Den Bezirksbürgermeister und die Bezirksstadträte kennen die meisten Steglitz-Zehlendorfer, auch die Mitarbeiter etwa im Bürgeramt oder in den Bibliotheken hat man als Bürger schon das eine oder andere Mal kennengelernt. Doch das sind nur wenige von insgesamt 1.919 Mitarbeitern, die die Verwaltung im Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf am Laufen halten – die meisten von ihnen kennt man nicht. Einige der Mitarbeiter wollen wir in unserer Serie „Das unbekannte Bezirksamt“ vorstellen.

Claudia Körper, Matthias Heise und Gernot Mann organisieren unter anderen die Steglitzer Woche. Foto: Gogol

So unbekannt ist Gernot Mann eigentlich gar nicht – Besucher der Steglitzer Woche kennen ihn als charmanten Moderator. Doch der Referent des Bürgermeisters ist nur ein Drittel des „Eventteams“ im Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf, das einige der wichtigsten Feste im Bezirk organisiert. Die anderen zwei Drittel sind Matthias Heise und Claudia Körper.

Die drei kümmern zum Beispiel um den Weihnachtsmarkt auf der Zehlendorfer Dorfaue; für den 7. Juli dieses Jahres organisieren sie gemeinsam mit der deutsch-israelischen Gemeinde auf dem Sderot-Platz ein Sommerfest und am 3. Oktober in Lankwitz  eine Gedenkveranstaltung zu 25 Jahren Deutsche Einheit; Projekte im vergangenen Jahr waren das Fest zu 100 Jahre Stadtpark Steglitz und dem Mauerfall-Jubiläum. Doch das größte Ereignis ist für das Trio die Steglitzer Woche. Die 63. Auflage ist vor wenigen Tagen gestartet. Für Mann, Heise und Körper begannen die Planungen bereits nach dem Ende des Zehlendorfer Weihnachtsmarktes.

Dass das Volksfest überhaupt noch stattfindet, ist dem Trio zu verdanken. 2010 stand das Fest auf der Kippe, berichtet Mann.  Von den Anwohnern gab es zahlreiche Beschwerden, das Bezirksamt war unzufrieden und hatte sich weitgehend aus den Planungen zurückgezogen. Und so stellte man sich im Bezirksamt die Frage nach der Zukunft der Steglitzer Woche. Zwei Wege gab es: aufwerten oder begraben. Mann und Heise aus Büro von Bezirksbürgermeister Norbert Kopp machten sich an die Arbeit, seit 2011 verstärkt Körper das Team, die ihre Ausbildung in der Pressestelle des Bezirksamtes absolviert hat. Und auch beim Schaustellerverband habe es ein Umdenken gegeben, sagt Mann. Dort habe man damals erkannt,  dass es nicht ausreiche, nur die Karussells und Buden aufzustellen, sondern dass man sich auch abheben muss von anderen Volksfesten.

Heute ist die Steglitzer Woche so munter wie nie zuvor. Das liegt auch an dem bunten Rahmenprogramm mit Musik und Sport, das jedes Jahr anders ist. Und dafür gibt es jede Menge Arbeit zu leisten. Nicht nur das Geld für die Künstler muss bei Sponsoren eingeworben, sondern auch Genehmigungen eingeholt und  das Vertragswerk durchgearbeitete werden. Und dass kann schon mal lang und neben Bühnenanweisungen auch Details zu Hotel, Catering und Sonderwünschen des Künstlers enthalten. „Wir müssen sehen, was wir wuppen können“, sagt Mann. „Die Rolling Stones werden wir nicht händeln können.“ Aber Guildo Horn, der diesjährige Hauptact, den können sie händeln. Horn stand 1995 schon einmal bei der Steglitzer Woche auf der Bühne. „Ein netter Künstler-Kollege“, sagt Mann.

Einen Hauptkünstler zu finden, sei nicht immer einfach, berichtet Heise. Zwar habe man ein paar Wunschkandidaten auf einer Liste, aber manchmal scheitert es bereits beim ersten Anruf, wenn die Gagenforderungen zu hoch sind für das Budget des Teams. Doch Mann kennt sich aus, hat gute Kontakte in die Kulturszene und studiert jedes Jahr verschiedene Tourneepläne um zu schauen, welchen Künstler es Ende Mai/Anfang Juni in die Nähe der Steglitzer Bäkewiese treibt.

Einen Auftritt, über den sich Mann besonders freute, war der von Harpo im vergangenen Jahr. „Er war zuerst zurückhaltend, weil er sich nicht sicher war, wie er auf einem Volksfest ankommt. Aber es war der Knaller. Der Platz vor der Bühne war voll. Und Harpo hatte keine Starallüren.“

Das Internet hat Mann und seine Kollegen einen Teil ihrer Arbeit abgenommen. Bei youtube schauen sie sich die Auftritte kleiner Bands an. „Das erspart uns, abends zu deren Auftritten zu gehen“, so der Referent. Auch beim diesjährigen Kleinstkunstpreis setzen die Organisatoren auf social media. Zum einen brachte ihnen das so viel Bewerbungen wie nie – 30, zum anderen können sich Besucher auf der eigens eingerichteten Homepage des Kleinstkunstpreises einen Eindruck von den acht ausgewählten Kandidaten verschaffen und die Künstler können ihre  Fans mobilisieren.

Das Fest werde mittlerweile vom Publikum gut aufgenommen, es gebe bisher ausschließlich positive Rückmeldungen, freut sich Körper. Es dauere immer eine Weile, bis sich so etwas herumgesprochen hat und angenommen wird, weiß Mann. Auch mit den Anwohnern laufe es gut, auch weil sich der Schaustellerverband dort sehr engagiere. Zudem messe man jeden Abend mehrmals die Lautstärke auf der Bühne.

Für die Steglitzer Woche werden keine Steuergelder verwendet, sondern Sponsoren und Mediapartner gesucht. Bei den großen Radiosendern konkurriere man um die Mediapartnerschaften mit vielen anderen großen Veranstaltungen in Berlin, so Mann. Auch deshalb ist der gute Ruf der Steglitzer Woche so wichtig.

Dass man im Bezirk die Arbeit des „Eventteams“ schätzt zeige sich auch daran, dass die Zahl der an sie herangetragenen Veranstaltungen gestiegen sei, sagt Mann. Auch eigene Ideen können sie umsetzen, dabei lasse ihr Chef, der Bezirksbürgermeister, ihnen relativ freie Hand.

Auch wenn die ganzen Festplanungen nach viel Arbeit klingen, das Kerngeschäft der drei liegt nicht im Veranstaltungsmanagement, sondern immer noch in der Verwaltung, betonen sie.  So ist Heise Leiter des Büros des Bezirksbürgermeisters und zuständig für Sozialraumorientierte Planungskoordination, Mann kümmert sich als Referent des Bezirksbürgermeisters um die Wirtschaftsförderung.

(go)