S-Bahnhof Kamenzer Damm: Planung seit 100 Jahren

S-Bahnhof Kamenzer Damm: Planung seit 100 Jahren

Kein Halt. Nirgends. – Blick von der Lankwitzer Brücke auf die neuen Gleise der Dresdener Bahn. Ob es jemals einen S-Bahnhof Kamenzer Damm geben wird, ist fraglich. Foto: Daniela von Treuenfels

 

Vorsicht an der Bahnsteigkante, mind the gap between Planungsüberlegung und Fertigstellung. Kommt der Bahnhof Kamenzer Damm oder wird der Halt an der S2 doch nicht gebaut? Eine Antwort auf eine parlamentarische Anfrage legt nahe: es sieht eher schlecht aus.

Der Abgeordnete Lars Rauchfuß (SPD) hatte den Senat schriftlich gefragt, wann der S-Bahnhof Kamenzer Damm, der im Süden Berlins heiß erwartet wird und von dem 300.000 Einwohner und Arbeitnehmer der dort ansässigen Gewerbebetriebe profitieren würden, nun endlich gebaut wird. Die Antwort: „Mit dem Bau soll so schnell wie möglich nach Sicherstellung der technischen Machbarkeit, einem Variantenentscheid sowie der Sicherstellung der Projektfinanzierung und dem Abschluss der weiteren erforderlichen Vereinbarungen mit der DB begonnen werden.“

Klingt super? Ist es aber nicht.

Denn zuvor wird in derselben Anfrage deutlich, dass bis auf eine „Vermessungs-/Trassierungsstudie“ bislang keine konkreten Pläne vorliegen. Eine Kostenschätzung gibt es noch nicht und „kann derzeit nicht terminiert werden“. Erst wenn die vorliegt, kann mit der Nutzen-Kosten-Untersuchung begonnen werden, die im Rahmen der Masterplanung i2030 erstellt werden soll. Sollte die positiv ausfallen, „kann die Maßnahme bei der DB bestellt werden“.

Moment. Die Deutsche Bahn baut doch gerade die Dresdner Bahn neu, könnten die nicht…?

Guter Gedanke, den formulierten auch schon die Berliner Grünen vor 25 Jahren in einem Antrag im Berliner Abgeordnetenhaus. „Seit 1870 ist geplant, zwischen den Bahnhöfen Marienfelde und Attilastraße einen S-Bahnhof zu bauen, der jedoch immer wieder wegen fehlender Mittel bzw. fehlender politischer Kompetenzen, zurückgestellt werden mußte“, schrieben die Parlamentarier damals. Für den Neubau der Dresdener Bahn sei das Planfeststellungsverfahren eingeleitet worden, ohne dass der Bau des S-Bahnhofs Kamenzer Damm berücksichtigt worden sei. „Würde ein Beschluß ergehen, ohne gleichzeitig auch den Neubau des S-Bahnhofs Kamenzer Damm planfestzustellen, würde die Realisierung dieses S-Bahnhofs abermals in die Zukunft verschoben, weil zusätzliche Finanzmittel für die Verlegung der S-Bahngleise notwendig würden.“

So ein Planfeststellungsverfahren dauert mehrere Jahre. Der Beschluss des Eisenbahn-Bundesamtes für das „Vorhaben Ausbau Knoten Berlin, Berlin Südkreuz – Blankenfelde“ trägt das Datum 22. Mai 2017. Letzten Endes hat die Behörde zahlreiche Bitten um zeitgleiche Planung und Realisierung des Bahnhofs zurückgewiesen. Es wird lediglich zugestanden, dass diese Möglichkeit nicht verbaut werden darf. Begründung: Der Neubau sei ein „Infrastruktur-Langfristvorhaben mit ungeklärter zeitlicher Einordnung und noch nicht festgelegter Finanzierung“.

Viel weiter ist man heute auch nicht. Im Koalitionsvertrag ist im Zusammenhang mit dem S-Bahnhof von einer „Prüfung“ die Rede. Verbindliche Planungen oder konkrete Finanzierungszusagen sind nicht bekannt. Eine Online-Petition für eine „schnellstmögliche Verwirklichung“ ist zwei Jahre alt und noch topaktuell. Sie kann noch gezeichnet werden.

Die rund 16 Kilometer lange Dresdner Bahn gibt es seit 1875. Im Jahr 2019 begann der heutige Strecken-Ausbau. In zwei Jahren soll dann die Anbindung des Flughafen BER mit dem geplanten Flughafen-Shuttle zwischen Berliner Hauptbahnhof über die Dresdner Bahn in nur 20 Minuten Fahrtzeit möglich sein.

Petition: https://www.change.org/p/senatsverwaltung-umwelt-verkehr-und-umweltschutz-verwirklichung-des-s-bahnhofs-kamenzer-damm

Informationen zum Projekt: https://www.berlin-dresden.de/home.html

 

 

Daniela von Treuenfels

 

 

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