Lange stand die alte Coca-Cola-Abfüllfabrik leer. Jetzt wird sie saniert. Foto: Denkmalschutzbehörde

„Trink Coca-Cola eiskalt“ stand weit sichtbar in großen roten Leuchtbuchstaben auf dem Dach des Gebäudes
Hildburghauser Straße 224. Heute muss man näher an das Gebäude herangehen, um noch Spuren von den glanzvollen Zeiten des Gebäudes als Coca-Cola- Abfüllfabrik zu entdecken. Doch dann entdeckt man den Schriftzug über der Eingangstür, die Fassade aus den 1950er Jahren, die manch einem aus Billy-Wilders Film „Eins. Zwei, Drei“ bekannt ist und die wiederhergestellten Schaufenster, hinter denen die moderne Abfüllanlage stand. Betritt man dann das Gebäude, hat der repräsentative Eingangsbereich kaum etwas von seiner einstigen Eleganz eingebüßt. Auch die Grundrissstrukturen mit Foyer und Abfüllstation im Erdgeschoss, Zucker- und Kronkorkenlager, Sirupraum, Schulungsräumen und Büroräumen in den Obergeschossen sind weitgehend erhalten geblieben, dabei ist es nun schon fast 20 Jahre her, dass die letzte Kiste Coca-Cola dort vom Band lief.

Im Jahre 1936 begann die Geschichte der Coca-Cola-Werke Lichterfelde in einem ehemaligen Brauereigebäude in der
Hildburghauser Straße 224-232. Von dort aus wurden die Teilnehmer und Besucher der Olympischen Spiele mit Coca-Cola versorgt. In den Kriegsjahren konnte in Lichterfelde wegen des Rohstoffmangels keine Coca-Cola mehr hergestellt werden, die Produktion kam zum Erliegen. 1948 wurde die Fabrik in Lichterfelde wieder in Betrieb genommen, zunächst nur zur Versorgung der amerikanischen Truppen, später zur Versorgung des gesamten amerikanischen Sektors. Coca-Cola war zur Zeit des Wirtschaftswunders nicht nur ein Getränk, sondern vielmehr Ausdruck einer freiheitlichen, modernen Lebenseinstellung. Entsprechend schnell wuchs der Absatz, so dass eine Neuordnung der Fabrikation erforderlich wurde. In diesem Zusammenhang wurde 1957 bis 1958 nach Plänen von Hans Simon das heutige Gebäude als Produktions- und Verwaltungsbau errichtet.

Hans Simon hatte schon wenige Jahre zuvor in Charlottenburg für Coca-Cola gebaut.  In Lichterfelde schuf Hans Simon ein repräsentatives Fabrik- und Verwaltungsgebäude mit typischen Elementen der 1950er-Jahre-Architektur. Während die beiden Obergeschosse mit Büro- und Lagerräumen hinter einer durch vertikale Betonstreben betonten Rasterfassade mit Ausfachungen aus türkisblauen Glasmosaiksteinen angeordnet sind, wird das Erdgeschoss durch große Öffnungen hervorgehoben. Im Sinne einer Schaufensterfabrik wurde der Arbeitsvorgang in der sich im
Erdgeschoss befindlichen Füllanlage zur Straße und zum Foyer hin präsentiert. Jeder sollte sehen können, wie sauber und modern hier gearbeitet wurde.

Nachdem Coca-Cola 1993 die Produktion und Abfüllung nach Hohenschönhausen verlegte, stand das Gebäude lange Zeit
leer. Nebengebäude und Lagerhalle wurden abgerissen. 2009 fand sich mit der Kfz-Reparaturwerkstatt Jungnickel  ein neuer Nutzer für das Gebäude. Zur Zeit setzt  er das Haus mit großem persönlichen Einsatz und Fördergeldern des Landesdenkmalamtes Berlin Stück für Stück instand. Ein großer Gewinn ist die Wiederherstellung der vermauerten Schaufenster sowie die Entfernung der in die Fenster eingebauten Lüftungsgeräte. Leider musste, um weiteren Vandalismus zu verhindern, eine Zaunanlage aufgestellt werden, sonst könnte man den Mechanikern wie früher durch die Schaufenster bei der Arbeit zusehen.

(Denkmalschutzbehörde Steglitz-Zehlendorf)