen hegen dürfen: Von Platz eins bis zum Tabellendreizehnten, Türkiyemspor, sind es nur sechs Punkte. Das Ärgerliche an der ganzen Geschichte ist nur, dass sich auch die „03er“ an diesem Kuriositätenkabinett beteiligen.

Mit Beginn der Partie bekamen die 53 zahlenden Zuschauer zu sehen, wie der Hase läuft:  Tasmania war bemüht, die Räume eng zu machen, um den spielstarken Zehlendorfern das Leben schwer zu machen. Tatsächlich ging diese Zermürbungs- und Zerstörungstaktik über weite Strecken auf. Der sonst so beeindruckende Kombinationsfussball Zehlendorfer wurde schon im Keim erstickt und man sah sich dazu gezwungen, überwiegend mit langen Bällen zu agieren. In der 9. Spielminute hatten aber dennoch die Zehlendorfer eine erste, aber auch hochkarätige Chance zum Führungstreffer. Ein langer Diagonalball von rechts erreichte Sami Simsek, der das Leder kurzentschlossen scharf nach innen passte, doch Sükrü Caliskan gelang das Kunststück, freistehend aus fünf Metern Entfernung den Torhüter anzuschießen. Das war aber auch für lange Zeit die einzige richtige Torchance. Erst in der 44. Minute tauchten die 03er wieder gefährlich vor dem gegnerischen Tor auf. Wieder war es Simsek, der den Ball von links nach innen passte, doch der Jubilar, Darius Niroumand (85 Meisterschaftsspiele für die 1. Herren) konnte die Gunst der Stunde nicht nutzen und schoss den Ball knapp am Tor vorbei.

Auch in der zweiten Halbzeit hatte man das Gefühl, dass  die  Zehlendorfer Jungs noch nicht die richtige Betriebstemperatur erreicht hatten, obwohl sie in der Folgezeit wieder einige Chancen kreieren konnten. In der 48.  Minute setzte sich Felix Polster auf der linken Seite durch, traf aber beim Torschuss nur das Außennetz. Nach einem Eckball von Caliskan in der 51. Minute kam Simsek vor dem Tor nur mit den Haarspitzen an den Ball und konnte dem Leder nicht die entscheidende Richtungsänderung geben. Dann war es in der 59. Minute Niclas Warwel, der sich ein Herz fasste und aus 18 Metern einmal abzog. Tasmanias unsicher wirkende Schlussmann Suwaibou Conteh konnte den Ball nicht festhalten, doch Simsek kam einen Schritt zu spät, um den Ball über die Linie zu drücken. In der 62. Minute tauchte Christopher Bräuer im gegnerischen Strafraum auf, doch statt aus vielversprechender Position aufs Tor zu schießen, entschloss er sich zu einem Rückpass. Adrian Schedlinski aber schoss die Kugel weit am Tor vorbei.

Je länger das Spiel ging, desto wagemutiger wurden die Gastgeber. Auf der anderen Seite machte sich sukzessive Verunsicherung breit. Dem Goalgetter der Tasmanen, Vahit Engin, blieb es schließlich vorbehalten, den entscheidenden Treffer in der 86. Minute beizusteuern. Nach einem Eckball bekam die Zehlendorfer Abwehr den Ball nicht aus der Gefahrenzone, Engin nutze die Gelegenheit und konnte das Leder aus der Drehung an Robin Carly vorbei ins lange Eck bugsieren. Damit war der Drops gelutscht und der Aufsteiger aus Neukölln durfte auch in der zweiten Partie gegen Zehlendorf alle drei Punkte für sich verbuchen.

Die Zehlendorfer Hertha hat es wieder nicht geschafft, die  vielversprechenden Leistungen der Vorbereitung auf den Ligaalltag zu übertragen. Anspruch und Realität scheinen derzeit noch nicht die richtige Harmonie einzugehen.

Hertha 03 spielte mit: Carly – Yilmaz, Niroomand, Stüwe, Polster – Schedlinski, Bräuer – Warwel, Niroumand (80. Witte), Caliskan (60. Karaduman) – Simsek

(hain/ho3)