Marko Pustisek (links) und Johann Fohl machen aus "Amadeus" ein Theatererlebnis.Foto: DERDEHMEL/Urbschat

Großer Andrang am SchlossparkTheater am Sonnabend. Hausherr Dieter Hallervorden feierte seinen 80. Geburtstag, und viele prominente Gratulanten kamen vorbei, darunter auch Berlins Innensenator Frank Henkel. Das schönste Geschenk machte dem Jubilar aber wohl das Theater selbst, das ihm mit „Amadeus“ ein neues Erfolgsstück auf die Bühne gebracht haben dürfte.

Schon der Anfang geht unter die Haut. Ein karges Krankenzimmer zeigt den alternden Antonio Salieri – fahl im Gesicht, mit hängenden Mundwinkeln, gefesselt an den Rollstuhl. Gerüchte schwirren durch den Raum. Hat er oder hat er nicht – Wolfgang Amadeus Mozart vergiftet? 32 Jahre nach dem Tod des Komponisten haben die Gerüchte wieder neue Nahrung erhalten, durch Salieri selbst, der seine Schuld nachts herausschreit.

Dann geht es zurück in das Jahr 1781. Salieri ist Kammerkomponist am Wiener Hof, genießt den Respekt des Kaisers und der Hofschranzen. In diese Welt bricht das einstige Wunderkind ein. Ein Flegel, ein Kindskopf, mit Flausen im Kopf und Unflat im Mund. Salieri erkennt in ihm, fast als einziger, das göttliche Talent und beschließt, Mozart an allem zu hindern, was ihm gesellschaftliches Fortkommen sichern könnte. Gedemütigt, unverstanden und ohne genügendes Einkommen stirbt Mozart – während seine Musik weiterlebt und ihn unsterblich macht. Eine Erkenntnis, die Salieri hart trifft, denn er muss erkennen, dass er, der Ruhm und Anerkennung genossen hatte, dessen Werke in Europa gefeiert wurden, dem Vergessen anheimfällt.

Das Stück liegt auf zwei breiten Schulterpaaren: die von Marko Pustisek als Salieri und die von Johann Fohl als Mozart.

Größten Respekt verdient Pustisek schon allein wegen der Unmengen an Text, die er für die Rolle lernen musste, da er quasi als Erzähler durch die Erinnerungen Salieris führt. Noch beeindruckender ist aber sein ausdrucksstarkes Spiel, mit dem er die Zwiespältigkeit Salieris erlebbar macht: die Eifersucht auf einen ihn überlegenen Künstler, Bewunderung für dessen Genie und Verachtung für dessen Lebensstil, die Verzweiflung an Gott, das Wissen, um die Vergänglichkeit seines Ruhms und die Unsterblichkeit seines Widersachers.

Ihm kaum nach steht Fohl, der dem verkannten einstigen Wunderkind zwischen verspielter Derbheit und abgrundtiefer Verzweiflung eine tiefe Menschlichkeit verleiht.

Auch die Nebenrollen sind mit ausdrucksstarken Mimen besetzt, unter anderem Oliver Nitzsche als Joseph II. und Oliver Dupont als Baron Graf von Swieten. Einziger Missklang ist das gelegentlich zu laute und steife Spiel von Katharina Schlothauer als Constanze Weber.

Zum wiederholten Male erwies sich der bescheidene Regisseur Thomas Schendel als Glücksgriff für das SchlossparkTheater, der diesem mit „Amadeus“ einen weiteren Publikumserfolg beschert haben dürfte. Das Premierenpublikum feierte die Inszenierung mit lautem Applaus und Jubel.

(go)