Die Sänger des Staats- und Domchores Berlin verlassen den Berliner Dom und kommen zum Feiern und Singen nach Zehlendorf. Foto: Maren Glockner

Die Sänger des Staats- und Domchores Berlin verlassen den Berliner Dom und kommen zum Feiern und Singen nach Zehlendorf. Foto: Maren Glockner

Im April 2015 wird Berlins Domchor 550 Jahre alt.  Doch bereits in diesem Jahr laden mehr als 300 junge Sänger des Domchores, die Musiker der Lautten Compagney Berlin und des Prometheus-Ensembles zum Stiftungsfest  nach Zehlendorf ein. Gefeiert wird am Sonntag, 6. April, ab 15 Uhr in der Pauluskirche, der Dorfkirche und im Gemeindehaus am Teltower Damm. Zu den Gästen zählen Altbischof Dr. Wolfgang Huber sowie viele ehemalige Chormitglieder. Es wird nicht nur musiziert, sondern auch zurück und nach vorn geblickt: Neben den Konzerten einzelner Chorgruppen belegen Filme, Zeitzeugenberichte und historische Fotos sowie eine vokale Experimentierbühne, die Kinder-Talentshow und ein Musikcafé die Tradition wie die Lebendigkeit des Domchores.

Familien, Musikfreunde wie Berlin-Historik-Interessierte sind eingeladen, beim Stiftungsfest in Zehlendorf mit dabei zu sein und das Jubiläum der ältesten musikalischen Einrichtung Berlins vorzufeiern. Der Eintritt ist frei.

1465 stellte Friedrich II. von Hohenzollern für die Musik in der „Dhumkerke“, der Pfarrkirche des Kurfürstlichen Schlosses in Berlin, fünf „Singeknaben“ ein. Gut hundert Jahre später führte die Gründung einer Hofkapelle unter der Leitung von Johann Eccard zur ersten Blütezeit des auf zwölf Sänger erweiterten Chors.

Zu internationalem Ansehen kam das Ensemble im 19. Jahrhundert unter der Leitung von Felix Mendelssohn Bartholdy, Otto Nicolai und August Neithardt. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges verlor der inzwischen sehr erfolgreiche Hofchor mit dem Kaisertum sein politisches Fundament, wurde in „Staats- und Domchor Berlin“ umbenannt und der Hochschule der Künste angegliedert. Seit Anfang der dreißiger Jahre prägte der nationalsozialistische Einfluss auch dieses Ensemble – bis hin zur politischen Instrumentalisierung bei Staatsakten.

Die Lage des Chors nach dem Zweiten Weltkrieg spiegelte die Inselsituation Berlins im Kalten Krieg wider. Seiner eigentlichen Wirkungsstätte beraubt, mussten die Sänger auf andere Kirchen der Stadt ausweichen und wurden zugleich durch internationale Konzertreisen zum Botschafter des geteilten Deutschlands.

Seit 1993 singt der Chor wieder im Berliner Dom. Konzertreisen führten ihn in viele Länder Europas, in die USA, nach Japan, Russland und Israel. Neben zahlreichen Preisen bei Wettbewerben wurde der Chor 2002 mit dem Europäischen Jugendchorkul turpreis ausgezeichnet und 2006 für einen Grammy Award nominiert. Das Berliner Musikleben bereichern die jungen Sänger durch Auftritte in Produktionen der Opernhäuser und Mitwirkungen bei Konzerten in der Berliner Philharmonie. Regelmäßig gestalten sie Gottesdienste im Berliner Dom und Berliner Repräsentationsveranstaltungen.

Heute ist der Staats- und Domchor Teil der Universität der Künste Berlin. Er vereint etwa 300 männliche Stimmen von fünf bis fünfundzwanzig Jahren in den verschiedenen Chören – von den Dominis über die Kurrende bis hin zum Konzertchor. Anspruchsvolle geistliche wie weltliche Chorwerke von der Renaissance bis zur unmittelbaren Gegenwart werden erarbeitet. Die Vermittlung zwischen Alter und Neuer Musik und die Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Komponisten ist dem Ensemble ein besonderes Anliegen. Am wichtigsten jedoch ist immer die Freude am Singen.

(sn)