Was die Frankfurter auch verscuhten, die Zehlendorfer saßen ihnen im Nacken. Foto: Kerstin Kellner

Was die Frankfurter auch verscuhten, die Zehlendorfer saßen ihnen im Nacken. Foto: Kerstin Kellner

„Chance und Gefahr“ – hatte Hertha 03 als Motto für die anstehenden Spiele gegen die „Kellerkinder“ der Tabelle, Frankfurt, Hürtürkel und Schöneiche, ausgegeben. Wie realistisch diese Einschätzung sein würde, bekam der Tabellenführer gleich im ersten dieser drei Spiele zu spüren. Es lag aber weniger am Gegner, dass die Gefahr eines Punktverlustes immer latent zu spüren war, vielmehr sorgte der Favorit selbst mit dem Auslassen bester Torchancen und einem Platzverweis in der ersten Hälfte für unnötige Spannungsmomente.

Auf dem holprigen Rasenplatz im Stadion der Freundschaft in Frankfurt/Oder machten die Gäste von der ersten Minute an deutlich, dass sich die Gastgeber keinerlei Hoffnungen auf eine mögliche Überraschung machen sollten. Schon vor der Partie hatte der Frankfurter Mannschaftskapitän Fred Garling eine gewisse Vorahnung: „Wir haben keine Chance, aber die wollen wir nutzen“. Im ersten Abschnitt hatten die Oderstädter tatsächlich nur eine kleine Chance, und die anderen Möglichkeiten, die sich eröffneten, konnten dann aber nicht genutzt werden.

Zwei Tore für hertha und zahlreiche vergebene Chancen prägten das Spiel der Gäste. Foto: Kerstin Kellner

Zwei Tore für Hertha und zahlreiche vergebene Chancen prägten das Spiel der Gäste. Foto: Kerstin Kellner

Cüneyt Top hatte bereits nach zwei Minuten die Führung für den Tabellenprimus auf dem Fuß, nach einer Flanke von Burak Mentes wurde er aber im letzten Moment beim Torschuss gestört, die anschließende Ecke brachte nichts ein. Es brauchte aber nur weitere vier Minuten, und die Zehlendorfer wurden ihrer Favoritenrolle gerecht. Aus der eigenen Hälfte schlug Maximilian Obst einen langen Ball nach rechts auf Mentes, der den Ball kurz auf Niclas Warwel ablegte. Dieser schloss unmittelbar ab. Der schlecht postierte Frankfurter Torhüter Philipp Reschke hatte keine Chance, als der Ball neben ihm am kurzen Pfosten einschlug.

Kurz machte sich bei den Gästen ob der deutlichen Überlegenheit etwas Unbekümmertheit breit. Nach einem Ballverlust im eigenen Strafraum kam plötzlich der Frankfurter Narciel Mbuku frei zum Schuss, doch Nico Hinz, im Tor der Zehlendorfer, lenkte den Ball reflexartig mit dem Fuß zur Ecke. Das sollte es aber auf lange Zeit gewesen sein, mit der Frankfurter Herrlichkeit. Auf der anderen Seite brannte es in schöner Regelmäßigkeit lichterloh vor Torwart Reschke, der nun zum besten Akteur seiner Mannschaft werden sollte. Nach einem schnell vorgetragenen Angriff über die linke Seite legte Eftäim Gakpeto in der 18. Minute den Ball quer auf Top – Reschke konnte klären. Drei Minuten später schoss Top aus spitzen Winkel aufs Tor – Reschke lenkte den Ball zur Ecke. In der 23. Minute hatte Gakpeto freie Bahn, legte sich aber den Ball etwas zu weit vor – Reschke war zur Stelle. In der 28. Minute eroberte sich Obst im Mittelfeld den Ball, sein Querpass wurde aber zur Ecke abgelenkt, kurz danach (30.) schoss Top knapp am Tor vorbei. Bis zum Platzverweis für Darius Niroumand in der 35. Minute hatte der Tabellenführer das Spiel jederzeit unter Kontrolle. In Unterzahl trauerte man aber nun den vergebenen Chancen hinterher. Immer wieder hörte man den bekannten Spruch: Wer seine Chancen nicht nutzt, der wird meistens bestraft. Diesmal hatten aber die spielerisch limitierten Frankfurter auch einem dezimierten Gast nichts Entscheidendes gegenzusetzen. Nach einer Ecke durch Mike Ryberg verpasste in der 45. Minute Gakpeto am zweiten Pfosten das Leder und vergab so eine weitere gute Gelegenheit.

Foto: Kerstin Kellner

Foto: Kerstin Kellner

Im zweiten Abschnitt legten die Gäste mehr Wert auf eine ökonomischere, kräftesparende Spielweise. Oberste Priorität hatte nun die Absicherung des eigenen Tores, ohne aber dabei die Kontrolle über das Spiel aus der Hand zu geben. Die erste Torraumszene ergab sich dann auch für Zehlendorfs Gakpeto, der sich in der 57. Minute mit einem Kunstschuss versuchte, dabei aber kläglich scheiterte. Nach einer verunglückten Flanke in der 70. Minute – Hinz konnte den Ball noch gegen die Latte und von da ins Toraus lenken – ergab sich für die Hausherren eher zufällig die beste Ausgleichschance der zweiten Halbzeit. Kurioser Weise wurden die Offensivaktionen der Oderstädter nach der gelb-roten Karte für Erik Huwe energischer und zielstrebiger. Die aufkommenden Hoffnungen des Tabellenvorletzten wurden dann allerdings in der 75. Minute im Keim erstickt. Nach einem Pass von Obst in den freien Raum, erlief sich Gakpeto den Ball und behielt diesmal beim Abschluss die Nerven. Cool wurde Torhüter Reschke verladen, und der Ball schlug, wie schon beim ersten Treffer in die kurze Ecke ein. Es sollte der vorentscheidende Treffer sein, denn acht Minuten vor dem Ende der Partie gelang den Hausherren durch Artur Aniols Kopfballtreffer der Anschluss.

In der Nachspielzeit hatte Warwel die große Möglichkeit, das Torverhältnis des Tabellenführers weiter auszubauen. Reschke war schon ausgespielt und der Ball rollte Richtung leeres Tor, doch Rafal Weyer konnte das Spielgerät noch vor dem Überqueren der Linie wegschlagen.

Der erste Dreier und die erste Chance gegen einen sogenannten undankbaren Gegner konnten von den Zehlendorfer mehr oder weniger souverän genutzt werden, gleichzeitig wurde der Verfolger Fürstenwalde für das Spiel in Strausberg weiter unter Druck gesetzt. Der Zweikampf an der Spitze der NOFV-Oberliga wird also weiter fortgeführt.

Hertha 03 spielte mit: Hinz – Thokomeni Siewe (89. Aagaard), Schröder, Dombrowe, Ryberg – Mentes, Niroumand, Obst, Top – Gakpeto (82. Robrecht), Warwel

Tore: 0:1 (6.) Warwel, 0:2 (75.) Gakpeto, 1:2 (82.) Aniol

(hain)